Mundl und Gott der Herr
IM PORTRÄT / KARL MERKATZ
17/11/10 Der Herr im Leiberl, der auf dem Bild rechts seine „Schwanztrompeten“ herzeigt: So haben ihn viele Österreicher seit den siebziger Jahren abgespeichert: Karl Merkatz alias „Mundl“ feiert heute, Mittwoch (17.11.) seinen achtzigsten Geburtstag.
Von Reinhard Kriechbaum
Eines seiner ersten Engagements hatte Karl Merkatz 1958-1960 ans Salzburger Landestheater geführt, und hier spielte der Wahl-Salzburger unter anderem in der Ära Hochstraate den „Bockerer“ – eine Rolle, auf die man den wandlungsfähigen Schauspieler ebenso buchen könnte wie eben auf den Sympathie-Proleten Mundl. Dass ihn diese Rolle nicht „gefressen“ hat, dass Karl Merkatz auch nach dem Serien-Erfolg als leiser, literarisch bewusster Darsteller gefragt war und vom Publikum akzeptiert wurde – das sagt sehr viel über diesen charismatischen Künstler.
Am 17. November 1930 also wurde Karl Merkatz in Wiener Neustadt geboren. Nachdem er das Tischlerhandwerk erlernt hatte, gab er sich seiner großen Liebe, dem Schauspiel hin, und nahm Unterricht in Salzburg, Wien und Zürich. Es folgten Engagements unter anderem am Theater der Stadt Heilbronn, an den Städtischen Bühnen Nürnberg, am Salzburger Landestheater, an den Bühnen der Stadt Köln, am Schauspielhaus Hamburg und am Thalia Theater, an den Münchner Kammerspielen sowie am Wiener Volkstheater.
1968 debütierte Karl Merkatz bei den Festspielen (Hofmannsthal, „Der Schwierige“). Er spielte hier unter anderem in einer Flimm-Inszenierung an der Seite von Otto Schenk in Nestroys „Mädl aus der Vorstadt“ und 2005 unter Martin Kušejs Regie in Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“. Christian Stückl holte ihn 2005 und 2006 als „Gott der Herr“ in den „Jedermann“.
Karl Merkatz war in mehr als 250 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Neben dem „Bockerer" zählen zu seinen wichtigsten Arbeiten die Kulturserie „Ein echter Wiener geht nicht unter" und die Fernsehserie "Der Spritzen-Karli".
Zu den Film- und Fernsehengagements kamen mehr als 150 Theaterrollen, in denen Merkatz vor allem Nestroy, Raimund- und Shakespeare-Figuren darstellte. Merkatz wirkte außerdem in Operetten mit - etwa als Frosch in der "Fledermaus" von Johann Strauß. Er gastierte in Hamburg ebenso wie an der Niederländischen Oper Antwerpen. 1993 brillierte er erstmals in einer Musicalrolle am Stadttheater Klagenfurt als "Der Mann von La Mancha", später begeisterte er auch am Theater an der Wien als Milchmann Tevje in "Anatevka".
Karl Merkatz erhielt das Filmband in Gold (1982) für den Bockerer (1. Teil) und eine Goldene Romy als beliebtester Schauspieler Österreichs (1996). Im Juni 1999 wurde der populäre Schauspieler in Wien mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. 1995 erhielt er die Goldene Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien für seine Verdienste an Wiener Theatern und als exzellenter Darsteller von wienerischen Typen.