Weltformat wirklich überall
IM PORTRÄT / CHRISTA LUDWIG
24/08/18 Eine beeindruckende Festspiel-Bilanz: 166 Mal trat Christa Ludwig bei den Salzburger Festspielen auf, – 126 Opernvorstellungen, 21 Liederabende, als Solistin in 18 Orchesterkonzerten und in einer Matinee.
Zu einer „Hommage an Christa Ludwig“ lud gestern Donnerstag (23.8.) der Verein der Freunde der Salzburger Festspiele ins Haus für Mozart ein. Die Kammersängerin, die in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag feierte, plauderte auf der Bühne mit Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Zahlreiche Künstler wie Christiane Karg, Neven Crnić, Freddie De Tommaso, Adrian Kelly, die Wiener Philharmoniker und Teilnehmer der Angelika-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Philharmoniker untermalten diesen Nachmittag musikalisch.
Auch eine offizielle Ehrung gab es: Bürgermeister Harald Preuner überreichte Christa Ludwig das Stadtsiegel in Gold.
Als künstlerische Heimat wählte Christa Ludwig vor mehr als sechzig Jahren Wien, wo ihre Weltkarriere an der Staatsoper ihren Ausgangspunkt nahm, als Mitglied des legendären „Wiener Mozart-Ensembles“.
Zu den Salzburger Festspielen hat Christa Ludwig seit ihrem Debüt eine besondere Verbindung: Im Jahr 1955, als 27jährige, verzauberte die Mezzosopranistin sowohl Publikum als auch Kritiker. Und sie gab in dem Sommer zwei Debuts – als Zweite Dame in Mozarts „Zauberflöte“ unter Georg Solti und als Komponist in Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“ unter Karl Böhm. In den darauffolgenden Jahren festigte Christa Ludwig ihren Ruf als die maßstabsetzende Persönlichkeit im Mozart- und Richard-Strauss-Fach. Sie war Cherubino im „Figaro“, Dorabella in „Così fan tutte“, Octavian im „Rosenkavalier“ und Ariadne in „Ariadne auf Naxos“. 1969 stand sie erstmals als Marschallin im „Rosenkavalier“ auf der Bühne des Großen Festspielhauses und die Kritiken waren hymnisch.
Große Dirigenten waren in Salzburg ihre Mentoren und künstlerische Weggefährten. Christa Ludwig musizierte mit Herbert von Karajan, Karl Böhm und Leonard Bernstein. Alle drei haben Christa Ludwig geliebt, verehrt und auf Dirigentenhänden getragen. „She is simply the best, and the best of all possible human beings“, sprach Leonard Bernstein Millionen von Musikliebhabern auf der ganzen Welt aus dem Herzen. Und Herbert von Karajan, der sonst so zurückhaltend mit seinem Lob war, schrieb: „Sie sind die einzige, die den Wandel von einer österreichischen Sängerin zu einer mit überall geltendem Weltformat geschafft hat.“
Nicht nur in der Oper, auch als Teil großer Oratorien-Aufführungen und Konzertsolistin prägte die Sängerin mit dem unvergleichlichen Timbre die Salzburger Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte mit – wie sich auch in zahlreichen Aufzeichnungen in der Reihe „Festspieldokumente“ nachhören lässt.
1993 hat Christa Ludwig mit einem letzten Liederabend Abschied von der Festspielbühne genommen, doch hält sie seitdem Meisterklassen im Rahmen des „Young Singers Project“ der Salzburger Festspiele. Auch heuer wieder fand zur Freude des Salzburger Festspielpublikums am Samstag, den 21. Juli eine öffentliche Masterclass in der Aula statt.
Besonderes Lob fand Kammersängerin Ludwig für die beiden Teilnehmer des Young Singers Project 2018 – Tenor Freddie De Tommaso und Bariton Neven Crnić. Ludwig im O-Ton: „Da müssen sich manche fürchten, die jetzt auf den Bühnen sind, vor diesen schönen Stimmen.“ (PSF/InfoZ)