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Der Erzfeind aller Dogmen in der Kunst

TODESFALL / OSWALD OBERHUBER

17/01/20 Skulptur und Plastik waren eine wesentliche Säule seines künstlerischen Schaffens, aber auch die Zeichnung und Malerei: Oswald Oberhuber ist kurz vor seinem 89. Geburtstag in Wien verstorben. Dass ein Künstler nie fertig ist und sich stets weiterentwickeln müsse, war eines seiner Postulate.

Der Salzburger Galerist Ferdinand Altnöder würdigt Oberhuber als „Erfinder“ der informellen Malerei und Plastik (um 1949), bei der das Abstrakte und nicht das Geometrische wichtig sei. Das schloss weder einen spielerischen Zugang zur Kunst noch gegenständliche Malerei aus. Symptomatisch das legendäre Manifest „Permanente Veränderung in der Kunst“ (1956), mit dem Oberhuber die Ablehnung jeglicher Stilbildung festschrieb. „Alles, was man auf die Seite schiebt, aufbewahrt, kann Kunst sein“, sagte er, dem alles Dogmatische suspekt war, einmal. Von der fein-poetischen Zeichnung bis zur plakativen „Gerümpelplastik“ reicht folgerichtig die Bandbreite seines Schaffens.

„Als Lehrender wurde er von den Studierenden hoch geschätzt: Nie hat er diese mit didaktischem Ballast belästigt, sondern ihnen vielmehr zugetraut, sich selbst eine Meinung zu bilden. Dieses emanzipierte Verständnis der Lehre ging Hand in Hand mit der Ermöglichung von guten Studienbedingungen“, heißt es in einem Nachruf der Angewandten heute Freitag (17.1.). „Ohne Ossi Oberhuber wäre die Angewandte nicht das, was sie heute ist“, so Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien. Oswald Oberhuber leitete die damalige Hochschule für angewandte Kunst Wien von 1979 bis 1987 und von 1991 bis 1995 und prägte sie stark. Seine Qualität lag nicht zuletzt darin, dass er die künstlerischen Disziplinen nicht gegeneinander ausspielte.

Oberhuber war auch ein großer Mäzen der Angewandten, schenkte der Institution rund 1200 Werke aus allen Bereichen der bildenden und angewandten Kunst, mehrheitlich Werke von einstigen Lehrenden oder Studierenden der Angewandten. Beispielsweise gelangten durch diese Schenkungen Werke von Josef Hoffmann, Friedl Dicker-Brandeis, Erika Giovanna Klien und Franz West in die Kunstsammlung, die auch ein beachtliches Konvolut von Oberhubers Arbeiten ihr Eigen nennt, insgesamt 300 Werke. Auch das Mak und das Belvedere bedachte er mit großzügigen Schenkungen.

Oswald Oberhuber wurde 1931 in Meran geboren. Die Familie wurde in der NS-Zeit in Nordtirol angesiedelt. Einer seiner ersten Lehrer war Fritz Wotruba. 1972 war Oberhuber gemeinsam mit Hans Hollein dann offizieller Vertreter Österreichs bei der Biennale von Venedig, 1977 und 1983 Teilnehmer an der documenta.

Oberhuber war künstlerischer Berater der von Otto Mauer gegründeten Galerie nächst St. Stephan und 1973 schließlich selbst künstlerischer Leiter. Dorthin lud er in den 1970er Jahren Joseph Beuys, Jim Dine, Gerhard Richter, A. R. Penck, Franz West und viele andere sehr unterschiedliche Künstler zu Ausstellungen ein. (dpk-krie)

Bild: Galerie Altnöder / Annelies Senfter

 

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