Alte Orte zum Genießen
TAG DES DENKMALS / REPORTAGE (3)
24/09/10 "Auch Genuss ist eine Seite der Denkmalpflege", sagt Landeskonservator Roland Gobiet, "und das soll auch so sein". Der zwölfte "Tag des Denkmals" am kommenden Sonntag (26.9.) präsentiert im Bundesland Salzburg zwanzig "Orte des Genusses" . Genuss ist dabei freilich ein ganz weit gefasster Begriff.
Von Reinhard Kriechbaum
Genuss ist schließlich auch Theater, und so kann man an diesem Tag auch das Landestheater (einen Bau der vielbeschäftigten Gründerzeit-Theaterarchitekten Helmer und Fellner) besichtigen oder die Fresken im Faistauer-Foyer im Festspielbezirk genauer und in Ruhe betrachten. Von dort könnte der Weg in Stiegls Brauwelt führen! Das Schloss Höch in Reitdorf bei Flachau steht ebenfalls auf der Salzburg-Liste, wie der Kirchenwirt und Samerstall in Leogang.
Wiener Wurstelprater, das „Non Stop Kino“ in Graz oder das ehemalige Theater im Annahof in Wien erwartet man nicht unbedingt unter den Offerten am "Tag des Denkmals". "Mit den Besuchen der angebotenen 'Orte des Genusses' sollte es gelingen, den Zusammenhang zwischen den Denkmalen, ihrer Nutzung, und dem Vergnügen, dass in ihnen vermittelt wurde und wird, augenfällig zu machen", hoffen die Denkmalschützer.
Die „European Heritage Days“, 1991 auf Initiative des Europarats ins Leben gerufen, bieten die Möglichkeit, unter Patronanz des Europarats und der Europäischen Kommission, in 49 europäischen Staaten das gemeinsame kulturelle Erbe unter einem besonderen Blickwinkel zu betrachten. Erstmals wählte man heuer ein europaweit einheitliches Thema, erzählt Ronald Gobiet.
Er weist auch darauf hin, dass der Besuch am "Tag des Denkmals" in Salzburg jeweils "in die Tausende" geht. Österreichweit sind heuer über 250 Orte, die meist sonst nicht öffentlich zugänglich sind, unter der sachkundigen Führung von Eigentümern und Experten kennen zu lernen.
Dafür öffnen private Wohnhäuser wie z.B. das „Orgelbauerhaus“ in Eisenstadt, die Alban-Berg-Villa im steirischen Trahütten, die Ehemalige Domkapitel Pflegsverwaltung in Mauterndorf, das Sommerhaus des Damenstiftes in Hall (Tirol) oder die Villa Maund in Schoppernau (Vorarlberg) ebenso ihre Türen, wie die Schlösser Freyenthurn in Klagenfurt, Hagenberg und Loosdorf im niederösterreichischen Weinviertel oder das Palais Kaunitz in Laxenburg. Einen Einblick in ihre Gärten gewähren etwa Schloss Ehrnegg in Griffen (Kärnten), Schloss Brunnsee in der Steiermark oder das Stift Stams in Tirol.
Während das als Villa gebaute Kraftwerk Forstsee in Techelsberg (Kärnten) noch heute in Betrieb ist, verweisen das Berghütten-Ensemble „Küng' s Maisäß“ im Klostertal (Vorarlberg) bzw. die neu entdeckten archäologischen Fundplätze der Thaurer Felder (Tirol) auf vergangene Formen der Land- und Viehwirtschaft. In Leogang ist man nicht nur zum Kirchenwirt eingeladen, sondern auch ins Bergbaumuseum.
Als Beispiele für Orte der leiblichen Genüsse finden sich das historische Kellerviertel in Heiligenbrunn (Burgenland), der Kaiserliche Weinkeller in der Wiener Hofburg und die zahlreichen Brauereien. Das ehemalige Speisezimmer von Kronprinz Rudolf ist ebenso zu besichtigen, wie der nun als Mensa genutzte Gartensaal im ehem. Palais Dietrichstein in Laxenburg (NÖ) oder die Küche von Schloß Hluboká (Frauenberg) im tschechischen Südböhmen, aber auch historische Buschenschanken und Wirtshäuser wie der „Glojacherhof“ in Stubenberg (Steiermark) oder der beispielhaft mit modernen Zubauten versehene Steinerwirt in Lofer.
Oft sind neben den alten Wirtshäusern Rossställe erbaut worden. Auch diese oft imponierenden Gebäude gilt es, nicht bloß zu erhalten, sondern auch einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. So ist der spätgotische Rossstall in Leogang zum Kulturzentrum geworden. Das Gasthaus „Zum Bierführer“ und Haus Einklang in Goldegg lassen durchaus vermuten, dass hier nicht Kinder der Traurigkeit einkehr(t)en. In diesem historischen Fuhrmannsgasthof aus dem 17. Jahrhundert nahmen früher die Bierführer Speis´ und Trank zu sich und versorgten ihre Rösser.
Für Privatheit stehen auch Bauern-Anwesen wie das Kalchofengut in Unken oder das Thiersattelgut in Werfen oder das Blasnergut in Muhr. Und von wegen Genuss: Da darf Schloss Hellbrunn natürlich nicht fehlen.