asdf
 

Mode ist die Erzählung hinter dem Gewand

IM PORTRÄT / FLORA MIRANDA

13/05/16 Wo sie studiert und arbeitet, hat Mode einen völlig anderen Stellenwert als hierzulande: Flora Miranda, in Salzburg aufgewachsen, lebt in Antwerpen. Zur Zeit nimmt sie an einer Gruppenausstellung „displaying fashion, displaying art“ in der Galerie 5020 aus.

Von Reinhard Kriechbaum

„Mich interessiert der Mensch im Raum. Zwischen dem Menschen und seiner Umgebung ist Kleidung“, sagt Flora Miranda. Mode sei „nur eine von vielen Möglichkeiten, mit dem Körper zu arbeiten“. „I Want To Go! Coat“ heißt eines der Stücke aus flächig gegossenem Silikon, grün schimmernd. „Der Mantel bewegt sich wie eine schleimige Masse um den Körper“, erklärt Flora Miranda. „Seine organische Morphologie folgt ebenso der Spiralform und es scheint als würde der Körper mutieren.“ Mit Silikon hat sie viel experimentiert und gearbeitet in letzter Zeit. Das „React Jacket“ beispielsweise hat sie aus tropfenden Silikonfäden handgewebt.

Modedesign ist eine Szene, die wenig wahrgenommen wird hierzulande, in der die junge Flora Miranda aber, wie es aussieht, nicht wenig erfolgreich mitmischt. „Neueste Neuigkeiten: Ich bin Finalistin beim ITS (International Talent Support) in der Kategorie Mode.“ Für diese Konkurrenz junger Kreativer gebe es jedes Jahr 15.000 Einreichungen, nur zehn Leute kommen in die Endrunde, strahlt sie. Erst vor einem Monat hat sie den erstmals verliehenen „outstanding artist award“ für experimentelles Modedesign des Bundeskanzleramts gewonnen.

Als Kind oder Jugendliche sei es nicht unbedingt die Mode gewesen, die sie angesprochen hat. „Ich war einfach immer damit beschäftigt, eine Welt aufzubauen: Möbeldesign, Architektur, bildende Kunst – und darin der Mensch.“ Als Schülerin des Musischen Gymnasiums Salzburg wechselte sie vom Musikzweig zur bildenden Kunst. Das verwundert keineswegs, wenn man das familiäre Umfeld ansieht: Auch ihr Vater Wolfgang Seierl, Gitarrist und Maler, ist ja ein ständiger grenzgänger zwischen Musik und bildender Kunst. „In meiner Jugend war mir Malerei sehr wichtig, da hat es mich fasziniert einen dreidimensionalen Eindruck auf einer zweidimensionalen Oberfläche zu schaffen. Wie die Farbe, die Pigmente geschichtet sind, das Gefühl für das Material und wie die Farben nebeneinander und übereinander aufeinander reagieren. Aber all das wollte ich dann in Bewegung setzen, in tatsächlichem Raum denken und so kam ich schließlich zur Mode.“

So ist sie nach der Matura in die Hauptstadt des Modedesigns gezogen. Die Königliche Akademie, wo sie seit 2009 studierte, ist eine der weltweit angesehensten Ausbildungszentren in dieser Sparte. Sie entdeckte nicht nur die „Antwerp Six“ Walter van Beirendonck und Ann Demeulemeester, die in den frühen 1980er Jahren die Szene aufmischten, sondern auch die avantgardistische Modeschöpfergruppe „New Antwerp Six“. Auch diese Künstler sind aus dieser Universität herausgewachsen sind, ist die Stadt quasi zum Synonym für Kreativität geworden in diesem Kunstzweig. „Nach dem Studium habe ich in Amsterdam mit Iris van Herpen gearbeitet und mich dann selbstständig gemacht, bin wieder nach Antwerpen gegangen und habe mein Atelier gefunden.“

Sie „visualisiere Sinneserfahrungen“, erklärt Flora Miranda. „Ich gehe immer vom physischen Erleben aus und wie das materialisiert aussieht, die Konstruktion von Kleidung ist mehr Mittel zum Zweck.“ In der Mode sehe sie zwei Kategorien – Mode und Kleidung: „Für mich treffen sich die beiden idealerweise.“ Kleidung stehe fürs Funktionales also „ein angenehmes Bewegen in verschiedenen Umfeldern ermöglicht“. Mode sei hingegen „das erzählende Element“.

„Spectral Dress“ heißt eine der Arbeiten, die nun in der Galerie 5020 zu sehen sind. „Aus Silikon gegossene Wellen schillern in Regenbogenfarben, Acrylstäbe wandern spiralartig um den Körper und es entsteht so durch Form und Farbe der Effekt eines Farbspektrums“, erklärt Flora Miranda.

„displaying fashion, displaying art“ - bis 25. Juni – galerie5020.at
Bilder: Galerie 5020 (1) / Flora Miranda (2)

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014