Um das Leben in vielen aktuellen Spielarten
VIERZIG JAHRE ST. VIRGIL
28/04/16 Vor vierzig Jahren ist das Salzburger Bildungshaus St. Virgil eröffnet worden. Damals dachte man noch bei weitem nicht in den heutigen Dimensionen eines Hotel- und Konferenzbetriebs, gerade für zwei Gruppen pro Tag war das Haus damals – durchaus großzügig – ausgelegt. Nun steht wieder einmal ein Umbau bevor. Und ein Jubiläumsfest übermorgen Samstag (30.4.).
Von Reinhard Kriechbaum
Viel Kontinuität gibt es, was die Leitung von St. Virgil anlangt: Von den vierzig Jahren bestimmte 33 Jahre lang Prälat Hans-Walter Vavrovsky als Rektor die spirituelle Linie des Hauses. Peter Braun ist seit drei Jahrzehnten als Direktor für die Bildungsprogramme zuständig. Und das Wirtschaftliche liegt seit zwanzig Jahren in den Händen von Reinhard Weinmüller. In den vierzig Jahren seit der Eröffnung von St. Virgil hat es über 20.000 Veranstaltungen gegeben in dem von Wilhelm Holzbauer entworfenen Haus. 1,6 Millionen Menschen habe man mit den Programmen erreicht, schätzt Weinmüller.
Das Wort „Lebensbegleitung“ ist für den Erwachsenenbildner Peter Braun ein entscheidender Punkt, der die Angebote von St. Virgil von anderen Institutionen abhebt. Das kann man nun altmodisch „Herzensbildung“ oder auf Neudeutsch „Soft skills“ (von Braun weniger gern gehört) nennen. In Kursen an der Volkshochschule könne man „die Instrumentarien lernen, bei uns geht es darum, wie man damit lebt“, so Braun über Erwachsenenbildung und Lebensbegleitung, wie sie einem kirchlichen Fortbildungszentrum gut ansteht.
Die „psychosoziale Basisbildung“ beispielsweise nennt Braun einen wichtigen Punkt, was er wiederum so verstanden wissen will: „Nicht an den Defiziten, sondern an den Ressourcen ansetzen“. Man war immer und ist nach wie vor am Puls der Zeit. Stichwort EVI: Aus einem Treffen von Biobauern in St. Virgil sei diese beispielgebende Erzeuger-Verbraucher-Initiative herausgewachsen, erinnert sich Braun. Nach der Tschernobyl-Katastrophe habe man einschlägige Vorträge angeboten, bis heute wirken die damals geknüpften Vernetzungen: „So voll ist das Haus sonst nur bei Down-Syndrom-Tagungen.“ In St. Virgil wurde die Österreichische Armutskonferenz institutionalisiert, hier trafen sich zwei Mal die alternativen Nobelpreisträger. Auch Gespräche zwischen Kirche und Parteien („Dialog für Österreich“) waren ein nachhaltiges Thema im Haus.
Peter Braun verweist auf das Bildungsnetzwerk Flucht/Asyl/Integration und fünf in St. Virgil stattfindende Universitätslehrgänge. So wie „Palliative care“ sei auch der Lebensanfang ein entscheidendes Thema. „So etwas wie unseren Lehrgang 'Early live care' gibt es in ganz Europa nicht.“
Es läuft also viel parallel und es ist nicht selten sehr eng im Haus, darauf verweist Wirtschaftsdirektor Reinhard Weinmüller. Schon vor zwanzig Jahren hat man die ehemalige Freiluftbühne auf dem Dach des Hauses in einen Vortragsraum verwandelt, und Architekt Holzbauer hat sich damals auch einige weitere bauliche Erweiterungen für den Gästetrakt ausgedacht. Auch beim bevorstehenden Umbau (bis 2018) wird man auf dem – jetzt angeblich wirklich regenundurchlässigen – Dach ansetzen: Im bisherigen Vortragssaal werden durch Einzug einer Zwischendecke neue Konferenz-Möglichkeiten geschaffen. Der große Virgilsaal bekommt neue technische Infrastrukturen (Tonanlage, Beleuchtung, Verdunkelungsmöglichkeiten). Generell bedürfen die Seminarräume technischer Aufmöbelung.
Das wird man sich insgesamt 1,7 Millionen Euro kosten lassen. Die Stadt hat für heuer dafür eine zusätzliche Förderung von 50.000 Euro und für nächstes Jahr 200.000 Euro zugesagt. Bis zu 28,5 Prozent der Investition wird das Land aus dem Wirtschaftsförderungsfonds zuschießen. Für den Kongresstourismus ist St. Virgil ob seiner zentralen Lage innerhalb Österreichs ein goldener Boden. 300.000 Euro wird eine private Stiftung zum Umbau beisteuern. Etwa die Hälfte der Kosten für den Umbau und die Erneuerungen sind noch offen.
Aber jetzt mal ein Fest zum 40-Jahre-Jubiläum, übermorgen Samstag (30.4.): Ab 15 Uhr wird nicht nur viel Programm für die Jugend geboten. In Gesprächsforen am Nachmittag geht es auch um Themen wie „Geht uns die Kindheit verloren?“ oder „Nachhaltige Lebensstile“. Abends dann viel Musikalisches, mit dem „Ensemble 013“ (den Musikern vom aktuellen Festspiel-Jedermann), Jazz mit Adi Jüstel und seinem Latin Swing Express, mit Mundartmusik der „Bluesbrauser“ und mit der Singer/Songwriter-Gruppe „Betty'S Apartment“.
Am Samstag wird auch der erste „Hans-Walter Vavrowsky Dialogpreis“ vergeben. Morgen darüber mehr. (Wird fortgesetzt)