Es gibt auch in Zukunft viel zu tun.
IM PORTRÄT / ANGELA GLECHNER
30/11/21 Angela Glechner, die Intendantin der Szene Salzburg, erhält den Großen Kunstpreis. Der höchstdotierte Kulturpreis des Landes wurde heuer im Bereich Darstellende Kunst vergeben. Die Preisträgerin ist „völlig überrascht“ – werde sie doch für etwas ausgezeichnet, das für sie ohnehin zum beruflichen Selbstverständnis gehört.
Von Heidemarie Klabacher
Sie wolle „das Spektrum der zeitgenössischen Bühnenkunst in ihrer Vielfalt zeigen“. Das sagte im Mai 2013 die neue Intendantin der Szene Salzburg bei ihrer ersten Programmpräsentation. Nun erhält Angela Glechner den Großen Kunstpreis des Landes Salzburg. Und die Jury lobt genau das, was die Ausgezeichnete einst als Programm vorgelegt hat: „Angela Glechner holt zeitgenössische, internationale und künstlerisch innovative Positionen aus den Bereichen Performance, Tanz und Theater nach Salzburg und macht sie sicht-, erleb- und spürbar.“ Für Angela Glechner ist die Auszeichnung „ein Ansporn, weiter zu machen, Neues auszuprobieren, Bestehendes weiterzuentwickeln und vor allem die Szene Salzburg als unabhängigen Ort des Ermöglichens von Kunst konsequent weiter zu betreiben“.
Die Prämierung komme für sie selbst völlig überraschend, so Angela Glechner, „da ich den Preis auch für etwas erhalte, das zu meinem beruflichen Selbstverständnis gehört, mit Künstlerinnen und Künstlern sprechen und mich mit ihnen auszutauschenund zu erfahren, was sie gerade interessiert, welches Projekt sie als nächstes planen, wie sie dieses Vorhaben realisieren können und ob wir vielleicht kooperieren. Mich in Proben zu setzen, danach Feedback zur Choreographie, zur Dramaturgie, zu Sound, Raum, Kostümen, Licht zu geben. An den vielfältigen Prozessen beteiligt zu sein, die eng mit dem Kunstschaffen, der Produktion und der Präsentation von Tanz-, Theater- und Performancestücken zu tun haben. Dieser kontinuierliche Dialog, insbesondere mit den in Salzburg arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern, dauert nun schon zehn Jahre an und zeigt, wieviel kreatives Potential es in der Stadt gibt.“
Angela Glechner studierte in Wien Universität Wien Publizistik, Kommunikationswissenschaft und Geschichte. 1997 begann ihre Laufbahn im Kunst- und Kulturbereich. 2001 übernahm sie die Produktionsleitung des damals neu eröffneten Tanzquartiers Wien unter der künstlerischen Leitung von Sigrid Gareis. Von 2003 bis 2004 war sie verantwortliche Produktionsmanagerin beim KunstenFestivaldesArts in Brüssel unter der künstlerischen Leitung von Frie Leysen. Von 2005 bis 2007 war Angela Glechner die Projektleiterin der Initiatives in Dance through European Exchange IDEE im Rahmen des EU-Programms Culture 2000. Von 2004 bis 2007 war Glechner Produktionsleiterin und Managerin für den österreichischen Choreografen Philipp Gehmacher, von 2007 bis 2009 Mitglied im Kuratorenteam für Off-Theater und Tanz der Stadt Wien.
Ab 2008 kuratierte sie, gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter Matthias von Hartz, das Programm des Internationalen Sommerfestivals Hamburg, einem der wichtigsten Festivals für zeitgenössisches Theater und Tanz in Deutschland. Seit Juni 2012 ist Angela Glechner künstlerische Intendantin und kaufmännische Geschäftsführerin der Szene Salzburg, sie kuratiert die Sommerszene und die Festivalreihe „Performing New Europe“. Darüber hinaus ist sie Mitglied in diversen Jurys, aktuell im Tanzbeirat der Stadt Graz und im Tourneeförderprogramm DOTA. Seit 2019 ist sie als Beirätin des Bundesministeriums im Bereich Darstellende Kunst tätig.
Die gebürtige Oberösterreicherin und Wahlsalzburgerin erhält den mit 15.000 Euro dotierten Großen Kunstpreis des Landes Salzburg für ihre „wichtigen künstlerischen, diskursiven und kulturpolitischen Impulse in der Stadt Salzburg und darüber hinaus als Künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der SZENE Salzburg“, heißt es in der Begründung der Jury, bestehend aus Bettina Hering (Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele), Martin Thomas Pesl (freier Autor und Kulturjournalist, Beirat Kulturministerium) und Sebastian Linz (Künstlerischer Geschäftsführer der ARGEkultur Salzburg). „Dass man im Theater sitzt und glücklich ist… An diesem Gedanken wolle sie für ihre künftigen Szene-Programme jedenfalls „eher ansetzen“, denn an internationalen Trends“, sagte Angela Glechner nach ihrer Bestellung zur Szene-Intendantin. Es ist der Pandemie und deren Verwaltern geschuldet, dass dieser zeitlose Wunsch derzeit für die gesamte Kultur beinah illusorisch klingt.
Bilder: Bernhard Müller
Das Land Salzburg vergibt heuer zum zweiten Mal den Großen Kunstpreis (Dotation 15.000 Euro) im Bereich Darstellende Kunst. Wie für Musik, Literatur und Bildende Kunst wird damit alle vier Jahre eine Persönlichkeit ausgezeichnet, die mit ihrem konsequenten und kontinuierlichen Arbeiten die Salzburger Tanz- und/oder Theaterlandschaft erheblich geprägt hat und deren Präsenz über die Grenzen Salzburgs hinausreicht.
Der Festakt zur Verleihung des Großen Kunstpreises des Landes Salzburg, der Jahresstipendien und aller Preise des Jahres 2021 in insgesamt 13 Sparten wird heute Dienstag (30.11.) um 18 Uhr übertragen auf www.salzburg.gv.at