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Zeit wohnt in der Seele, nicht im Netz

INTERNATIONALE PÄDAGOGISCHE WERKTAGUNG

12/07/16 Ist vergangene Zeit endgültig und für immer perdü? Clemens Hellsberg, amMontag (11.7.) Eröffnungsredner bei der Internationalen Pädagogischen Werktagung in Salzburg, sieht die Sache anders.

Der langjährige Vorstand der Wiener Philharmoniker nähert sich dem Werktagungs-Thema Zeit naturgemäß mit einem Blick auf die Kunst. Der Gedanke der Dreidimensionalität der Zeit (Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft) beschäftige die Kunst seit jeher. Hellsberg stellte die Frage, ob große Meister durch ihre Werke nicht für einen Moment wieder zum Leben erweckt und so zu unseren Zeitgenossen gemacht würden. „In der Kunst lässt sich immer wieder Neues entdecken. Sie lässt uns dadurch eine Ahnung von Unendlichkeit erleben“, argumentiert er. Zeit in der Musik beschränke sich mithin keineswegs auf Fragen des Tempos und Rhythmus, sondern sie stelle in vielerlei Hinsicht eine entscheidende Komponente dar.Nicht zuletzt insofern, als Interpretationsperspektiven eben immer aus der jeweiligen Gegenwart auf dieKunstwerke gerichtet würden.

Das scheinbare Paradoxon, dass kurze Augenblicke in der Musik zu Sternstunden werden können, lässt die Überzeitlichkeit von Musik deutlich werden. Wie einst Augustinus ist auch Clemens Hellsberg überzeugt: „Zeit wohnt in der Seele“.

Dem Thema „Zeit“ widmen sich die Referentinnen und Referenten in dieser Woche auf philosophischen, physikalischen, psychologischen, pädagogischen und spirituellen Wegen. Nützt nichts,über verflossene Zeit nachzudenken. Erzbischof Franz Lackner regte in seiner Eröffnungsansprache dazu an, dem Thema Zeit mit Reflexion, aber auch mit Proflexion zu begegnen: „Durch Reflexion geschieht Erinnerung, das bedeutet Bewusstwerdung einer Vorgeschichte. Die Proflexion lässt in uns Zukunft bewusst werden, die Vergangenheit werden wird.“ Lackner bedauert das zunehmende Abhandenkommen von Muße und dem Nachsinnen von Selbstverständlichem, das in unserer von ökonomischen Interessen gesteuerten Kultur zu kurz komme.

Auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer betrachtet kritisch, wie unsere Zeit eine immer schnelllebigere wird – nicht zuletzt aufgrund der Möglichkeiten und intensiven Nutzung der neuen Medien. Als Stichwort nannte er den Begriff „POPC“, der in der Zeitforschung das Phänomen des ständigen Vernetzt-Seins beschreibt: „permanently online, permanently connected“.

Die 65. Internationale Pädagogische Werktagung dauert bis Freitag (1.7.) – www.bildungskirche.at/Werktagung
Bilder: Katholisches Bildungswerk

 

 

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