Was sie alles können, wie kreativ sie sind
HINTERGRUND / PROJEKT „YES, I CAN“
13/03/15 Heute Freitag (13.3.) hat das Projekt „Schauplatz Werkstatt“ im Europark Salzburg begonnen. Heute und auch morgen während der gesamten Öffnungszeiten präsentieren Menschen mit Beeinträchtigung am Theaterplatz erstmals ihr Können.
In verschiedenen Schauwerkstätten kann man bei der Produktion von (Kunst-)Handwerk zuschauen, plaudern und einkaufen. Ziel des Projektes der Diplomklasse für Behindertenarbeit der Caritas Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB) ist es, die Fähigkeiten und die Kreativität von Menschen mit Beeinträchtigung in die Öffentlichkeit heraus zu stellen.
Franz Promberger, Direktor der SOB: „Es soll ein realistisches Bild gezeichnet werden, wie Menschen mit Beeinträchtigung ihr berufliches Leben gestalten, ihre Talente leben, mit ihrem Handicap umgehen. Es soll gezeigt werden, was sie alles erreichen können.“ Dieses Projekt im Europark solle ein positives Bild von Menschen mit Beeinträchtigung vermitteln und auch helfen, Berührungsängste abzubauen.
Zu sehen (und zu kaufen) sind unter anderem Ton-, Holz- Näh- und Strickarbeiten, Kunsthandwerk, die Herstellung von Kräutersalz und Schmuck, Glasdesign, Mosaik- und Keramikmalereien. Positive Begegnungen persönlicher, aber auch unternehmerischer Art sind erhofft. An der Aktion wirken auch die Lebenshilfe Salzburg mit, die anderskompetent GmbH mit den drei Teilbetrieben (oberrain-, rws- und frauenanderskompetent)sowie die Caritas Salzburg mit dem Tageszentrum Mittersill, dem Mathiashof und dem Dorf St. Anton.
Die Veranstalter nannten die gemeinsame Aktion in einem Pressegespräch vorab „einen großen Schritt in Richtung gelebtem Miteinander“. Guido Güntert, Geschäftsführer der Lebenshilfe Salzburg: „Die Präsentation des Arbeitsbereiches im Europark ist für uns eine großartige Chance zu zeigen, dass Menschen mit Beeinträchtigung die gleichen Chancen haben müssen. All unsere Arbeitsangebote werden auf das Leistungsvermögen und die Interessen des Einzelnen abgestimmt. Personenzentriertes Handeln – auch mit Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf – steht bei der Lebenshilfe im Vordergrund.“
Ernestine Harrer ist die Geschäftsführerin der anderskompetent gmbh: „Ich finde es eine gute Idee der Studierenden der Caritasschule SOB, Angebote für Menschen mit besonderen Bedürfnissen einem breiten Publikum vorzustellen. Die Qualität der Arbeit hängt ganz wesentlich vom Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab. Diese angehenden Fachbetreuerinnen stellen mit dem Event ihre Kreativität und Einsatzbereitschaft unter Beweis“.
Thomas Thöny, Bereichsleiter Menschen mit Behinderung der Caritas Salzburg, ergänzt: „In allen unseren Einrichtungen haben wir uns zum Ziel gesetzt, unsere Klientinnen und Klienten so zu begleiten, dass sie möglichst selbstständig werden können. Dies schließt auch die Tätigkeit in unseren Werkstätten mit ein.“
„Mir ist es ein besonderes Anliegen, dass nicht nur auf die vermeintlichen Defizite von Menschen geschaut wird, sondern auf die Potentiale die in ihnen stecken“. Sagt Anja Hagenauer, Vizebürgermeisterin der Stadt Salzburg. Sie ist auch Vorsitzende des Behinderten-Beirates der Stadt.
In den 21 (Fach)-Werkstätten der Lebenshilfe Salzburg arbeiten derzeit ca. 730 Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Mehr als ein Drittel davon ist in Voll- oder Teilzeit auf Außenarbeitsplätzen. Das bedeutet, sie arbeiten in der Gruppe oder alleine bei Firmen, sowie privaten oder öffentlichen Einrichtungen.
Die anderskompetent gmbh besteht aus drei Teilbetrieben und wird zum Teil vom Land Salzburg und durch das Sozialministeriumsservice gefördert: „oberrainanderskompetent“ (Unken) deckt ein breites Dienstleistungsspektrum für junge Menschen mit Defiziten ab. Jugendliche nach der Pflichtschule können hier in acht Ausbildungssparten eine Anlehre oder eine Teilqualifizierung absolvieren und werden auf ein selbstständiges Leben vorbereitet. Derzeit machen 99 Jugendliche in Oberrain eine Ausbildung. „rwsanderskompetent“ (Salzburg) qualifiziert derzeit 48 Menschen mit Beeinträchtigungen, die an einem Arbeitstraining teilnehmen oder einen Dauerarbeitsplatz haben. „frauenanderskompetent“ (Salzburg und Anthering) ermöglich Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben. Derzeit sind 24 Frauen mit Handicaps in der Arbeitserprobung oder in der Qualifizierung.
Die Caritas betreibt die Schule für Sozialbetreuungsberufe in Salzburg (Herrnau), an der zahlreiche Spezialdiplome erworben werden können. Für Menschen mit Beeinträchtigung unterhält die Caritas Salzburg beispielsweise den Mathiashof im Ellmautal in Fuschl am See, wo zwanzig Menschen mit körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigungen eine Heimat finden. Primäres Ziel dort ist es, den Bewohnerinnen und Bewohnern ein bedürfnisorientiertes und sinnerfülltes Leben am Bauernhof im Einklang mit der Natur zu ermöglichen.
Im Caritas-Dorf St. Anton wohnen rund 60 Menschen, die aufgrund von psychischen Behinderungen und Verhaltenseinschränkungen eine adäquate und individuelle Form der Begleitung und Förderung finden. Das Tageszentrum Mittersill ermöglicht jungen Erwachsenen nach Beendigung ihrer Schulpflicht ein tagesstrukturierendes Angebot und Beschäftigung. Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen werden individuell und bedürfnisorientiert begleitet. (Caritas Salzburg)