Salzburgs Kultur als Chefin-Sache?
KULTURPOLITIK / DACHVERBAND
19/12/12 Hoch sind die Wellen, was die Spekulationsgeschäfte des Landes anlangt. Davon, dass der am 23. Jänner ausscheidende LHStv. David Brenner auch für Kulturbelange im Land zuständig war, ist nicht die Rede. Was passiert nach dem 23. Jänner (Brenners Rücktrittstermin) mit dem Kulturressort?
Darüber denkt der Dachverband Salzburger Kulturstätten nach. Landeshauptfrau Gabi Burgstaller hat angekündigt, die Position von Brenner in der laufenden Legislaturperiode nicht nachzubesetzen, sondern die Ressortagenden (Finanzen, Sport und Kultur) auf die verbliebenen SPÖ-Regierungsmitglieder aufzuteilen. In Sachen Finanzen hat LHStv. Wilfried Haslauer dagegen opponiert. Was die Kulturbelange angeht, ist nichts Näheres bekannt.
Nun fordert der Dachverband Salzburger Kulturstätten die Salzburger Landeshauptfrau auf, Kunst und Kultur zur Chefin-Sache zu machen. „Vor allem die freie Kunst und Kultur braucht dringend Stabilität und verlässliche Partner, die vorausschauend arbeiten und bedarfsgerecht fördern“, schreibt Dachverbands-Vorsitzender Tomas Friedmann in einer Presseaussendung heute Mittwoch (19.1.).
Für die Kulturstätten (der Dachverband vertritt 75) geht es in dieser Situation ans Eingemachte. Dieser Tage wäre ja das Doppelbudget 2013 und 2014 beschlossen worden, mit vielen (vor allem den großen) Kultureinrichtungen hat es Vereinbarungen gegeben. Daraus wird nun nichts. „In diesen Tagen kam vom Land die Information, dass aufgrund des fehlenden Budgets kulturelle Einrichtungen im nächsten Monat 1/12 der Jahresförderung 2012 erhalten werden“, so der Wissensstand des Dachverbands. Alles andere sei offen, da für 2013 kein Budget beschlossen ist.
„Doch auch ohne die gegenwärtigen Turbulenzen ist es Mitte Dezember viel zu spät, um die kaufmännische Sorgfalt für laufende Ausgaben, Gehälter, Verträge, Mieten etc. übernehmen zu können.“ Dazu Dachverband-Geschäftsführer Thomas Randisek: „Bereits das geplante Kulturbudget ist inakzeptabel, da nach Jahren der Stagnation in vielen Bereichen Feuer am Dach ist.“
Der Dachverband stellt klar, dass mündliche Vereinbarungen – von leitenden Kulturbeamten – ebenso gültig seien wie schriftliche. Man gehtaber einen Schritt weiter und verlangt „mehr als die Einhaltung der ungenügenden Vorgaben“, denn jetzt sei die Chance, das freie Kulturbudget an die Notwendigkeiten anzupassen: „Salzburgs freie Kultur braucht dringend eine politische Führung, der Kunst nicht nur eine Herzensangelegenheit ist, sondern die endlich die Förderungen wenigstens wieder an das Niveau wie vor zehn Jahren (2003) heranführt, als das Land von 100 Kultureuros wenigstens 13 Euro in die freie Szene gesteckt hat“, so der Dachverband. Wie kürzlich in einem Pressegespräch dokumentiert wurde, sind es derzeit nicht einmal 10 Euro Von 100 Euro Steuergeld fließen derzeit gerade zwanzig Cent in die freie Szene.
Auf Kosten der Kulturstätten würden verstärkt Heimatpflege, Burgen, Schlösser und Museen finanziert, während die freie Kultur einen historischen Tiefstand erreiche, tadelt der Dachverband. „Der Frust bei engagierten Künstlern und Kulturvermittlern hat eine Grenze erreicht“, stellen Thomas Randisek und Thomas Friedmann übereinstimmend fest: „Ärger macht sich breit, dass für Events und repräsentative Player Geld da ist, aber bei vielen engagierten freien Kulturstätten seit Jahren nicht einmal die Inflationsrate abgegolten wird, das sind wieder Kürzungen – mit dem Argument, man müsse sparen.“ (Dachverband/dpk-krie)