Der "kleine" Salzburger Nationalheilige
DOKUMENTARFILM / LEOPOLD KOHR
16/06/10 „Etwas Besseres, einen spannendere Persönlichkeit als Leopold Kohr kann einem Filmemacher gar nicht passieren“, sagt Regisseur Alfred Ninaus. Für die ORF-Sendereihe „Menschen und Mächte“ dreht Ninaus derzeit ein Filmporträt.
Von Reinhard Kriechbaum
Am Montag, 14.Juni, hat man in Salzburg und Oberndorf (dem Geburtsort von Leopold Kohr) die ersten Szenen gedreht. Leopold Kohrs philosophische Ideen seien „brandaktuell“, sogar „aktueller, als wir es uns wünschen“, betont Produzent Ninaus. Er führt gemeinsam mit Fritz Kalteis Regie.
Noch heuer soll der etwa dreiviertelstündige Film fertiggestellt und im Jänner oder Februar nächsten Jahres im ORF gesendet werden. Davor werde es eine Salzburg-Premiere geben, heißt es. Auch in Niederösterreich soll der derzeit entstehende Film vorab gezeigt werden, denn auch dort hält man große Stücke auf Leopold Kohr. Als es darum ging, eine neue Landeshauptstadt fürs Bundesland zu finden, war Kohr nämlich Ratgeber und machte sich für St. Pölten stark.
Überrascht war man beim Pressegespräch am Mittwoch (16.6.), neben dem steirischen Filmemacher Alfred Ninaus einen Doppelgänger Kohrs sitzen zu sehen: Walter Patreider heißt der Mann, der ihm so ähnlich sieht. Zwei weitere Darsteller wurden für unterschiedliche Lebensalter gecastet. Florian Blöchl, der im Film Kohr als Kind spielt, ist erst zehn Jahre alt.
Alfred Ninaus hat für den ORF unter anderem große Dokumentarfilme über Peter Rosegger und zuletzt über Erzherzog Johann gemacht. Als Steirer, so sagte Ninaus vor Journalisten, fühle er sich geehrt, einen Film über den „Salzburger Nationalheiligen“ Kohr machen zu dürfen. Weil man an Originalschauplätzen dreht, hofft Alfred Ninaus auch auf internationale Vermarktung des Dokumentarfilms. Dass Geld nur aus Haslauers Kommerzfilm-Budget, nicht aber von Seiten der Filmförderung aus dem Kulturressort von David Brenner komme, „kränkt mich ein bißchen“, tat Ninaus kund. Salzburger Filmemacher kränken sich übrigens schon geraume Zeit, dass derzeit in der Kulturabteilung absolute Förderflaute herrscht. Der Bund trägt sehr wohl sein Scherflein zum Kohr-Film bei.
Aus materiellen Dingen machte sich Leopold Kohr wenig, er fuhr bis zuletzt einen gelben Opel Ascona aus den achtziger Jahren. Wo heutzutage ein solches Auto hernehmen? Es hat keinen Freak- und damit auch keinen Oldtimer-Wert. Alfred Ninaus erzählt, dass man über Recherchen im Opel-Museum in Brüssel auf einen Besitzer eines solchen Wagens im nahen Mattighofen gekommen sei. Das Auto spielt nun mit – und die Lehre ist: Auch wenn es bei Kohr um kleine Einheiten geht, kommt man im Ernstfall ja doch nicht um Vernetzung herum. Nicht mal um Brüssel!