Seine Oktave hat 31 Töne
IM PORTRÄT / GEORG VOGEL
19/11/19 Experimente mit Mikrotönen hatten in Salzburg schon eine gewisse Tradition, lange bevor solche Techniken unter dem Stichwort „Spektralmusik“ sozusagen zum guten Ton in der Avantgardemusik wurden. Auch der Salzburger Georg Vogel experimentiert in diese Richtung.
Von Reinhard Kriechbaum
Franz Richter-Herf (einst Rektor der Universität Mozarteum) und Rolf Maedel waren jene beiden Komponisten, die in den 1970er und 1980er Jahren unter dem Stichwort „ekmelische Musik“ als erste in Salzburg in die Welt der feinstufigen Harmonien aufbrachen. Die beiden ließen sogar eine „ekmelische Orgel“ bauen, auf der mehrere phasenverschobene Manual-Reihen mikrotonale Akkordmischungen ermöglichten.
Einer, der Vergleichbares in ähnliche Richtung (aber in ganz anderem, jazz-basierendem Stil) unternimmt, ist der 31jährige Georg Vogel. Der Tasteninstrumentalist, Komponist und Instrumentenbauer erhält nun das mit 10.000 Euro dotierte Jahresstipendium des Landes für Musik. Eine Fachjury wählte ihn einstimmig aus 14 Einreichungen aus.
Die Jury (Anna-Maria Pammer, Sängerin und oenm-Geschäftsführerin, Ludwig Nussbichler, Aspekte und Musikum, Marco Döttlinger, Komponist und Lehrender an der Universität Mozarteum) würdigt Georg Vogel als „Grenzgänger“. Er überzeuge „sowohl als Komponist, als Interpret und als Improvisator, ob als Solist oder im Band-Kontext“, heißt es in der Jury-Begründung für die Zuerkennung des Stipendiums. „Stilistisch gesehen kann er am ehesten dem Jazz zugeordnet werden, davon ausgehend erweitert er jedoch die Grenzen der Ausdrucksmöglichkeiten insbesondere mit Blick auf rhythmische und mikrotonale Aspekte. Hier zeigt sich sein Forschungsdrang, sein Talent zu Innovation und seine Nähe zu neuen Texten der Avantgarde ebenso wie in seinem Interesse, Instrumente seinen Vorstellungen entsprechend zu modifizieren oder gar zu bauen.“
Förderungen wie das Landesstipendium für Musik sollen Künstlerinjnen und Künstlern ein Jahr lang mehr Freiraum zu verschaffen für konkrete Projekte. Georg Vogel will mithilfe des Jahresstipendiums weitere Werke für von ihm entwickelte 31tönige Tasteninstrumente komponieren. „Das Stipendium ermöglicht mir eine weitergehende vertiefende Auseinandersetzung mit den faszinierenden Möglichkeiten des einunddreißigstufigen Tonsystems.“ Georg Vogel hat dafür neuartige, auf geteilten Obertasten basierende Tasteninstrumente entwickelt und gebaut. Solche Ideen hatte man übrigens auch schon im Barock: Bevor sich die wohltemperierte Stimmung (zwölf gleiche Tonschritte innerhalb einer Oktave), haben findige Instrumentenbauer mit geteilten Obertasten – also mit verdoppelten, ungleich gestimmten Tönen – auf Orgeln und Cembali Ausflüge in entlegenere Tonarten ermöglicht, die dann den Ohren doch zuträglich waren.
„Für diese enharmonischen Instrumente und das Einunddreißigton-Ensemble Dsilton werden nun neue Werke entstehen und zum Klingen gebracht werden“, so der 1988 in der Stadt Salzburg gebore Gewinner des Jahresstipendiums. Nach dem Besuch des Musischen Gymnasiums studierte Georg Vogel Jazz-Klavier und Komposition an der Konservatorium Wien Privatuniversität. In den folgenden Jahren produzierte er u.a. mit den Ensembles Flower und Tree die Tonträger Flower (2011), Duft (2015), Between a Rock and a Hard Place (2019) sowie das Live-Solo Album Georg Vogel live at moers festival (2018). Er spezialisierte sich auf eine besondere rhythmische Improvisations- und Kompositions-Methodik sowie auf enharmonische Tonsysteme, für welche er die eigenen Tasteninstrumente entwickelte und baute. Diese kommen im neuesten 31-Ton Projekt Dsilton zum Einsatz. (Landeskorrespondenz)