Was für ein Zirkus!
IM PORTRÄT / GEORG DAXNER
26/11/13 Vor Sechzehn Jahren war ein zugeschneites Auto das Einzige, das im Salzburger Volksgarten zu sehen war und einen einsamen Radfahrer auf eine Idee brachte… Heute steht an dieser Stelle ein Zeltdorf. Das Winterfest ist zum drittgrößten Kulturevent Salzburgs geworden.
Rund 25.000 Besucher begrüßt man jedes Jahr, und damit ist das Winterfest auch das größte Festival für zeitgenössische Circuskunst im deutschsprachigen Raum. Heuer hat Daxner auch wieder das historische Spiegelzelt aufgestellt – ein Ding, das ihm ganz besonders ein Herzensanliegen ist: Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts waren Spiegelzelte die Prunkstücke eines jeden Jahrmarktes und beliebter Treffpunkt für Tagträumer und Nachtschwärmer. Auch hundert Jahre später fasziniert das Spiegelzelt, wie es Besucher bereits im Winterfest-Jubiläumsjahr 2010 miterleben konnten. „In den letzten drei Jahren haben wir intensiv an der Wiederaufnahme dieser außer-gewöhnlichen Spielstätte gearbeitet. Umso mehr freut es uns, dieses Jahr erneut das Winterfest durch ein täglich wechselndes Programm im Spiegelzelt zu bereichern. In dem wunderschönen Ambiente lassen wir Wiener Kaffeehauskultur auf Pariser Varieté-Kunst treffen“, schwärmt Daxner.
Sein Spiegelzelt – ein „Danspalais“ aus dem 19. Jahrundert - zeigt sich 2013 als Tanzkulisse für Tango- und Swingabende. In Zusammenarbeit mit dem Jazzit und dem Literaturhaus bietet das Winterfest musikalische Lesungen, Kabarettistisches zum Nachdenken und schräg virtuose instrumentale Grenzgänge.
Georg Daxner und der Nouveau Cirque – ein Liebesverhältnis. Vor dem Loslassen, dem Aufgeben vermeintlicher Sicherheit schreckt Georg Daxner nicht zurück. Besessen von der Zirkus-Idee, brach er alle Zelte in Salzburg ab, zog mit Frau und Kind in die Schweiz und arbeitete beim Zirkustheater Federlos – um ab 2001 als Intendant des Winterfest die Circus-Zelte im Salzburger Volksgarten alljährlich wieder neu aufzuschlagen.
Georg Daxner ist in Baden bei Wien aufgewachsen, seit 1981 lebt er mit seiner Familie in Salzburg. Hier fing er als Kulturmanager im Kulturgelände Nonntal an, wo er bald für das Programm verantwortlich war. Als eines seiner ersten Engagements lud er die Gruppe Zirkustheater Federlos nach Salzburg, der er schließlich als Mitglied in die Schweiz folgte. Die Faszination? „Das Nomadische des Zirkus, das Aus-dem-Boden-Stampfen der Infrastruktur, jedes Mal aufs Neue, die ständige Veränderung.“
Seine erste Begegnung mit dem Nouveau Cirque hatte er beim Donaufestival in Krems mit Que-Cir-Que. Georg Daxner war so begeistert, dass er dieses zeitgenössischen Circusensemble mit nach Salzburg in den Volksgarten nahm – auf eigenes finanzielles Risiko, mit allen verbundenen Konsequenzen. Die Idee zündete, nach 13 Jahren ist das Festival zu einem festen Bestandteil im Salzburger Kultur-Jahreslauf geworden.
„Jede Salzburgerin und jeder Salzburger sollte zumindest einen Tag in der stressigen Vorweihnachtszeit die Möglichkeit haben, in einem poetischen Raum zu sich und zur Ruhe zu kommen und den Advent so zu verbringen, wie es früher einmal war“, wünscht sich Georg Daxner.
Seit 1993 betreibt Georg Daxner auch noch den Zeltverleih Daxnerzelte. Einer wie Daxner hört nicht auf zu träumen. Eine Circus-Schule in Österreich, die erste in diesem Land, schwebt ihm vor. Obwohl er in seinem Leben schon viele Rollen eingenommen hat, eine Konstante bleibt dabei immer: Es ist die Ermöglichung von Kunst, verbunden mit dem Mut zu scheitern: „Kunst stimmt für mich, wenn sie langfristig berührt, wenn sie beglückt, traurig macht oder bestürzt. Denn Kunst ist, was bleibt.“ (Winterfest/dpk-krie)