Bunt oder gar zu bunt?
HINTERGRUND / SYMPOSION / RELIGION
15/07/11 „Die Wiederkehr des Verdrängten? Religion und Kultur im Europa der Gegenwart“ - Das ist Thema eines Symposions moergen, Samstag, in der Bibliotheksaula. Kommt das religiöse Bewusstsein wieder – und gar nicht durch die Hintertür, sondern durchs weit offene Hauptportal?Die religiöse Landschaft in Europa werde nicht ärmer oder gar "gottloser", sondern vielmehr "bunter" und vielgestaltiger. Darauf hat der umtriebige Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner kürzlich bei einer Pastoral-Tagung in Niederösterreich hingewiesen. Die Kirchen stünden in Europa vor dem Beginn einer "neuen pastoralen Epoche", auch deshalb, weil “die Zeit der schicksalhaften Religionszugehörigkeit einem 'Zwang zur Wahl' gewichen sei. Von “Verbuntung” der religiösen Szenerie Europas sprach Zulehner. Es gebe für viele Menschen nicht nur den Weg aus der Kirche heraus, sondern für viele Menschen führe der Weg auch wieder in die Kirche hinein.
Im Wort “Verbuntung” sieht Zulehner einen aktuellen "soziologischen Alternativbegriff" zum Begriff der Säkularisierung: Seiner Beobachtung nach fänden sich heutzutage im "atheisierenden Feld" nicht in erster Linie "Gottesleugner" im klassischen Sinne, sondern vielmehr Menschen, die in Konzentration auf das bloße Diesseits ohne Gott zu leben verstünden.
Offenbar bleibt aber die Sehnsucht nach Religion, und genau dort hakt man m,orgen, Samstag (15.7.) bei einem Symposion in Salzburg ein: „Seit einigen Jahren lässt sich in Europa bemerken, dass Religion und Religiosität breiter wahrgenommen und auch im öffentlichen Raum diskutiert werden. Zeitungen, wie etwa DIE ZEIT, bieten nun Rubriken an, die dem Phänomen Religion gewidmet sind. Radio- und Fernsehsendungen untersuchen regelmäßig die unterschiedlichen Erscheinungen von Religion in der heutigen Zeit.“ Das sagen die Veranstalter des Symposions, Nicholas Brooks und Gregor Thuswaldner vom (Salzburg Institute of Gordon College) sowie Armin Eidherr (Universität Salzburg).
Leben wir also in einer „postsäkularen Gesellschaft“, wie Jürgen Habermas vermutet? Über den Islam wird heftig diskutiert, aber auch über „die individuell ausgeübte Spiritualität, die sich in vielen Fällen nicht an etablierte Kirchen“ binden will.
Im Symposion soll das Zusammenspiel von Religion und Kultur im Europa der Gegenwart und dessen historische Wurzeln genauer beschrieben werden. Der politische Einfluss ist ein Thema, aber auch die kulturellen Auswirkungen der Religionen heute in Europa. Welchen Einfluss üben Religionen auf kulturelle Institutionen und Praktiken aus, welche kulturellen Neuerungen lassen sich in der islamischen, jüdischen und christlichen Kunst im heutigen Europa erkennen?
(Kathpress/Gordon Institute/dpk-krie)