Frei + wild = Freiwild?
JUGENDKULTUR / SYMPOSION
09/06/15 „Wenn die Sache zu Extremen neigt“ wird es problematisch. Das gilt für den Sport genau so, wie für den Dschihad. Auf der Suche nach dem echten Leben? „Wie sich junge Menschen in der Jugendkultur wiederfinden“: Das ist das Thema eines Nachmittags-Symposions von Akzente Salzburg morgen Mittwoch (10.6.).
Wie es ist, „wenn die eigenen Schüler in den Dschihad ziehen“, dass weiß Lamya Kaddor aus eigener Erfahrung. Die Religionslehrerin, Islamwissenschaftlerin und Autorin wurde 1978 als Tochter syrischer Einwanderer in Deutschland geboren. Heute ist sie eine Pionierin der Islamischen Religionspädagogik in Deutschland und eine der zehn einflussreichsten muslimischen Frauen Europas. Die Gründungsvorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes lebt in Duisburg und hat als Lehrerin schon Schüler in den Krieg ziehen sehen, „zum Töten bereit“. Lamya Kaddor wird am Mittwoch (10.6.) beim „Nachmittags-Symposion“ von Akzente Salzburg sprechen.
„Mädchen und Burschen gehen auf ihrer Suche nach Identität logischerweise in Opposition zu ‚den Erwachsenen’. Sie suchen das Abenteuer und träumen ein Leben außerhalb des Alltags.“ Das ist soweit ganz normal, wenn auch mühsam und lästig für besagte „Erwachsene“. Wirklich problematisch wird es, „wenn die Sache zu Extremen neigt“. Und das gilt für den Extremsport genau so, wie für das Liebäugeln mit dem Dschihad.
Wohin also führen solche Identitätssuchen und Sehnsüchte? Wie positioniert sich Jugendkultur zwischen Rausch, Risiko und extremen politischen Ansichten? Das sind einige der Fragen, die beim Nachmittags-Symposion der AKzente diskutiert werden.
„Frei.Wild oder Die Renaissance der Heimatliebe: Eine Diskussion zwischen Freiheit und Faschismus, Glaube und Popkultur“: So heißt ein wenig umständlich das neue Buch von Klaus Farin. Der Autor weiß wovon er spricht: Der in die Jahre gekommene Punk Jahrgang 1958 arbeitet im Archiv der Jugendkulturen Berlin. Skinheads, Fußballfans, Neonazis, Gothics waren bereits Thema seiner Bücher. Er ist Vorsitzender der Stiftung „Respekt – Die Stiftung zur Förderung von jugendkultureller Vielfalt und Toleranz, Forschung und Bildung“. Diese Organisation - www.respekt-stiftung.de - setzt sich auch für „Schule ohne Rassismus“ - www.schuleohne-rassismus.org ein.
Der dritte Referent ist Martin Dworak von der Beratungsstelle Extremismus und Sozialarbeiter bei Back Bone Wien, einem Verein für Mobile Jugendarbeit. Martin Dworak spricht zum Thema „Extrem sicher. Umgang mit Jugendlichen, die Halt im Extremen suchen“. (Akzente/dpk)