Zehn Millionen Umwegrentabilität sind perdu
HINTERGRUND / ADVENTSINGEN UND HIRTENADVENT
17/09/20 Erst vorige Woche haben die Hirtenkinder auf der Loferer Alm ihren Auftritt eingeübt, jetzt ist klar: Mit dem Salzburger Adventsingen wird es nun doch nichts. Dafür halten die Kollegen von Salzburger HirtenAdvent derweil noch mutig dagegen.
„Über 75 Prozent der rund 36.000 Tickets wurden vor dem Corona-Shutdown im März bereits gebucht“, so Adventsingen-Leiter Hans Köhl vom Salzburger Heimatwerk. „Wir freuten uns riesig und waren unendlich dankbar über diesen Vertrauensvorschuss und die Treue unserer unzähligen Stammbesucher und neuen Gäste aus Nah und Fern.“ Man habe dem positiven Signal der Festspiele folgen und ein ganz besonderes „Adventsingen der Hoffnung“ bieten wollen. Nun hat man die Notbremse gezogen.
Hans Köhl erläutert seine Sicht auf die gegenwärtige Situation: „Bis Ende August wurde vom Gesetzgeber noch Planungssicherheit garantiert. Seit einigen Tagen machen die Unwägbarkeiten der neuen Covid-19 Ampelregelung jedoch all unsere Bemühungen zunichte. Innerhalb von nur drei Tagen wurden neue massive Einschränkungen für Veranstaltungen verordnet. Derart kurzfristige Änderungen – und es ist davon auszugehen, dass dies nicht die letzten waren – machen Kultur-Großveranstaltungen wie das Salzburger Adventsingen administrativ undurchführbar.“
Karten können auf 2021 umgebucht, auch kann der Preis rückerstattet werden. Ab Oktober werde man Online-Karten buchen können fürs nächstjährige Adventsingen. Und das wird ein Besonderes sein, man feiert 75 Jahre Salzburger Adventsingen.
Der ideelle Schaden der Adventsingen-Absage ist schwerer zu beziffern als der materielle: 2018 haben ja Fachleute von der Wirtschaftskammer die wirtschaftliche Bedeutung der nach den Festspielen zweitgrößten Salzburger Kulturveranstaltung erheben und hochrechnen lassen. Demnach werden 10,05 Millionen Euro zusätzliches Bruttoregionalprodukt (davon über vier Millionen für Hotellerie und Gastronomie und drei Millionen für den Einzelhandel) generiert. Aufs Konto der Adventsingen-Besucher gehen 16.800 Nächtigungen in der Stadt selbst und 7.500 in den Salzburger Umlandgemeinden. Noch einmal 5.000 Nächtigungen fallen im bayerischen und oberösterreichischen Grenzraum an. Direkt oder indirekt würden durch die Großveranstaltung – 16 Aufführungen im Großen Festspielhaus – 130 Jahresvollzeit-Arbeitsplätze mit einer Lohnsumme von 4,53 Millionen Euro geschaffen, erklärte damals Studienautor Helmut Eymannsberger von der Wirtschaftskammer. Fast 58 Prozent der Adventsingen-Gäste kommen aus Deutschland.
Der Salzburger HirtenAdvent in der Großen Aula soll stattfinden. Elisabeth und Josef Radauer berichten, dass es in der Neuproduktion „Es begab sich“ drei unterschiedliche Hirtengruppen geben wird. Schließlich darf weder bei den Proben (auf derSchwarzenbergalm oder im Pliemgut) noch auf und hinter Bühne der Großen Aula allzu großes Gedränge entstehen. Natürlich gibt es nur die Hälfte der Karten, diese werden bald vergeben sein, wenn alles gut läuft.
In Zentrum stehen wird Musik von Wilhelm Keller, an dessen 100. Geburtstag erinnert werden soll Julia Gschnitzer hat noch einmal eine tragende Schauspielrolle angenommen. Das Adventsingen für Kinder wird heuer nicht stattfinden. (Heimatwerk/Salzburger Musikverein/dpk-krie)