Er kommt jetzt gleich nach Karajan
AUSZEICHNUNG / RICCARDO MUTI
15/08/21 Gefühlt gibt es jedes Jahr etwas zu feiern mit Riccardo Muti. Heuer sind es sogar zwei Gründe: Am 28. Juli ist er achtzig Jahre alt geworden, und vor fünfzig Jahren hat er bei den Festspielen debütiert.
„Seine internationale Karriere ist ohne Salzburg nicht dfenkbar. Die Salzburger festspiekle wiederum sind ohne Riccardo Muti undenkbar“, heißt es in einer Eloge des Festspieldirektoriums im Programmheft zu Beethovens Missa solemnis, die Muti in diesen Tagen drei Mal mit den Wiener Philharmonikern und dem Staatsopernchor im großen Festspielhaus hören lässt. Ferragosta in Salzburg ohne Riccardo Muti? Seit vielen Jahren Einfach undenkbar.
Heute Sonntag (15.8.) wird der gebürtige Neapolitaner zum 80. Geburtstag mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Landeshauptmann Wilfried Haslauer überreicht es ihm.
„Die Qualität als jährlich neu zu erinnernder Anspruch, das war der Gründungsauftrag der Salzburger Festspiele vor hundert Jahren. Diesem wird Riccardo Muti seit einem halben Jahrhundert geradezu idealtypisch gerecht“, so Präsidentin Helga Rabl-Stadler bei der Feier. „Seine hohe Musikalität, seine Leidenschaft, sein unerbittlicher Perfektionsanspruch machen ihn zur beeindruckenden Konstante in einer von oberflächlichen Events bedrohten Kulturlandschaft. Riccardo Muti ist ein Star im leuchtenden Sinne des Wortes.“
150 Mal ist Riccardo Muti bisher in Salzburg am Opernpult gestanden und 120 Mal als Konzertdirigent aufgetreten. Mit diesen 270 Terminen steht er ziemlich einzigartig da. Zu mehr hat es nur Karajan gebracht, der den damals Dreißigjährigen 1971 einlud, auf dass er hier Donizettis Don Pasquale dirigiere. Von einem „Geheimtipp der jungen Dirigentengeneration“ sprach Karajan damals. Seit 1971 hat Muti nur einen Sommer in Salzburg ausgelassen.
Bereits in der Kindheit war Riccardo Muti am Klavierspielen interessiert gewesen. Nach dem Gymnasium begann er ein Studium für Klavier und Philosophie in seiner Heimatstadt Neapel. Es folgte die Ausbildung in Komposition und Dirigieren im Mailänder Verdi-Konservatorium, die er mit Auszeichnung absolvierte. Die Initialzündung von Mutis großartiger, internationaler Karriere ereignete sich 1967, als er den Guido-Cantelli-Wettbewerb für Dirigenten gewann. Da dauerte es also nur mehr vier Jahre, bis er in Salzburg landete. Schon 1968 wurde Muti Chefdirigent des Maggio Musicale Fiorentino, eine Funktion, die er bis 1980 bekleidete. Von 1972 bis 1982 war er als Nachfolger von Otto Klemperer Chefdirigent des Philharmonia Orchestra in London, 1980 übernahm er von Eugene Ormandy die Position des Musikdirektor des Philadelphia Orchestra. Die Mailänder Scala hatte nie länger einen Opernchef als ihn, von 1986 bis 2005.
2004 gründete Muti das Orchestra Giovanile Luigi Cherubini, mit dem er auch schon in Salzburg war. Da bewerben sich jedes Jahr bis zu sechshundert italienische Musikerinnen und Musiker – es ist also ein Eliteorchester des Landes. In Salzburg initiierte Riccardo Muti mit diesem Klangkörper 2007 bei den Pfingstfestspielen ein auf fünf Jahre anberaumtes Projekt, das wiederentdeckten Werken der neapolitanischen Schule des 18. Jahrhunderts galt, mit Opern und geistlicher Musik.
Seit 2010 ist Muto Musikdirektor des Chicago Symphony Orchestra.
Die Wiener Philharmoniker lieben Riccardo Muti nicht nur in Salzburg: Sie haben ihm, als er 1992 das Festkonzert zum 150-Jahre-Jubiläum des Oprchesters leitete, den Goldenen Ring verliehen. Seit 2011 ist er Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker. Und schon sechs Mal haben sie ihn fürs Neujahrskonzert ans Pult geholt. Auch da ist er also bald rekordverdächtig. (dpk-krie)