asdf
 

Der Medienmensch für Volksmusik

TODESFALL / SEPP FORCHER

19/12/21 Die zweihundertste und damit für ihn als Moderator letzte Folge von Klingendes Österreich wurde im Frühjahr vorigen Jahres ausgestrahlt. Nun ist Sepp Forcher gestorben, zwei Tage nach seinem 91. Geburtstag. Er hat – nicht nur was die Volksmusik betrifft – ein gutes Stück Salzburger Radio- und österreichische Fernsehgeschichte mit geprägt.

Klingendes Österreich – erdacht vom damaligen Salzburger ORF-Landesdirektor Friedrich Urban – wurde zu Forchers Erfolgssendung schlechthin. Da wurden musikalische Traditionen und landschaftlichen Schönheiten österreichischer und grenznaher Gegenden vorgeführt und authentische Volksmusik präsentiert. Ein sehr seriöses Gegenprogramm zum Musikantenstadl.Weit über zweitausend Volkslied- und Volksmusikgruppen sowie Blaskapellen und Schützenkompanien begleiteten Forcher bei seinen Wanderungen durch Österreich, Südtirol und Bayern. Auf genau zweihundert Sendungen hat er es gebracht. Für Klingendes Österreich ist Sepp Forcher schon in den 1990er Jahren ausgezeichnet worden: 1993 mit dem Fernsehpreis Goldene Romy und sechs Jahre später mit dem René-Marcic-Preis für publizistische Leistungen.

Forchers erster Radioauftritt: Da erzählte er in der legendären Sendung Autofahrer unterwegs Rosemarie Isopp die Sage von Kaiser Karl im Untersberg. Die eigentliche Radio-Entdeckung war an einem 6. Dezember: Im Krimplstätter von Günter Essl gab es einen Stammtisch, der regelmäßig von Radio Salzburg übertragen wurde. Man war auf der Suche nach einem Nikolaus. Forcher hatte nicht nur einen echten Bart, auch die nötige Eloquenz – und die war gefragt, weil sich der vorbereitete Text nicht fand...

Landesintendant Rudi Bayer holte Forcher daraufhin 1976 ins Landesstudio. Mit’n Sepp ins Wochenend, Mit’n Sepp ins Museum, das Wunschkonzert Ein Gruß an Dich und Bergsteigersendungen wurden Publikumsrenner im Radio. Forcher gestaltete weit mehr als 1.000 Sendestunden für verschiedene Landesstudios: Ins Land einischaun, Mit Musik ins Wochenende. Der ultimative Dauerbrenner wurde schließlich, von 1986 bis 2020, Klingendes Österreich.

Sepp Forcher kam am 17. Dezember 1930 als Sohn von Südtiroler Eltern in Rom als Giuseppe Forcher zur Welt. Er wuchs in Sexten in bescheidenen Verhältnissen auf. Der Vater war Hüttenwirt. Seine Eltern entschieden sich nach dem Südtirol-Abkommen zwischen Hitler und Mussolini für die Option, Italien den Rücken zu kehren. Seine spätere Kindheit und Jugend verbrachte Forcher ab 1940 auf der Hacklhütte in Werfenweng im Pongau (Salzburg). 1950 ging er nach Kaprun und war dort zuerst als Hilfsarbeiter und dann beim Störtrupp der Tauernkraftwerke bis 1952 beschäftigt. Bis 1955 arbeitete Sepp Forcher freiberuflich als Träger, Bergsteiger und Mineraliensucher. Während dieser Zeit bestieg er zahlreiche Berge: das Matterhorn, den Mont Blanc und Gipfel in den Pyrenäen.

Ab 1955 waren Forcher und seine Ehefrau Helene („Helli“) Hüttenwirte im Berglandhaus in Großarl, ab 1959 im Zeppezauerhaus am Untersberg in Salzburg. Ab 1966 verwaltete er Berghäuser in Krippenbrunn am Dachstein. Ab 1971 war Forcher Stadtwirt im Platzlkeller im Herzen Salzburgs. (ORF/dpk-krie)

Archivbilder: ORF

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014