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Den Frieden kann man machen

HINTERGRUND / FRIEDENSBÜRO SALZBURG

15/02/11 Es ist nicht nur wichtig, theoretisch Bescheid zu wissen über die Mechanismen von Konflikten und Gewalt, weiß der Konfliktforscher Univ.-Prof. Friedrich Glasl. Um Frust und Ohnmachtsgefühle zu vermeiden, braucht es auch eigenen Einsatz für den Frieden.

Von Reinhard Kriechbaum

In die Schulen zu gehen und in Workshops die Basis zu legen mit einem bewussten Umgang mit dem Frieden – das gehört sozusagen zu Kernkompetenz des Friedensbüros Salzburg, das seit einem Vierteljahrhundert besteht. Neben vier Teilzeitangestellten bringen sich rund dreißig Ehrenamtliche als Referentinnen und Referenten ein. In den vergangenen zehn Jahren hat sich ein neuer, wichtiger Aufgabenbereich herauskristallisiert: „Immer öfter werden wir gebeten, direkt zu intervenieren“, sagt Hans Peter Graß, der Geschäftsführer des Friedensbüros in der Franz-Josef-Straße 3. „Lehrerinnen und Lehrer bitten uns um Hilfe bei teilweise eskalierten Konflikten.“ Bis zu achtzig Prozent der Arbeit gingen in Richtung Peer-Intervention, sagt Graß.

altAlso ein Handlungsbedarf, vor dem auch LH Gabi Burgstaller nicht die Ohren verschließt. Sie hat dem Friedensbüro für heuer 20.000 Euro Unterstützung aus dem Schulbudget des Landes eben für diese praxisnahe und stark angefragte Arbeit zugesagt.

Wie ist das überhaupt mit der Friedensarbeit – klafft nicht eine Spalte zwischen theoretischer Beschäftigung und eigenem Einsatz? Univ.-Prof. Friedrich Glasl hat fünfzehn Jahre in den Niederlanden gelebt, gearbeitet und einschlägige Schulprojekte begleitet. Seine Erfahrung: „Wirksame Konfliktbearbeitung setzt voraus, dass Konflikte, ihre Mechanismen und Hintergründe erkannt werden.“ Es gelte, „Konfliktfähigkeit in der Schule anzulegen“. Eine Gefahr sei freilich, dass „intellektueller Stau aus Mangel eigener Praxis“ entstehe. Die Jugendlichen „sehen die Probleme und fühlen sich ohnmächtig“. Ohne Arbeit an einer aktiven Friedenspolitik – und wären diese Bemühungen noch so bescheiden – führe „Bewusstseinsbildung zu Besserwissertum, zum Moralisieren oder zu Zynismus.“

Friedensarbeit stehe also im „Spannungsfeld zwischen Wissen und Handeln, zwischen Bewusstmachung und Aktion“. Es darf nicht das Gefühl hochkommen, „Du kannst nichts tun“. So wie Krieg eben nicht geschehe, sondern gemacht werde, „kann man auch Frieden machen“, sagt Glasl.

Bilder: Friedensbüro Salzburg
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