Kopf-, Hand- und Seelenwerker
HINTERGRUND / HAND.KOPF.WERK
13/01/14 Die Modistin rechts im Bild ist nicht in einem Hutladen tätig. Sie hat ihren Werkstattraum im Salzburger Landestheater. „Hand.Kopf.Werk“, eine Initiative des Salzburger Altstadtverbands, will Gewerbebetriebe in der Salzburger Altstadt ins rechte Licht rücken.
Von Reinhard Kriechbaum
Es sind eben nicht nur Unternehmen im touristischen Sog, die die Innenstadt eigentlich ausmachen – auch wenn es Einheimischen nicht selten so scheinen mag. Im Vorjahr, als man zum ersten Mal zur Veranstaltungsreihe „Hand.Werk.Fuß“ lud, haben sich 75 Altstadtunternehmen beteiligt – Fabrikationsstätten, Unternehmen, aber auch Kultureinrichtungen, in denen oft nach alter Tradition und Technik, aber auch mit innovativem Geist und mit künstlerischem Ehrgeiz Dinge produziert werden.
Hier, im engeren Altstadtbereich, würde man manches gar nicht erwarten. Zum Beispiel eine Schlosserei in der Getreidegasse. Dort, bei Wieber (Getreidegasse 28) wird die Veranstaltung heute, Dienstag (13.1.) um 19 Uhr offiziell eröffnet. Die diversen Präsentationen, Workshops und dergleichen finden dann ab morgen (14.1.) bis Ende Jänner statt.
Die Kultur selbst leistet natürlich eine erkleckliche Zahl von Beiträgen: Im MdM wird man erfahren, was alles dazu gehört, bis eine Ausstellung endlich steht, im Landestheater kann man eine Probe besuchen und backstage blicken, Mozarts Handschriften sind zu besichtigen, einige private Galeristinnen und Galeristen bieten Kreativworkshops an (Andrea Maria Reiser, Thomas Gruber, Peter Gerl/Peger). Bei Pustet wird vermittelt, wie ein Buch entsteht, FS 1 führt im selben Haus an der Bergstraße durch seine Studios, „Das Kino“ klinmkt sich mit der „Nacht der Programmkino“ ein. Die „Camerata“ kann man bei einer Probe zu einem Mozartwochen-Konzert belauschen. Das Haus der Natur ist auch mit von der Partie.
Für „Hand.Kopf.Werk“ zitiert Altstadt-Chefvermarkterin Inga Horny Richard Sennets Buch „Handwerk“. Dort heißt es sinngemäß, dass das Spielen eines Instruments ebenso Handwerk sein könne wie die Gestaltung eines Hauses durch einen Architekten. Es muss also nicht unbedingt unmittelbar gehämmert, gesägt oder geschweißt werden.
Blättert man in der zur zweiwöchigen Veranstaltung erschienenen Publikation, findet man das aufs Anregendste bestätigt. „Haube häkeln für Anfängerinnen“ bewegt sich noch eher im zu erwartenden Bereich, „Problemzonen, na und?“ weist aber schon in trendigere Gefilde der Näherei oder der Schminkkunst: Wie kaschiert man mehr oder weniger reale Schönheitsfehler? Auch das wird hier als ein „handwerkliches“ Betätigungsfeld gehandelt, in diesem Fall der „Smart & Trendy Imageberatung“, die man landläufig eher nicht dem Innenstadtgewerbe zuordnen würde. Auffallend überhaupt, dass auch einige Unternehmungen aus den Sparte Lebensberatung und Wellness das Forum „Hand.Kopf.Werk“ nutzen: Shiatsu, Feldenkrais, Systemisches Coaching – für alles gibt es offenbar Altstadt Kopf-, Hand- und Seelenwerker.
Wie man mit antiken Uhren umgeht, wer ungeliebte Schmuck-Erbstücke in tragbaren Menschen-Zierrat umarbeitet oder wie das Porzellanmalen funktioniert oder wie man eine Geige baut: Das ist wieder konkreterer Handwerks-Bereich. Im Vorjahr hat der Schirmproduzent Kirchtag Models auf Altstadtdächern tanzen lassen, heuer heißt eine Performance „Parapluie paranormal“. „Feuer, Hammerschläge und Trommelwirbel“ gibt es in der Schlosserei Wieber. „E-Shop nach Maß“ findet sich ebenso im Angebot: Heutiges Produzieren, sei es mehr hand- oder geist-betont, will schließlich auch zeitgemäß vermarktet werden.