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Der perfekte Überdurchschnittsösterreicher

IM PORTRÄT / FRITZ EGGER

11/01/12 „Das Genie der Autoren Carl Merz und Helmut Qualtinger ist stets präsent – und Fritz Egger ein perfekter Durchschnittsösterreicher.“ Das schrieb die Kronen Zeitung nach der Premiere vor etwa einem Jahr. Solches Lob will was heißen, denn die Krone kennt sich echt aus mit Durchschnittsösterreichern, schon gar mit jenen von der Weltsicht des „Herrn Karl“. Fritz Egger feiert heuer sein 30-Jahre-Bühnenjubiläum.

Dass Fritz Egger mit dieser von Michael Gampe inszenierten Erfolgsproduktion in diesem Frühjahr ins Kleine Theater kommt, ist Reminiszenz nicht nur ans 100-Jahre-Jubiläum der Republik Österreich, sondern eben auch der Schauspielerbiographie Eggers geschuldet. „1988 habe ich in Wien die Bühnenreifeprüfung abgelegt und sodann am Kleinen Theater Salzburg meinen ersten 'Vertrag' als Schauspieler bekommen“, erzählt er. 1988: Da war „Der Herr Karl“, der Prototyp des Opportunisten, schon über ein Vierteljahrhundert alt. Dieser zeitlose Klassiker sorgte schon bei seiner Ausstrahlung 1961 im ORF für heftige Kontroversen und machte Helmut Qualtinger und Carl Merz auf einen Schlag berühmt.

„Dieser Antiheld 'Herr Karl' hat etwas durchaus Erfrischendes in unserer doch nur allzu glatten, von Likes und Smileys geprägten Gesellschaft“, sagt Regisseur Michael Gampe über die Figur. „Andererseits lebt dieser 'Herr Karl' mit seiner faschistoiden Ausdünstung natürlich – wie viele von uns – gefangen in seinem Ich-Käfig.“

„Der Standard“, der ein deutlich anderes Ideal von einem Durchschnittsösterreicher hat als die Krone, urteilte im Februar 2017 ob der Interpretation durch Fritz Egger so: „Keinem Politiker wünscht man einen derart opportunistischen Wähler, keinem Staat einen so arbeitsscheuen, verlogenen und asozialen Bürger. Kein Wunder, dass in Gampes hochkonzentrierter Inszenierung das Österreich-Fähnchen schlaff und windschief von der Gitterwand des Gemischtwarenmagazins hängt.“ Die Entwicklung des Herrn Karl vom Sozialisten über den Austrofaschisten und den Nationalsozialisten zum Nachkriegsösterreicher erfolge bei Egger „aus einer Berechnung, die durch ihre kalte Beiläufigkeit erschreckt“. In der Figur sah der Standard-Rezensent einen „von moralischen Prinzipien und selbstverständlich auch von jeder Art Kultur vollständig unberührten Ideologieakrobaten“.

Fritz Egger also seit dreißig Jahren auf der Bühne: An der Universität Salzburg hatte er Germanistik, Publizistik und Sport studiert, während des Studiums als Journalist gearbeitet, unter anderem auch für den ORF. Dann also die Schauspielerei quasi im zweiten Bildungsweg. Rasch ist Egger Dauergast in TV-Serien geworden, vom „Schlosshotel Orth“ bis „SOKO Kitzbühel“ oder "Schnell ermittelt". Schon 1993 fand sich bei den Festspielen für ihn eine Rolle in Shakespeares „Coriolan“. Er war dann auch in Peter Steins Inszenierungen von Shakespeares „Antonius und Cleopatra“ (1994, 1995) dabei und in Ferdinand Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ (1996, 1997). Von 2013 bis 2016 war er der Schuldknecht im „Jedermann“, in der Inszenierung von Julian Crouch und Brian Mertes. Schuldknechts Weib war Katharina Stemberger.

Fast ebenso lange wie seine Tätigkeit als Bühnenschauspieler ist sein kabarettistisches Engagement im „Salzburger AffrontTheater“, das er 1989 ins Leben rief. Mit Johannes Pillinger, Manfred Koch, Peter Scholz und Fritz Popp entstanden insgesamt acht Programme. 1995 wurde das AffrontTheater mit dem Kleinkunstpreis Salzburger Stier ausgezeichnet. „Abklingendes Österreich“ hieß das erste Programm, und auch das wurde im Kleinen Theater aus der Taufe gehoben. (dpk-krie)

"Der Herr Karl", am 12. und 28. Jänner im Kleinen theater, weitere Aufführungen bis 6. April - www.kleinestheater.at
Bilder: Affront-Theater (1); Salzburger Festspiele (1); www.managementrehling.com/Helge Kirchberger (1)

 

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