Vom analogen Holz zur augmented reality
HINTERGRUND / 25 JAHRE FACHHOCHSCHULE SALZBURG
05/11/20 Wir geben zu, dass wir uns unter „ketogenen Schokosnacks“ nichts haben vorstellen können (Google musste herhalten). Solche macht nämlich die Ketofabrik, ein junges Unternehmen, das aus dem am Campus Urstein angesiedelten FHStartup Center herausgewachsen ist. Die Fachhochschule Salzburg feiert ihr 25jähriges Bestehen.
Die enge Verbindung zur Wirtschaft ist ja ein Spezifikum der Fachhochschule. Auf Firmengründungen von Absolventen ist man besonders stolz. Einige Beispiele, die die vielfältigen Ansätze spiegeln: Audvice ist ein Audio-Trainingstool für Unternehmen. Solbytech stellt sichere und stabile Kommunikationssysteme für erneuerbare Energien bereit. Sproof entwickelt Software für fälschungssichere Dokumente wie Zeugnisse oder Rechnungen. BikeParker denkt sich vertikale Fahrradständer für den öffentlichen Raum aus. Umweltbewusste werden gerne die Dienste von barkinsulation nutzen. Da geht es darum, als Ersatz für Styropor und Plastik Baumrinde zu verwenden. Polycular ist ein interaktives Design- und Technologiestudio für Erlebnisräume in der realen und virtuellen Welt. Und eben die Ketofabrik: „Ketogen“ heißt, dass der Körper nicht zugeführten Zucker in Energie umsetzt, sondern auf das bei vielen ja leider im Übermaß vorhandene Körperfett als Energiespender zurückgreift. Die Schokosnacks sind also alles andere als Kalorienbomben.
Filme, an denen die FH-Absolventin Sandra Brandstätter als Illustratorin mitwirkte, sind schon zwei Mal für den Oscar nominiert worden. Sie erinnert sich: „Ich fand an meinem MultiMediaArt-Diplomstudium toll, dass es mir eine Bandbreite an Fächern geboten hat, in denen ich mich ausprobieren konnte. Auch die fixe Struktur (Anwesenheitspflicht, vorgegebener Stundenplan...) habe ich, im Nachhinein gesehen, gebraucht. Für mich war auch das Praktikumssemester sehr wichtig. Dort habe ich nicht nur einen Einblick in realen Arbeitsabläufe eines Animationsstudios bekommen, sondern auch gelernt, mich auf meine Kompetenzen und Interessen zu fokussieren – und zwar auf den Bereich Charakter- und Hintergrunddesign für Trickfilm.“
Ein Vierteljahrhundert Fachhochschule Salzburg also. Mit zwei Studiengängen und 21 Teilnehmern hat es 1995 in Itzling und in Kuchl begonnen. Unterdessen sind es dreißig Studiengänge an vier Standorten, aktuell 3.200 Studierende und knapp 11.000 Absolventinnen und Absolventen. Die FH Salzburg bietet 18 Bachelor- und 12 Masterstudiengänge an, in den Disziplinen Ingenieurwissenschaften, Sozial- & Wirtschaftswissenschaften, Design, Medien & Kunst und Gesundheitswissenschaften. Rund hundert angewandte Forschungsprojekte werden pro Jahr realisiert – mit führenden Unternehmen und in Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen.
Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer sind je zur Hälfte Gesellschafter der FH Salzburg GmbH. Das – so AK-Präsident Peter Eder – sei ein Spezifikum in Österreich. „Die AbsolventInnen sind job-ready, tausende Fach- und Führungskräfte kommen von unserer FH“, bekräftigt Wirtschaftskammer-Direktor Manfred Pammer. „Schon bei der Konzeption der ersten Curricula wurden Wirtschaftstreibende ins Boot geholt“, erklärt Geschäftsführerin Doris Walter die historisch gewachsene Vernetzung der Hochschule. Ihr Kollege Raimund Ribitsch verweist zudem auch auf die wirtschaftliche Bedeutung der FH Salzburg: „Sie bringt Salzburg einen gesamtwirtschaftlichen Produktions- und Umsatzeffekt von rund siebzig Millionen Euro pro Jahr.“
Ein Modell der Zukunft sei die verstärkte Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen, ist FH-Rektor Gerhard Blechinger überzeugt: „Beispielsweise forschen und arbeiten die gesundheitswissenschaftlichen Studiengänge in unterschiedlichen Projekten fächerübergreifend und bündeln ihr Know-how. So haben Biomedizinische AnalytikerInnen und HolztechnologInnen die antibakterielle Wirkung von Holzarten untersucht. PhysiotherapeutInnen gemeinsam mit MultiMediaTechnology eine App-unterstützte Physiotherapie entwickelt; und ForscherInnen der Gesundheits- & Krankenpflege mit DesignerInnen erarbeitet, wie Medizinprodukte attraktiver gestaltet und so die Akzeptanz erhöht werden kann.“
Gerhard Blechinger: „Unsere inhaltliche Vielfalt, die sich von Technik und Holz über Medien und Wirtschaft bis zu Gesundheit und Sozialem erstreckt, ist unsere große Stärke. Interdisziplinarität gekoppelt mit Praxisrelevanz wird an Bedeutung gewinnen – da sind wir mittendrin.“ (FH Salzburg/dpk-krie)