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Wie Hitler seine Gäste logieren ließ

ZEITGESCHICHTE / SCHLOSS KLESSHEIM

07/02/14 Als Finanzreferent des Landes Salzburg ist Christian Stöckl auch für die Liegenschaften des Landes ressortverantwortlich. Im Fall des Schlosses Kleßheim hat er sich da auch ein Objekt eingehandelt, dessen Geschichte in der NS-Zeit noch nicht lückenlos aufgearbeitet ist.

036Aber es gibt Fachleute: Die Kunsthistorikerin Imma Walderdorff arbeitet an dem Forschungsprojekt „Schloss Kleßheim als Gästehaus des Führers 1938-1945 – Funktion und Ausstattung: vom Barockschloss zum nationalsozialistischen Repräsentationssitz im internationalen Kontext“.

Durch eine fundamentale Quellenbearbeitung sollen erstmalig die Funktion und die Nutzung des Schlosses Kleßheim während der NS-Zeit umfassend zu dokumentieren. „Die kunsthistorische und historische Grundlagenforschung ermöglicht in weiterer Folge, eine qualitative Bewertung des Schlosses als bedeutenden NS-Repräsentationsbau im internationalen Kontext durchzuführen“, erläutert Imma Walderdorff. Einen wesentlichen Aspekt stelle die Recherche zu den für Kleßheim getätigten Kunstankäufen in der NS-Zeit dar. „Damit leistet das Projekt in Hinblick auf den NS-Kunstraub einen wesentlichen Beitrag zum Desiderat einer Untersuchung des Netzwerks österreichischer Kunsthändler während der Zeit des NS-Regimes anhand der Gesamtausstattung eines bis dato vollkommen unbearbeiteten NS-Repräsentationsbaus“, so Imma Walderdorff.

035„Dem Wunsch der Wissenschafterin, während des Projektes auch Zugang zu den Inventarlagern des Landes zu erhalten, in dem Gegenstände aus dem Schloss Kleßheim lagern, habe ich gerne und selbstverständlich entsprochen“, sagt Christian Stöckl. Die Wissenschafterin habe die volle Unterstützung seitens der Verwaltung der Salzburger Landesliegenschaften. „Wir geben ihr uneingeschränkten Zugang in die Lager, stellen bei Bedarf Personal zur Seite und unterstützen sie bei ihren Arbeiten mit unserem Wissen. Mir ist wichtig, dass sich das Land bei einem derartigen Projekt auch aktiv einbringt.“

Was an weiteren Schritten notwendig ist, werde sich erst „nach der erfolgten Erstbesichtigung der Lager und der darin befindlichen Gegenstände“ beurteilen lassen, heißt es.

Schloss Kleßheim wurde auf Wunsch Adolf Hitlers 1940 durch extensive Umbaumaßnahmen und eine dem nationalsozialistischen Stil entsprechende Ausstattung einer neuen Funktion als „Gästehaus des Führers“ zugeführt. Trotz der schier unermesslichen Fülle an Dokumentationsmaterialien wurden Bau und Ausstattung, Funktion und kulturpolitische Bedeutung dieses für die NS-Zeit durch seine Sonderstellung herausragenden Schlosskomplexes bis heute nicht wissenschaftlich bearbeitet. Die Ergebnisse des aktuellen Forschungsprojektes sollen im Jahr 2016 vorliegen und veröffentlicht werden. (Landeskorrespondenz)

Bilder: LMZ / Franz Neumayr

 

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