75 Jahre lang am Dirigentenpult
TODESFALL / LORIN MAAZEL
14/07/14 Im Vorjahr hat er in Salzburg das 50-Jahre-Jubiläum bei den Festspielen gefeiert, mit einem Konzert am Pult der Wiener Philharmoniker. Lorin Maazel war damit einer der dienstältesten Festspielkünstler. Am Sonntag (13.7.) ist er 84jährig in den USA gestorben.
Im Vorjahr leitete Maazel bei den Festspielen am Pult der Philharmoniker den ersten Akt der „Walküre“ (konzertant). „Er hält den Dirigierstab nach wie vor ungefähr so, als wolle er im Kaffeehäferl umrühren. Ein bisserl lässig, könnte man sagen. Oder positiver: Lorin Maazel dirigiert ökonomisch. Gewiss ist Lorin Maazel keiner, der einem Orchester irgendetwas mit großer Geste aufzwingt.“ So schrieb DrehPunktKultur darüber.
Als Dirigent von Mozarts „Le nozze di Figaro“ hat Lorin Maazel 1963 die Salzburger Festspiel-Bühne betreten. Wie lange das her ist, erhellt ein Blick auf die Sängerliste: Damals sang Dietrich Fischer-Dieskau den Grafen, Hilde Güden die Gräfin und Evelyn Lear den Cherubino. Es war die Eröffnungsvorstellung des damals eben umgebauten Kleinen Festspielhauses (Archivbild links unten). Als Operndirigent betreute Maazel in Salzburg 1980/81 Mozarts „Entführung“ und 1982/83 Beethovens„Fidelio“. 1984 hob er Luciano Berios „Un re in ascolto“ aus der Taufe. Auch „Rosenkavalier“ (1995) und „Elektra“ (1996) von Richard Strauss hat Maazel bei den festspielen dirigiert, Verdis „Don Carlo“ (1998/99/2001) und „Falstaff“ (2001), Mozarts „Don Giovanni“ (1999), Wagners „Tristan und Isolde“ (2000). 119 Festspiel-Auftrfitte hat Lorin Maazel in Summe gehabt, davon 83 in der Oper.
Maazel war unter anderem künstlerischer Direktor der Deutschen Oper Berlin (1965-1971), Wiener Staatsoperndirektor (1982-1984) und Musikdirektor der New Yorker Philharmoniker (2002-2009). Seinen letzten Chefposten bei den Münchner Philharmonikern hat er im Frühjahr aus gesundheitlichen Gründen zurückgelegt.
Ein Dreivierteljahrhundert hat Lorin Maazel konzertiert, denn er war ja ein Wunderkind: Im zarten Alter von neun Jahren dirigierte er bei der New Yorker Weltausstellung zum ersten Mal ein großes Orchester, als Zwölfjähriger ging er auf US-Tournee, als 15Jähriger gab er sein Debüt als Geigensolist. 1960 war er nicht nur der erste Amerikaner, der auf dem Grünen Hügel in Bayreuth ans Pult treten durfte, er war auch der bis dato jüngste Dirigent in Bayreuth. Das historische Foto links zeigt ihn bei seinem Debüt dort, er dirigierte den „Lohengrin“. 1964 übernahm er von Ferenc Fricsay das Radio-Symphonie-Orchester (RSO) Berlin (heute: Deutsches Symphonie-Orchester Berlin), das er bis 1975 als Chefdirigent leitete.
Ein Grund für sein Ausscheiden als Staatsoperndirektor 1984 war, dass er den Opernbetrieb dort der damals sich allmählich durchsetzenden „Stagione“ angleichen wollte – in der Staatsoper hält man aber bis heute das Repertoire hoch. Insgesamt elf Mal (zuletzt 2005) leitete Lorin Maazel das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Die Sympathie zu diesem Orchester war ungebrochen. (dpk-krie)