Kultur-Engagement, stark und leise
IM PORTRÄT / HEINRICH WIESMÜLLER
08/07/16 Es entspricht seinem Naturell, dass um seinen achtzigsten Geburtstag dieser Tage kein Wind gemacht wurde: Heinrich Wiesmüller war mehr als dreißig Jahre lang in unterschiedlichen Funktionen für die Festspiele tätig.
Mit einem kleinen Geburtstagsessen feierten die Festspiele den runden Geburtstag, ganz im Sinne des stets bescheiden auftretenden Jubilars. 1976 kam Wiesmüller erstmals ins Direktorium. Nach dem Ende der Ära Karajan 1989 spielte er die entscheidende Rolle in der Findungskommission, die Gerard Mortier als neuen Intendanten vorschlug. Nach seiner Lebensplanung sollte dies ein schöner Abschluss seiner Tätigkeit für die Festspiele werden. Doch es kam anders: Wiesmüller wurde 1991 Präsident der Salzburger Festspiele und war wichtigste Stütze von Gerard Mortier und Hans Landesmann, um die Festspiele nach der Ära Karajan zukunftsfest zu machen und attraktiv zu gestalten. 1995 übergab er die Präsidentschaft an Helga Rabl-Stadler.
Von 2001 bis 2007 stellte er als Vertreter der Tourismusförderungsfonds im Kuratorium nochmals wichtige personelle und bauliche Weichen für die Festspiele. So hat Wiesmüller letztlich vier künstlerische Leiter der Festspiele begleitet: Karajan, Mortier, Ruzicka und Flimm.
Heinrich Wiesmüller wurde am 1. Juli 1936 in Salzburg geboren und verbrachte seine Kindheit und Volksschulzeit in Tweng im Lungau, wo sein Vater Förster der Österreichischen Bundesforste war. Nach dem Humanistischen Gymnasium in Salzburg folgte das Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck und Wien. Nach einer Gerichtspraxis beim Landesgericht in Salzburg trat Wiesmüller in den Dienst des Landes Salzburg ein und arbeitete in den Abteilungen Verkehr und Außenhandel, Wirtschaft und Wohnungsbau sowie im Präsidialbüro, wo er als Sekretär von Landeshauptmann Hans Lechner unter anderem auch für die Kulturagenden des Landeshauptmannes zuständig war.
Mit Beginn des Jahres 1965 wurde Dr. Heinrich Wiesmüller erst geschäftsführender Gesellschafter im Bankhaus Carl Spängler & Co, der ältesten Bank Österreichs, in den 1990er Jahren Vorstandssprecher und schließlich Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Schon früh war Wiesmüller neben seiner beruflichen Tätigkeit im kulturellen Leben engagiert. So war er von 1964 bis 1972 Vorstand des Salzburger Kunstvereins, seit 1967 Mitglied des Kuratoriums der Internationalen Stiftung Mozarteum, ab 1988 Vizepräsident und bis 2003 Vorsitzender des Kuratoriums. (PSF/dpk-krie)