Ein letztes Mal lässt er Österreich klingen
IM PORTRÄT / SEPP FORCHER
14/10/19 Bis die Sendung ins Fernsehen kommt, dauert es noch ein wenig – bis Frühjahr 2020. Sepp Forcher dreht derzeit die 200. und letzte Folge Klingendes Österreich. Kaum ein Salzburger dürfte im In- und Ausland unter Volksmusikfreunden so bekannt sein wie Forcher.
Nach mehr als dreißig Jahren verabschiedet sich Sepp Forcher mit einer Sendung unter dem Motto „Die große Liebe – Mein klingendes Österreich“. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: „Wenn es so etwas wie die Definition des Wortes Publikumsliebling gibt, dann trifft das zu hundert Prozent auf Sepp Forcher zu. Wie kein anderer hat er in mehr als 30 Jahren die Volksmusik und die Schönheiten Österreichs unverfälscht und authentisch erlebbar gemacht. Er hat immer auf Augenhöhe mit den Zuseherinnen und Zusehern heimisches Brauchtum und Wissen vermittelt und Lust auf Österreich gemacht.“
„Zuerst einmal danke ich dem Herrgott, dass er das zuwege gebracht hat, dass ich zweihundert Mal ‚Klingendes Österreich‘ präsentieren durfte“, sagt Sepp Forcher. „Das Zweite ist, dass ich ganz unösterreichisch von mir selber aus aufhöre. Ich brauche mir von niemanden sagen lassen, ‚Sepp lass bleiben, es ist genug‘. Der Sepp sagt sich das selber. Und zwar nicht im Sinne eines Bedauerns, sondern voller Freude, dass es mir eben gelungen ist, zweihundert Mal das zusammenzubringen.“
Seit 1986 moderiert Sepp Forcher die Sendung Klingendes Österreich. Sepp Forcher kam am 17. Dezember 1930 als Sohn von Südtiroler Eltern in Rom als Giuseppe Forcher zur Welt. Er wuchs in Sexten in bescheidenen Verhältnissen auf. Der Vater war Hüttenwirt. Seine Eltern entschieden sich nach dem Südtirol-Abkommen zwischen Hitler und Mussolini für die Option, Italien den Rücken zu kehren. Seine spätere Kindheit und Jugend verbrachte Forcher ab 1940 auf der Hacklhütte in Werfenweng im Pongau (Salzburg). 1950 ging er nach Kaprun und war dort zuerst als Hilfsarbeiter und dann beim Störtrupp der Tauernkraftwerke bis 1952 beschäftigt. Bis 1955 arbeitete Sepp Forcher freiberuflich als Träger, Bergsteiger und Mineraliensucher. Während dieser Zeit bestieg er zahlreiche Berge: das Matterhorn, den Mont Blanc und Gipfel in den Pyrenäen.
Ab 1955 waren Forcher und seine Ehefrau Helene („Helli“) Hüttenwirte im Berglandhaus in Großarl, ab 1959 im Zeppezauerhaus am Untersberg in Salzburg. Ab 1966 verwaltete er Berghäuser in Krippenbrunn am Dachstein. Ab 1971 war Forcher Stadtwirt im Platzlkeller im Herzen Salzburgs.
Forchers erster Radioauftritt: Da erzählte er in der legendären Sendung Autofahrer unterwegs Rosemarie Isopp die Sage von Kaiser Karl im Untersberg. Die eigentliche Radio-Entdeckung war an einem 6. Dezember: Im Krimplstätter von Günter Essl gab es einen Stammtisch, der regelmäßig von Radio Salzburg übertragen wurde. Man war auf der Suche nach einem Nikolaus, und Für diesen Tag und die Radioübertagung suchte man einen Nikolaus. Essl hatte nicht nur einen echten Bart, auch die nötige Eloquenz – und die war gefragt, weil sich der vorbereitete Text nicht fand...
Landesintendant Rudi Bayer holte Forcher daraufhin 1976 ins Landesstudio. Mit’n Sepp ins Wochenend, Mit’n Sepp ins Museum, das Wunschkonzert Ein Gruß an Dich und Bergsteigersendungen wurden Publikumsrenner im Radio. Forcher gestaltete weit mehr als 1.000 Sendestunden für verschiedene Landesstudios: Ins Land einischaun, Mit Musik ins Wochenende...
Klingendes Österreich – erdacht vom damaligen Salzburger ORF-Intendanten Friedrich Urban – wurde zu seiner Erfolgssendung schlechthin. Da werden musikalische Traditionen und landschaftlichen Schönheiten österreichischer und grenznaher Gegenden vorgeführt und authentische Volksmusik präsentiert. Weit über zweitausend Volkslied- und Volksmusikgruppen sowie Blaskapellen und Schützenkompanien begleiteten Forcher bei seinen Wanderungen durch Österreich, Südtirol und Bayern. Für Klingendes Österreich ist Sepp Forcher schon in den 1990er Jahren ausgezeichnet worden: 1993 mit dem Fernsehpreis Goldene Romy und sechs Jahre später mit dem René-Marcic-Preis für publizistische Leistungen.
Sepp Forcher über seine Abschiedssendung: „In der 200. und letzten Sendung ‚Klingendes Österreich‘ geht es eigentlich um das, um was es allweil gegangen ist: Um unser Land, um unsere Heimat, einschließlich Südtirol natürlich. Und darum ist auch die Rezeptur für die 200. eine ‚watscheneinfache‘. Ausgehend von Salzburg über Oberösterreich, Niederösterreich nach Wien, dann Burgenland, Steiermark, Kärnten, Tirol, Vorarlberg und schließlich Südtirol. Und überall machen wir Station. Das sind so kurze ‚Augenblitze‘ kann man fast sagen, und dazwischen Musik. Immer eine landesgerechte Musik.“ (ORF/dpk-krie)