Kultur nicht gegen andere Bereiche ausspielen
MARCIC-PREIS / SIEGBERT STRONEGGER
12/04/13 "Ich will, dass es Menschen in Stadt und Land gut geht, dass es Arbeit gibt, soziale Sicherheit und ein breites kulturelles Angebot, dass das Leben bereichert. So Siegbert Stronegger am Donnerstag (11.4.), als ihm in der Salzburger Residenz der René-Marcic-Preis überreicht wurde.
„Ich wurde kulturpolitisch sozialisiert in den Zeiten von Unterricht- und Kunstminister Fred Sinowatz. Seine Maxime, dass Kulturpolitik die Fortsetzung einer richtig verstandenen Sozialpolitik sei, gilt bis heute. Und so darf es nicht sein, dass Kinderbetreuung, Schul- und Bildungspolitik und soziale Transferleistungen gegen die Kunst und Kultur ausgespielt werden.“ Das sagte Stronegger in seiner Dankrede bei der Preisüberreichung.
Zur aktuellen Situation in Salzburg bemerkte der ehemalige Landesdirektor des ORF Salzburg, dass er nicht für Politikerschelte, die im Rundumschlag geführt werde, zu haben sei. „Ich sehe keinen Weg vorbeigehen an der parlamentarischen Demokratie, an der Parteiendemokratie und an demokratisch legitimierten Politikerpersönlichkeiten, denen Gestaltungsmacht auf Zeit übertragen wird. Experten können in einer Demokratie niemals die Politiker ersetzen. Der Zynismus an der Sache ist, dass dies selbst jene Journalisten wissen, die in ihren Medien mit dem Diktat der Experten kokettieren und auch gleich einmal von einem Philosophenrat als Schattenregierung schwärmen. Für mich geht kein Weg daran vorbei, dass Medien einen aufklärerischen Dienst an der Gesellschaft zu tun haben. Ohne ordentlich informierte Öffentlichkeit funktioniert die Demokratie nicht, deshalb sind Rundumschläge und Gehässigkeiten kein Beitrag zur ordentlichen Information der Öffentlichkeit.“
Siegbert Stronegger habe bei seinen Berichten stets darauf geachtet, dass die gesammelten und gesichteten Fakten für sich sprechen sollten, ohne dass sich der Berichterstatter mit seinen Vorlieben und Aversionen ungebührlich einmengt, so Laudator Karl-Markus Gauß. „Er war sich aber stets auch bewusst, dass ein Rest bleibt, der Zweifel offen lässt, dass also auch dort Skepsis angebracht ist, wo alles ein für alle Mal geklärt zu sein scheint.“ Nach seinem Wechsel zum ORF habe Stronegger, abgesehen davon, dass er viele Berichte selber gestaltet hat, als verantwortlicher Redakteur, Abteilungsleiter und Landesdirektor vieles ermöglicht, das gut, und vieles verhindert, das schlecht war. (Landeskorrespondenz)