Wo ist bei uns Wissen zu haben?
HINTERGRUND / WISSENSSTADT SALZBURG
18/12/12 Eine Bestandsaufnahme über bestehende Angebote und Strukturen am Wissens- und Bildungsstandort Salzburg vor: „Wissensstadt Salzburg“ ist die erste derartige Analyse in Österreich außerhalb der Bundeshauptstadt.
„Wissen ist eine Top-Ressource und wir haben in Salzburg jede Menge davon“, so Bürgermeister Heinz Schaden am Dienstag bei der Präsentation der von ihm in Auftrag gegebenen Untersuchung. „Aus diesem Potential wollen wir das Beste machen. Denn das bedeutet Qualität für die Stadt als Lebensraum und zukunftsfähige Perspektiven für den Wissensstandort Salzburg.“
Ab Jänner dieses Jahres recherchierte ein Projekt-Team der Kulturabteilung in Zusammenarbeit mit der ÖAR Regionalberatung GmbH. Der Begriff „Wissen“ wurde nden Recherchen. Wesentlich für den analytischen Erhebungsansatz: Der Begriff „Wissen“ wurde wesentlich weiter gefasst als im üblichen Rahmen von Bildung und Weiterbildung. Auch „Weitergabe und Verteilung, Wissensmanagement und Organisation von Wissen wurde genauer betrachtet, ebenso die „Speicherung und Bewahrung von Wissen“.
Das beginnt bei den Kindergärten: Die Stadtgemeinde Salzburg ist die größte Anbieterin von Kindergartenplätzen, gefolgt von kirchlichen Trägern. Für Kinder ab drei Jahren liegt die Betreuungsquote bei 96 Prozent. Mit Integrations- und Sprachschwerpunkten wie dem „Rucksackprojekt“ oder dem geplanten altersübergreifenden Bildungscampus Gnigl begegnet man aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen.
Mehr als 60 Prozent aller AHS-Plätze im Bundesland werden in der Landeshauptstadt angeboten, insgesamt besucht mehr als ein Drittel der Schülerinnen und Schüler des Bundeslandes eine AHS, BHS, Berufsschule oder Mittlere Schule in der Stadt Salzburg. Als Anbieterin von Pflichtschulplätzen liegt die Stadt nach dem Flachgau an zweiter Stelle.
Im Bereich der Erwachsenenbildung wurde in Salzburg die österreichweit vorbildhafte Plattform SEB für regelmäßigen Austausch und Kooperation geschaffen. Neben den „kommerziellen“ Anbietern von Lehrgängen, Kursen und Seminaren gibt es ein weiteres Feld, das vom (öffentlichen) Bildungsauftrag bestimmt ist.
Paris-Lodron-Universität, Universität Mozarteum, PMU Privatmedizinischen Universität und Pädagogischen Hochschule zählen zusammen mehr als 20.000 Studierende. Damit ist Salzburg die drittgrößte Universitätsstadt Österreichs.
Stichwort Bibliotheken: Mit der Stadt:Bibliothek und der Uni-Bibliothek stehen zwei große, klassische „Wissensspeicher“ öffentlich zur Verfügung, dazu kommen zahlreiche Fachbibliotheken unterschiedlicher Träger oder Einrichtungen. Unter den Stichwörtern „Wissensproduktion & Speicherung“ nennt die Studie die Arbeit in den Doppler-Labors und Forschungszentren der Universitäten, aber auch einmalige Sammlungen wie jene der Stiftung Mozarteum etwa, das Derra de Moroda Tanzarchiv der Iniversität, das Handschriftenarchiv von St. Peter, das Haus der Natur mit seinem Science Center, die international genutzte Fachbibliothek des Robert Jungk Zentrums, die Fachbibliothek im Haus der Stadtgeschichte, oder die europaweit größte Fachbibliothek zur künstlerischen Fotografie des Fotohofs. Darüber hinaus sammeln und forschen viele der mehr als 600 Kulturvereine in der Stadt zu ihren Spezialthemen – auch wenn sie diese Tätigkeiten nur als „Nebenprodukt“ ihrer Arbeit verstehen.
Insgesamt weist die aktuelle Erhebung darauf hin, dass viele der speziellen Wissenszentren aus der Salzburger Historie entstanden sind. Aus der kirchlichen Tradition leiten sich etwa das Bildungshaus St. Virgil ab, das Katholische Bildungswerk, konfessionelle Privatschulen oder die Universität Salzburg, mit der zuerst gegründeten theologischen Fakultät.
Im Bereich „Wissensorganisation“ verfügt Salzburg über eine Reihe von beispielhaften Netzwerken und Initiativen: Der GIS-Cluster ist in seiner Formation und durch die Kompetenzen seiner Partner international gefragter Partner, das innovative Medizintechnik-Projekt zwischen PMU und Synthes sorgt international für Aufmerksamkeit. Das Techno-Z und seine Einrichtungen nehmen eine wichtige Rolle bei der zukunftsorientierten Entwicklung von forschungsorientierten Firmen, Start-Ups und Projekten ein.
Ingrid Tröger-Gordon, Leiterin Abteilung 2 (Kultur, Bildung und Wissen): „Die Wissenslandschaft in Salzburg zeigt große Bandbreite und prägnante Spitzen – da liegen Parallelen zur Kulturszene auf der Hand. Mit dem Projekt ‚Wissensstadt’ wollen wir die vorhandenen Stärken systematisch aufzeigen, die Wissenssysteme transparent machen und nicht zuletzt Synergien zwischen Wissen und Kultur anregen.“
Der vorliegende systematische Bericht über Angebote und Strukturen in der „Wissensstadt Salzburg“ soll nun Ausgangsbasis für weitere Analysen und Entscheidungen bilden: „Wo liegen die Stärken mit Ausbaupotential, wo sollte man auf ‚Mut zur Lücke‘ setzen, welche Einrichtungen könnten vom gegenseitigen Austausch weiter profitieren – und wie kommen Wissen und Menschen am besten zusammen?“ Für das auf zwei Jahre angelegte Projekt „Wissensstadt“ sind insgesamt rund 50.000 Euro budgetiert. (InfoZ)