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Der Praktiker unter den ORF-Chefs

TODESFALL / THADDÄUS PODGORSKI

16/03/24 Ob man's glaubt oder nicht: Auf den Namen des prominenten ORF-Journalisten Thaddäus Podgorski, der in der Nacht auf Samstag (16.3.) 88jährig verstorben ist, stößt man sogar auf den Schauspieler-Listen im Archiv der Salzburger Festspiele. Otto Schenk betraute ihn in den frühen 1980er Jahren mit Rollen in Nestroys Der Zerrissene und Shakespeares Was ihr wollt.

Da war der 1935 in Wien geborene Thaddäus „Teddy“ Podgorski freilich schon längst im ORF auf höheren Karrierewegen unterwegs. Damals gerade als Sportchef. Aber er hatte sich schon sein Studium der Kunstgeschichte und Germanistik mit Bühnenauftritten finanziert, als Statist in der Staatsoper oder mit kleineren Rollen in Kellertheatern, im Theater der Jugend und auch im Volkstheater. Später hat er im Theater in der Josefstadt und an den Wiener Kammerspielen Regie geführt, Sogar bei den Seefestspielen in Mörbisch ist er auf der Bühne gestanden. Den Njegus in Die lustige Witwe spielte er auch in der Pariser Bastille Oper und der Wiener Staatsoper. Durchaus verwunderlich für einen, der in den 1970er Jahren bei Aktenzeichen XY ungelöst ein Mal im Monat aus Wien die neuesten Fahndungsergebnisse kolportierte.

Als Nachrichtensprecher und Reporter hatte er freilich schon 1953 als Achtzehnjähriger beim Radiosender Rot-Weiß-Rot begonnen. 1955 wechselte er zum Aktuellen Dienst des neugegründeten ORF-Fernsehens, wo er bald Erfinder, Leiter und Redakteur der Zeit im Bild wurde. Bis 1963 war er für den Aktuellen Dienst verantwortlich.

Der nächste Schritt in Podgorskis Karriere erfolgte 1967, als er von ORF-Generalintendant Gerd Bacher zum Chefreporter befördert wurde. In seiner neuen Funktion entwarf der zahlreiche Erfolgsformate, wie zum Beispiel Sportpanorama und An den Boxen. 1972 wurde er TV-Sportchef des ORF. Daneben stand er für die Sendungen Jolly Joker und Seinerzeit regelmäßig vor der Kamera. Zwischendurch kam seine künstlerische Ader immer wieder zum Vorschein, etwa als Schauspieler in der Rolle des Gestapo-Agent Pfalzner in Der Bockerer. Auch Bücher zu Sportthemen hat er geschrieben.

1986 wurde Thaddäus Podgorski für vier Jahre zum Generalintendanten des ORF bestellt – wohl der ausgewiesenste Praktiker je in dieser Funktion. In seiner Amtszeit war er für zahlreiche Entscheidungen verantwortlich, welche heute noch Eckpfeiler des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind. Sein wohl größtes Projekt war die TV-Regionalisierung, die mit Sendungen wie Bundesland heute vorangetrieben wurde. Weiters gehen die Etablierung der Volksgruppensendungen, der Ausbau des 3sat-Programme und die Unterzeichnung erster wichtiger Verträge mit den Rundfunkanstalten in Osteuropa auf sein Konto. Auch das Format Heimat, fremde Heimat und die international renommierte Dokumentationsserie Universum wurden in seiner Intendantenzeit eingeführt. (ORF/dpk-krie)

Bild: ORF

 

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