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Eine Gesellschaft ohne Muße und Musen ist arm

IM PORTRÄT / KONRAD PAUL LIESSMANN

08/06/16 Konrad Paul Liessmann wird am 28. Juli in der Felsenreitschule die Festrede bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele 2016 halten. „In einer Zeit, da der Populismus alle Lebensbereiche zu erobern droht, scheint uns der Kulturphilosoph Liessmann der ideale Festspielredner zu sein“, so Helga Rabl-Stadler und Sven Eric Bechtolf.

Dass eine Gesellschaft, die alles unter dem Aspekt der unmittelbaren Brauchbarkeit, Anwendbarkeit und Nützlichkeit sieht, in einem ökonomischen Sinn erfolgreich sein kann, muss gar nicht bezweifelt werden; dass solch eine Gesellschaft, die die Muße und die Musen nicht mehr kennt, die das Schöne und die Kunst nur mehr unter dem Aspekt der Umwegrentabilität und als Standortvorteil ins Auge fassen kann, eine arme Gesellschaft sein wird, scheint ebenso gewiss.“ Ein schöner Satz von Konrad Paul Liessmann, die Wichtigkeit von Kunst und Kultur betreffend.

Konrad Paul Liessmann, geboren 1953 in Villach, ist ein österreichischer Philosoph, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist sowie Universitätsprofessor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien.

In viele Sprachen ist Lissmanns Buch „Philosophie der modernen Kunst“ (1993, erweiterte Neuauflage 2013) übersetzt worden. Bei der Eröffnung eines Kulturfestivals darf man auch an sein Buch „Vom Nutzen und Nachteil des Denkens für das Leben“ (1997) erinnern. „Kitsch! oder warum der schlechte Geschmack der eigentlich gute ist“ (2002) oder „Schönheit“ (2009) sind Buchtitel, der durchaus auch auf der „Insel der Seligen“ (2005) relevant sein könnten. Als Mitherausgebers des Tagungsbandes „Geld. Was die Welt im Innersten zusammenhält?“ (Philosophicum Lech, 2009) ist er im Salzburger Festspielsommer auch alles andere als daneben.

Von Kitsch bis Kierkegaard, von Marx bis zur Modernen Kunst reicht das weite Spektrum seiner Publikationen, zuletzt erschienen etwa seine „Theorie der Unbildung“ (2006), die in viele Sprachen übersetzt wurde, „Das Universum der Dinge“ (2010), „Lob der Grenze. Kritik der politischen Unterscheidungskraft“ (2012) und „Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung“ (2014).

Liessmann ist Gründungsmitglied und wissenschaftlicher Leiter des seit 1997 stattfindenden Philosophicum Lech. Unter anderem wurde er mit dem Staatspreis für Kulturpublizistik (1996), dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels (2003), dem Donauland Sachbuchpreis, dem Preis der Havel-Stiftung (beide 2010) und dem Paul Watzlawick-Ehrenring (2016) ausgezeichnet. Der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten kürte ihn 2006 zum „Wissenschafter des Jahres“.

Landeshauptmann Wilfried Haslauer zum diesjährigen Eröffnungs-Festredner: Konrad Paul sei einer der prägendsten Philosophen unseres Landes und unserer Zeit. „Die Vermittlung von Philosophie und Ethik steht im Mittelpunkt seines Schaffens und so können wir voller Spannung seine Worte in dieser Zeit der gesellschaftlichen Umbrüche erwarten.“

Zwei Neue beim Eröffnungs-Festakt am 28. Juli: Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen und Kulturminister Thomas Drozda. (PSF/dpk-krie)

Bild: Zsolnay Verlag / Heribert Corn

 

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