Heiterkeit, "aber keine Persiflage"
IM PORTRÄT / LEONHARD ROCZEK
01/06/16 „Nach und nach entwickelt“ habe sich sein Kontakt zu den Paul Hofhaimer Tagen – dem Jahr und Jahr ehrgeizig programmierten Festival in Radstadt. Dort ist der junge Cellist Leonhard Roczek in dieser Woche Artist in residence.
Von Reinhard Kriechbaum
Mit dem Minetti Quartett ist er ja schon quasi Stammgast dort, spielte er schon mehrmals im Schloss Höch in Flachau. Auch heuer ist er natürlich mit „seinem“ Ensemble und einem namhaften Mitstreiter hier: In einer Matinee am Sonntag (7.6.) werden die Vier zuerst ein Werk von Beethoven spielen und dann, gemeinsam mit dem Bratschisten Peter Langgartner, das Streichquintett von Anton Bruckner.
Er habe „schon überlegt“, ob er die Einladung als Artist in residence annehmen solle, denn damit verbunden ist ja auch solistisches Tun. „Schließlich liegt mein künstlerischer Schwerpunkt in der Kammermusik.“ Eben beim Minetti Quartett, mit dem er längst auch international fleißig unterwegs ist. Dessen große Stunde schlug, als es für die Saison 2008/09 für die Konzertreihe „Rising Stars“ auf Tournee durch die angesehensten europäischen Konzerthäuser geschickt wurde. Von einer „musikalischen Sensation aus Österreich“ schrieb damals der Berliner „Tagesspiegel“.
Der Name des Ensembles bezieht sich auf ein Schauspiel des Schriftstellers Thomas Bernhard, der lange Zeit in Ohlsdorf wohnte, dem Geburtsort der beiden Geigerinnen Maria Ehmer und Anna Knopp. Mit ihnen und dem Bratschisten Milan Milojicic bildet Leonhard Roczek als das Minetti Quartett.
Als Einstimmung auf die diesjährigen Paul Hofhaimer Tage spielt Roczek am Mittwoch (3.6.) in der Klosterkirche Radstadt zwei Cellosuiten von Bach. Entschieden deftiger geht es tags darauf zu, wenn im Konzert der Philharmonie Salzburg unter Elisabeth Fuchs neben Mendelssohn Bartholdys „Reformations-Sinfonie“ und dem „Bolero“ von Ravel das Konzert für Violoncello und Blasorchester von Friedrich Gulda (1930-2000) auf dem Programm steht. Vor 25 Jahren habe dieses Konzert „frech“ gewirkt, sagt Festival-Leiterin Elisabeth Schneider. Jetzt vermittle es „immer noch viel Heiterkeit“. Der Solist Leonhard Roczek verweist auf den kühnen Stilmix, den der Grenzgänger Friedrich Gulda da hinein gebracht hat: „Es gibt kaum ein Genre, das nicht vorkommt“, aber Roczek betont auch die dem Werk bei alledem innewohnende Ernsthaftigkeit: „Es ist keine Persiflage.“