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„Im Kopf runderneuert“

HINTERGRUND / ALTSTADTVERBAND

22/01/14 „Hand.Kopf.Werk“ heißt ein heute Mittwoch (22.1.) begionnender Themen-Schwerpunkt in der Salzburger Altstadt. 75 Menschen, Betriebe und Institutionen machen bis 7. Februar auf sich und ihr kreatives, handwerkliches, auch künstlerisches Potential aufmerksam.

Von Reinhard Kriechbaum

063Die ansehnlich dicke und auch anregende Broschüre verleitet wirklich, sich mit Lust auf die Socken zu machen. Dass man darin kein Inhaltsverzeichnis, kein Kalendarium findet, ist vielleicht eine kleine Hinterhältigkeit der Initiatoren: Die Leserinnen und Leser sollen wohl erst einmal zum Schmökern verleitet werden. Wer sich auf „Hand.Kopf.Werk“ einlässt, wird dann wohl nicht überfordert sein, sich terminlich zurecht zu finden.

Generell geht es darum, die Altstadt in ihrer Vielfalt kennen zu lernen. Nicht alle sich Beteiligenden wollen um jeden Preis zu diesem Anlass etwas verkaufen. Aber vorzeigen, vielleicht sogar Interessenten und potentielle Kundschaft etwas unter Anleitung probieren lassen – das wollen sie natürlich alle. Klassisches Handwerk, das sich auch mit modernem Design versucht, eröffnet die Broschüre. Seit über hundert Jahren macht Kirchtag Regenschirme. Dass es in der Getreidegasse noch eine Schlosserei gibt, straft jene Lügen, die glauben, dass der Mozartkugel- und Andenkenverkauf alles andere schon völlig verdrängt habe. In den Räumlichkeiten an der Dreifaltigkeitsgasse, wo Schliesselberger Gürtel und Lederwaren erzeugt, wird dieses Material schon seit 1422 verarbeitet!

064Designer und Galeristen, Kunsthandwerker, einige im „Kunstquartier“ in der Bergstraße unter einem Dach ganz unterschiedlichen Kulturberufen nachgehende Menschen, Gewandfabrikanten und -verkäufer, Geigen- und Gitarrenbauer … man hätte einiges aufzuzählen, wenn man es gründlich, gar lückenlos angehen wollte. Manche Leute haben auch hübsche Zweitbeschäftigungen: Der Architekt Thomas Gruber zeichnet nicht nur Pläne für die (umstrittene) Mönchsberggaragen-Erweiterung (die der Altstadtverband herbeisehnt). Er lädt als Maler auch drei Mal in sein Atelier ein. Das erst vor ein paar Monaten im Nonntal eröffnete Atelier & Galerie Reiser beteiligt sich ebenso wie der Coiffeur Mario Krankl: Irgendwie ist das ja auch Kunst, was er seinen Kundinnen an Haar-Extravaganz aufsetzt.

065In die Altstadt zu locken, ist ja eine ständige Herausforderung. Mit dem Rupertikirtag und den diversen Straßenfesten von der Linzergasse bis zum Kaiviertel gelingt das natürlich gut. Eine Beton-Wüstenei wie den Kajetanerplatz zum Wohlfühlort zu machen, dazu braucht schon mehr Erfindungsgeist. Bisher habe man bei der Vermarktung der Salzburger Altstadt in Branchen-Clustern gedacht, so Inga Horny bei der Präsentation der Pläne für dieses Jahr. „Wir haben uns im Kopf runderneuert: Jetzt denken wir in Themen und Lebenswelten.“

„Hand.Kopf.Werk“ ist eine solche Lebenswelt. Von der „Altstadt Salzburg Fashion Night“ (am 20. Februar) über „Eat & Meet“ bis zu „Jazz in der Altstadt“ ist der Terminkalender recht gleichmäßig durchs Jahr gefüllt. „Roots, Authentic & Tradition“, „Wings; Young, Art & Urban“, „Fit & Body“ oder „High End“ heißt das in der Sprache der Salzburger Werbefuzzis. A propos High End: Man will – nicht lachen! – „Salzburg auch als Nachtstadt etablieren“. O-Ton Inga Horny: „Die Stadt soll uns mit ihrem Nachtgesicht begleiten.“ Hat da jetzt jemand ganz laut „Gute Nacht!“ gedacht?

Hand.Kopf.Werk – bis 7. Februar in der Salzburger Altstadt. Zum Online-Kalendarium: www.salzburg-altstadt.at
Bilder: Altstadtverband Salzburg / Andreas Brandl (1); Galerie Matombo) (1); Martin Baumann (1)

 

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