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Religionen kennen, Menschen führen

UNIVERSITÄT / RELIGION UND GESELLSCHAFT

30/03/16 Mit ihren Forschungen zum zeitgenössischen europäischen und globalen Yoga hat es Anne Koch sogar in die „Sport Lounge“ des Schweizer Fernsehens gebracht. Sowohl diese Programmschiene als auch Yoga als eines der Forschungsgebiete mag ungewöhnlich erscheinen für eine Religionswissenschafterin.

Von Reinhard Kriechbaum

Welche Bedürfnisse, Sehnsüchte und Dienste erfüllt die Yogapraxis oder verspricht es zumindest? – Auch mit solchen Fragen beschäftigt man sich in der Religionswissenschaft. Im Gegensatz zu den klassischen theologischen Disziplinen ist die Religionswissenschaft, die Religionen empirisch, historisch und systematisch erforscht, miteinander vergleicht und auf ihre Bedeutung auch im politischen und sozialen Leben hin abtastet, noch eine eher junge Disziplin. Erst im 20. Jahrhundert hat sie sich entwickelt. Man befasst sich mit allen konkreten Religionen, religiösen Gemeinschaften sowie Weltanschauungen und Ideologien der Vergangenheit und Gegenwart. Öko-Spiritualität kann da ebenso ein Stichwort liefern wie Dschihadismus.

Ab dem kommenden Studienjahr (2016/17) wird es an der Universität Salzburg einen Masterstudiengang Religious Studies geben. Das Studium zielt darauf ab, ein umfangreiches Wissen über Religionen heute in ihrem soziokulturellen Umfeld zu vermitteln. Gegenstand des Studiums sind Religionen wie Islam in Europa, Christentum, ostasiatische Religionen, alternative Religion sowie Säkularismus und normative Ordnungen im Allgemeinen. „Mit diesem Studium sollen Absolventen befähigt werden, alles was in den Medien über Religionen berichtet wird, eigenständig zu beurteilen“, sagt Universitätsprofessorin Anne Koch, die den neuen Studiengang konzipiert hat.

Das wissenschaftliche Hauptinteresse der 1971 geborenen Deutschen gilt der kulturwissenschaftlichen Erforschung von Gegenwartsgesellschaften, auch an der Schnittstelle zur Wirtschaftsordnung. „Unsere Absolventinnen und Absolventen sollen in der Lage sein zu den aktuellen kultur- und religionskritischen Diskursen eine eigene Position zu beziehen und auch neue Aspekte in die Diskussion einbringen“, so Koch. Heilung ist eines der gesellschaftlich relevantenThemen, dem sich Anne Koch widmet. So läuft etwa unter dem Arbeitstitel „Ganzheitsmedizin“ ein interdisziplinäres Projekt mit Experten der medizinischen Psychologie zur Wirksamkeit spirituellen Heilens.

Der Auseinandersetzung mit dem Islam werde eine besondere Bedeutung zukommen, sagt Koch über den neuen Studiengang. Er wird von der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg angeboten. Den Absolventinnen und Absolventen wird der akademische Grad „Master of Arts“ (MA) verliehen. Neben der religions- und kulturwissenschaftlichen Grundlegung liegt der Schwerpunkt auf zeitgenössischer Religion. Im Rahmen der Wahlpflichtfächer können Lehrveranstaltungen aus Geschichte, Politikwissenschaft, Soziologie, jüdischer Kulturgeschichte bis hin zu Theologie und Ökonomie belegt werden. Freie Wahlfächer ermöglichen eine weitere Spezialisierung und soziale Kompetenzbildung zum Beispiel zu interreligiöser Kommunikation, Management und Organisation, Spracherwerb, Gender Studies oder Migration.

„Studierende von Religious Studies werden dazu ausgebildet, Menschen zu führen und zu beraten“, betont Anne Koch. Mögliche Berufsfelder sind in Non-Profit-Unternehmen zu finden, beispielsweise bei der Integrations- und Sozialarbeit oder der Mediation. Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten wären im Persönlichkeitstraining, Unternehmensberatung und im Journalismus.

Anmeldungen für den Masterstudiengang Religious Studies an der Universität Salzburg ab Juli. Das neue viersemestrige Studium beginnt im Wintersemester 2016/17. Voraussetzung ist der Abschluss eines facheinschlägigen Bachelorstudiums, eines Fachhochschul-Bachelorstudienganges oder eines anderen gleichwertigen Studiums – www.uni-salzburg.at/rs/

 

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