Im "Rucksack" sind zwei Sprachen
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23/12/10 Die PISA-Studie mit dem schlechten Abschneiden österreichischer Jugendlicher in Sachen Lesekompetenz ist in aller Munde. Wie geht es eigentlich dem "Rucksack-Projekt", das die Stadt Salzburg 2007 ins Leben gerufen hat und das sowohl die jeweilige Muttersprache als auch die Deutschkenntnisse von Kindergartenkindern vorwärts bringen soll?Unterdessen läuft das "Rucksack-Projekt" in sechzehn Kindergärten. Einmal pro Woche von Oktober bis Mai treffen sich die Eltern - in der Regel die Mütter - für eine Stunde im Kindergarten. Hier bereiten sie gemeinsam mit einer sogenannten „Stadtteilmutter“ Wochenthemen - wie Kindergarten, Familie, Zuhause, Essen und Trinken, Unterwegs oder Kleidung - vor. Zuhause üben die Eltern täglich etwa 15 Minuten die Aufgaben mit dem Kind in der jeweiligen Muttersprache. Das gleiche Thema wird im Kindergarten dann auch auf Deutsch behandelt.
„Während dieser Treffen erkennen die Eltern auch die Bedeutung von Literatur, Liedern, Spielen, Malen, Sprache und Handeln für die Entwicklung ihres Kindes im Alltag. Die Stadtteilmütter bereiten sich bei regelmäßigen Treffen vor und erhalten pädagogische Unterstützung, Anleitungen und besprechen eventuell aufgetretene Probleme“, so der für die Kindergärten ressortzuständige Bürgermeister-Stellvertreter Martin Panosch.
In sechzehn städtischen Kindergärten gibt es das "Rucksack-Projekt". In diesem Jahr begann es im städtischen Kindergarten Gebirgsjägerplatz, in Koordination mit dem städtischen Integrationsbüro. Insgesamt 429 Personen (195 Eltern und 234 Kinder) haben es schon in Anspruch genommen. 2009/10 beliefen sich die Kosten des Projekts auf rund 34.000 Euro, das Land Salzburg unterstützte es mit rund 15.000 Euro.
Die mittlerweile zum Vorzeigemodell gewordene Initiative - Informationsbesuche von Kindergarten-Pädagoginnen aus ganz Österreich beweisen es - stärkt Kinder mit Migrationshintergrund auf drei Ebenen: Es fördert ihre Muttersprachen-Kompetenz, ihre Deutschkenntnisse und unterstützt sie bei ganz allgemein bei ihrer Entwicklung. „Gemeinsam mit dem verpflichtenden Gratis-Kindergartenjahr gelingt es mit diesem Modellprojekt hervorragend, die Sprachkompetenz von Kindern mit Migrationshintergrund früh zu stärken“, freut sich Bürgermeister Heinz Schaden. Und weiter: „Die Kinder sind mit Feuereifer dabei, auch alle anderen Beteiligten haben Freude daran und profitieren enorm!“
Die Zusammenarbeit mit dem Kindergarten schaffe eine starke Bindung an die „erste Bildungseinrichtung“, die das Kind besucht. Das stärke auch das Selbstwertgefühl der Eltern und Kinder, heißt es. Damit sei das „Rucksackprojekt“ nicht nur ein Sprach- und Lernprogramm, sondern es spiegle soziokulturelle Themen aus der Erfahrung der Familien wie Schule, Freizeit, Feste und Religion. Diese Themen regen zugleich den Kindergarten an, ihren Alltag interkulturell zu gestalten. (InfoZ)