Stadt. Land. Fluss.
MOZARTEUMORCHESTER
16/05/12 „Wir sind das Orchester von Stadt und Land Salzburg. Wir müssen mehr für das Land tun.“ Seit Oktober 2009 ist Vera van Hazebrouck die Orchesterdirektorin des Mozarteumorchesters. Der Kontakt mit den Kulturvereinen am Land ist ihr seither ein Anliegen. Heuer eröffnet das Mozarteumorchester die Paul Hofhaimer Tage in Radstadt.
Von Heidemarie Klabacher
„Stadt. Land. Fluss“ nennt Vera van Hazebrouck dieses Projekt: Engagierte Kulturvereine im Land werden von ihr zum Konzertbesuch ins Große Festspielhaus eingeladen. Zweihundert bis 250 Karten für eine „Sonntagsmatinee“ stellt sie jeweils den Kulturvereinsleitern zum Verteilen an Mitglieder und Interessierte zur Verfügung. „Der erste Schritt ist der Besuch der Kulturvereine im Großen Festspielhaus. Der zweite Schritt ist unser Gegenbesuch auf dem Land“, berichtete Vera van Hazebrouck am Dienstag (15.5.) bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit Elisabeth Schneider vom Kulturverein Das Zentrum in Radstadt.
Alle Kulturvereinsleiter würden von ihr persönlich kontaktiert. Zu Gast im Großen Festspielhaus waren bisher etwa das Kulturforum Hallein, der Kulturverein Saalfelden oder die Lungauer Kulturvereinigung. Elisabeth Schneider sei „völlig enflammiert“ und von ihrem Vorschlag begeistert gewesen, so die Orchesterdirektorin.
Jetzt ist also der „Gegenbesuch“ in Radstadt fällig: Das Mozarteumorchester spielt am 1. Juni zur Eröffnung der 26. Paul Hofhaimer Tage in der Produktionshalle der Firma k-tech. Dirigieren wird Yoel Gamzou: Der junge bereits viel bejubelte Mahler-Experte aus Berlin hat 2010 Mahlers „Zehnte“ fertig komponiert, seine Fassung ist im Schott-Verlag erschienen und wurde in der Berliner Synagoge uraufgeführt. Mit dem Mozarteumorchester wird Yoel Gamzou in Radstadt debütieren.
Das Orchester trage ihre Initiative aus Überzeugung mit, die Musikerinnen und Musiker seien mit Engagement dabei: „Sie haben größten Wert darauf gelegt, genügend Proben zu haben, um in Radstadt perfekt vorbereitet und fertig auf die Bühne zu klettern. Immerhin ist es ein dem Orchester unbekannter Dirigent.“ Auf dem Programm stehen Schuberts Rondo für Violine und Streichorchester sowie Menuette und Deutsche in der Fassung für Streichorchester, weiters das Adagetto aus der Fünften Mahler und Mozarts Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219. Solist ist Frank Stadler.
Das Orchesterhonorar sei – wenig überraschend - „nicht marktüblich“, verrät die Geschäftsführerin, dennoch müssten bei jedem Auftritt die Kosten abgedeckt werden. Es gehe ihr mit „Stadt.Land.Fluss“ auch keineswegs in erster Linie um die Rekrutierung von neuen Abonnenten, betont Hazebrouck. Dennoch hätten sich in nur zweieinhalb Jahren bereits 910 Abonnenten für die Sonntagsmatinee begeistern lassen. Wie viele von ihnen vom Land kommen, werde nach Abschluss des Abo-Verkaufs im Herbst feststehen.
Wie geht es mit „Stadt. Land. Fluss.“ weiter? „Langsam gehen mir die engagierten Kulturvereinsleiter aus.“ Viele Kulturvereine seien etwa rein personell dermaßen eingeschränkt, dass sie die Einladung ins Große Festspielhaus aus logistischen Gründen gar nicht annehmen können. Einen „Gegenbesuch“ des Mozarteumorchesters in Bad Gastein werde es sicher geben, so Vera van Hazebrouck. „Im Lungau hatten wir vorgehabt, zur Eröffnung des Kulturhauses in Tamsweg zu spielen, aber das ist ja jetzt ein wenig obsolet.“