Hoher Sinn für die Altstadt-Qualität
TODESFALL / REINER KASCHL
21/10/13 Ohne ihn wäre Salzburg um bemerkenswerte Bauten ärmer, nicht zuletzt um sensible Adaptierungen von Altstadtbauten: Der Architekt Reiner Kaschl ist dieser Tage gestorben. Er war erst erst 67 Jahre alt.
Gemeinsam mit Heide Mühlfellner betrieb Reiner Kaschl seit 1980 ein gemeinsames Atelier, das sich zu einem der erfolgreichsten Architekturbüros in Salzburg entwickeln sollte. Einige der Bauten sind jedem Salzburger geläufig: etwa das signifikante Bürogebäude am unteren Ende der Rainbergstraße. Der Block VIII der Salzburger Forellenwegsiedlung war ein bemerkenswerter Impuls für den Salzburger kommunalen Wohnbau. Vielfältig war das Engagement von Kaschl & Mühlfellner. Mehr als fünfzig Einfamilienhäuser haben die beiden gemeinsam in Österreich, der Schweiz und in den USA entworfen.
Besondere Liebe zeigte Kaschl für Räume für die Kunst: Das Residenz-Neugebäude gestalteten Kaschl & Mühlfellner zum preisgekrönten Salzburg Museum um, das Palais Liechtenstein revitalisierten sie als ein Kernstück der Altstadt-Universität in der Kapitelgasse. Für Thaddaeus Ropac planten sie den Umbau einer alten Siebdruckerei zur Galerie in Paris und renovierten die Villa Kast am Mirabellplatz, für Mario Mauroner gestalteten sie die Wiener Galerieräume.
„Was trotz aller Vielfalt der Aufgaben sämtliche Projekte vereint und auszeichnet, ist die Perfektion und stringente Funktionalität in jedem Detail“, heißt es in einem Nachruf der Initiative Architektur.
Für Qualität in der Architektur der Gegenwart engagierte sich Reiner Kaschl seit vielen Jahren auch in Salzburger Gremien – etwa als Mitglied der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung, deren Vorsitzender er war. Während dieser Phase wurden zentrale Vorhaben in Salzburger Altstadt realisiert, die er mit Umsicht und großem Gespür begleitet hat. Als erstes Architekturbüro überhaupt hat Kaschl & Mühlfellner im Jahr 2012 den Internationalen Preis für Kunst und Kultur der Stadt Salzburg erhalten.
Auch im Ausland gab es Ehre: Im Auftrag des Kunststoffmaschinenherstellers Engel baute das Team Firmengebäude in Europa und Mexico – dort wurde die luftig-lichte Konstruktion zum „Best Building of the State of Queretaro“ gekürt.
Reiner Kaschl, Jahrgang 1946, wurde ihn Kaprun geboren. Sein Vater arbeitete dort als Ingenieur beim Kraftwerksbau. Kaschl war in seiner Jugend auch Schispringer. Er begann 1968 sein Architekturstudium 1968 an der TU Graz, wechselte aber ein Jahr später an die Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Dort prägten ihn seine Professoren Johannes Spalt und Friedrich Achleitner. Erste Aufträge und Studienreisen führten zur Beschäftigung mit der amerikanischen und insbesondere der japanischen Holzbauweise, die ihm zeitlebens ein Vorbild blieb.
(Initiative Architektur/dpk-krie)