Ein italophiler Humanist
TODESFALL / GERHAD TÖTSCHINGER
10/08/16 Das waren noch Zeiten, als es das „Fest in Hellbrunn“ gab! Dessen langjähriger Intendant, Gerhard Tötschinger, ist überraschend an einer Lungenembolie verstorben. Er wurde nur 70 Jahre alt.
Von Reinhard Kriechbaum
Zwölf Jahre lang, von 1982 bis 1994, war Gerhard Tötschinger Leiter des „Fests in Hellbrunn“. Gerne hat er sich an diesen Sommerabenden in eine der Grotten in den Wasserspielen begeben und aus Ovids Metamorphosen gelesen. Nicht nur da hat die humanistische Bildung im Akademischen Gymnasium in Wien durchgeschlagen. Überhaupt war Gehard Tötschinger einer, der es mit der Bildung hielt: ORF-Serien wie „Quiz in Rot weiß rot“ oder „Dialoge mit Herodot“ haben ihn populär gemacht. Als Buchautor hat er über die Habsburger geschrieben, über die Geschichte Österreichs und zuletzt das Buch über Franz Liszt „Vom Dorf in die Welt“.
Als Schauspieler debütierte er als Zwanzigjähriger bei den Sommerspielen Burg Liechtenstein, an der Seite von mit Gerhard Dorfer und Herwig Seeböck. In den 1970er Jahren war er Theaterintendant im Burgenland, danach Oberspielleiter im Stadttheater Klagenfurt. Von 1999 bis 2001 war er Intendant der Sommerspiele Perchtoldsdorf.
Tötschinger war italophil, was sich nicht nur in drei Venedig-Büchern niederschlug. So hat er beispielsweise von 1994 bis 1999 als Direttore artistico das Festival Arteuropa in Todi (Umbrien) geleitet. 1992 bis 1998 war er so gut wie monatlich in Italien und moderierte für Telearco Firenze Serien wie „Sulle tracce degli Asburgo“ oder „I Tesori d’Europa“.
Tötschinger war Mitglied im ORF-Publikumsrat, im ORF-Stiftungsrat und in beiden Programmausschüssen, zuletzt Mitglied im Kulturbeirat von ORF III.
Zum Zeitpunkt seines überraschenden Todes war er gerade mit seiner Lebenspartnerin Christiane Hörbiger in St. Gilgen auf Urlaub.