„Kreativitäts-Inventur“ in der Pädagogik
INTERNATIONALE PÄDAGOGISCHE WERKTAGUNG
09/07/14 Was genau ist eigentlich Kreativität? Wohl ein Bündel an unterschiedlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten. Diesen hat der Psychologe, Erziehungs- und Sprachwissenschaftler Klaus Urban am Dienstag (8.7.) bei der Internationalen Pädagogischen Werktagung nachgespürt.
Der Wissenschafter aus Hannover machte deutlich, dass Kreativität eben nicht als singuläre Fähigkeit zu verstehen ist, sondern als komplexes Modell. Dies zu berücksichtigen sei für Lehrende notwendig. Viele Faktoren von Person, Problem, Prozess, kreativem Produkt und vielschichtiger Umwelt beeinflussen einander. Um dies systemisch beschreiben zu können, entwickelte der Professor aus Hannover ein „Komponentenmodell der Kreativität“, das auch eine Umsetzung in die pädagogische und psychologische Praxisarbeit ermöglicht. Dieses Modell dient als Grundlage zur methodischen Fremd- und Selbstbeobachtung in der pädagogischen Praxis und kann als eine Art „Kreativitäts-Inventur“ bezeichnet werden.
Im zweiten Vortrag sprach die Entwicklungspsychologin Eva Dreher über die Faszination der Kreativität von Kindern. „Im aktiven Umgang mit Personen und Dingen generiert das Kind Erfahrungskategorien, die es zueinander in Beziehung setzt“, stellt Dreher fest. „Kindliche Weltbilder folgen einer Logik, die Wirklichkeit und Imagination miteinander vermischt. Das Kind ist überzeugt, dass die Gesetzmäßigkeiten seiner Logik für die ganze Welt gelten.“ Als Beispiel führt die Münchner Entwicklungspsychologin die Aussage eines Kindes zur Wirkungslogik von Hustensaft an: „Wenn ich einen Husten habe und einen Hustensaft nehme, dann geht der Husten weg. Wenn ich keinen Husten habe und einen Hustensaft nehme, dann bekomme ich einen Husten.“ Aus ihrer langjährigen Forschungsarbeit schließt Dreher: „Für Erwachsene ist es kaum möglich, das logische Spiel der kindlichen Wirklichkeitskonstruktion zu beherrschen. In der Entwicklung der Kinder haben Erwachsene aber Spielraum für kreatives Handeln, um die Grundbedürfnisse des persönlichen Wachstums zu erfüllen. Diese Grundbedürfnisse sind soziale Einbindung, die Erfahrung, etwas zu können und die Freiheit, alles Mögliche tun zu dürfen.“
Die Erfahrung etwas zu können, machten auf jeden Fall die Kinder des Circus Anthelli, die am Eröffnungsabend das Publikum mit ihren artistischen Einlagen hellauf begeisterten. (IPW)
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Bilder: Katholisches Bildungswerk Salzburg