Zwölf Zeichnungen pro Sekunde
IM PORTRÄT / KATHRIN STEINBACHER
05/05/20 Das diesjährige Jahresstipendium für Film geht an die Salzburger Animations-Filmemacherin Kathrin Steinbacher. Ein Signal gerade jetzt, da die Filmbranche – vielleicht mehr als andere Kulturbereiche – durch den Stillstand durchgebeutelt wird.
Eigentlich wollte sie ja an der Salzburger Fachhochschule Multimedia Art studieren, aber da wurde sie abgelehnt. Mehr Glück hatte die 1989 geborene, aus Wagrain stammende Salzburgerin, als sie sich in London bewarb. Unterdessen hat Kathrin Steinbacher dort ihr Bachelor Studium in Illustration Animation an der Kingston University und ihr Master Studium in Animation am Royal College of Art abschgeschlossen. Sie lebt und arbeitet seither auch in London. Animationsfilm und Kinderbuchillustration sind ihre Tätigkeitsfelder.
Oma Hedi ist die Protagonistin des Films „In Her Boots“. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, in ihren alten roten Schuhen auf den Berg zu gehen. So wie dieses schon etwas löchrige Gehwerkzeug aussieht, ist die alte Dame damit gewiss nicht der Kategorie Halbschuh-Touristinnen zuzurechnen. Es ist kein Zufall, dass Oma Hedi Charakterzüge der Großmutter von Kathrin Steinbacher trägt.
„Ihre Skizzen zu den Projekten In Her Boots und Female directors sind melancholisch, schön, klug und voller visueller Ereignisse“, befand die Jury, die sie fürs Jahresstipendium Film des Landes (dotiert mit 10.000 Euro) vorgeschlagen hat. „Die Handschrift der Filmemacherin ist unverkennbar – sinnlich, körperlich, sensibel und vor allem einprägsam. Stilsicher hantelt sich die Künstlerin von großen feministischen Fragestellungen innerhalb der Filmbranche bis hin zu tief persönlichen Beobachtungen der eigenen Großmutter. In Her Boots und Female directors lassen uns neugierig zurück.“
„Frame by frame Animation“ heißt die Arbeitstechnik von Kathrin Steinbacher. Das heißt, jede einzelne Bewegung ist gezeichnet: „Manchmal digital, manchmal auf Papier.“ Zwölf Zeichnungen pro Sekunde sind notwendig. Um das Auge zu überlisten. Selbst bei einem kurzen Animationsfilm von wenigen Minuten geht das also in die Tausende. Eine Arbeit von Monaten.
Wir freuen uns, dass wir durch die diesjährige Vergabe des Jahresstipendiums das sonst unterrepräsentierte Genre des Animationsfilms ins Scheinwerferlicht stellen können“, so die Jurymitglieder Antoinette Zwirchmayr, Renate Wurm und Martin Hanslmayr.
Kathrin Steinbachers Film In Her Boots wurde heuer für einen Bafta Award, eine namhafte britische Fiolmauszeichnung. Ihre Filme Freedom (2017) und The Woman Who Turned Into A Castle (2018) wurden bereits auf internationalen Filmfestivals gespielt und mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Vor ihrem Studium in London arbeitete sie als Grafikdesignerin in Österreich. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)
