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Fast ein öffentliches Kunstmuseum

REPORTAGE / KUNST AM BAU (3)

23/06/10 Wenn gerade wieder mal heftig über Kunst im öffentlichen (Altstadt-)Raum gestritten wird, kann man immer sogleich hören: Geht doch hinaus in die umgebenden Stadtbezirke! Wer mit offenen Augen durch Salzburg geht, wird feststellen, dass die Kunst auch außerhalb der Altstadt mancherorts eine ansehnliche Dichte erreicht.

Von Reinhard Kriechbaum

altWo sich öffentliche Gebäude massieren, dort begegnet einem logischerweise auch „Kunst am Bau“ auf Schritt und Tritt. Das Areal der Landesberufsschule bei der Lehener Brücke offeriert sich beinahe als eine Art lokales Kunstgeschichtsmuseum. Wer dort eine Runde dreht, bekommt auch mit, dass Wert und Einschätzung von Kunst im Lauf von Jahrzehnten logischerweise einem starken Wandel unterzogen sind.

Schlichtere Gemüter mögen ja auch heute noch die beiden überdimensionalen Sandstein-Figuren für Kunst ansehen. Sie sind wohl mal in der Nazi-Zeit entstanden (wer ihr Urheber ist, wäre eine Recherche wert, vielleicht wäre eine mahnende Tafel angebracht). Aber solche ideologischen Dinge haben in Salzburg noch nie jemanden ernsthaft irritiert. Wenn man beim salzach-seitigen Portal hineingeht, kommt dick: Da sind links und rechts der Treppe all die altBerufszweige, die hier gelehrt wurden und werden, brav und farbenfroh an die Wand gepinselt. Kräftige junge Männer sind mit dem Tranchieren von Fleisch beschäftigt, mit dem Schmieden und mit Maurerarbeiten. Einer sogar mit Bildhauerei. Die jungen Frauen sind als Friseurinnen und als Näherinnen nicht minder einschlägig tätig. Damals waren die Rollenbilder noch eindeutig, und heutigen emanzipierten Geistern und Geisterinnen mag je nach Temperament vor diesen beiden Wandmalereien das Blut in Wallung oder das Herz ins Stocken kommen.

Gut aber: Wenn man weitergeht im Stiegenhaus stößt man auch auf ordentliche Arbeiten, unter anderem von Lukas Suppin. In der Schul-Zone in Lehen kann man auch sehen, dass Kunst im öffentlichen Raum manchmal einen nicht ganz leichten Stand hat. Als DrehPunktKultur dieser Tage mit Dietgard Grimmer, der beim Land zuständigen Referentin für „Kunst am Bau“, auf Besichtigungstour war, haben wir vorerst vergeblich das altGebäude der Handelsakademie umrundet. Was mag aus den großen Holzskulpturen von Johann Feilacher geworden sein, die dort standen, aber weggeräumt wurden, als man einen (übrigens architektonisch höchst bemerkenswerten) Neubau errichtete? Auch ein Handy-Anruf beim zuständigen Menschen bei der Bundes-Immobilienverwaltung brachte fürs Erste keine Hinweise. Aber kein Grundalt zur Aufregung: Die Skulpturen wurden wirklich ordnungsgemäß wieder aufgestellt, im Innenhof der Schule.

Hätte sich Hilde Heger, als sie an der Berufsschule einen Brunnen mit einem bronzenen Fischreiher-Paar ausstattete, einst gedacht, dass parkende Autos verdächtig nahe ran rücken würden an diese Insel des künstlerischen Friedens? Heute schützt man das Ding mit Beton-Abweisern, was sehr eigenartig aussieht, aber Stoßstangen doch einen halben Meter fern hält.

altDas jüngste Kunstwerk im Berufsschulgelände, im Mensa-Bereich, ist schon nach den neuen Kriterien für „Kunst am Bau“ ausgesucht und umgesetzt worden. Gunda Gruber hat Motive aus Bauplänen, technische Diagramme und Schnipsel von Texte per Airbrush auf die Wände übertragen. Mit ihrem Assoziationsfeld zum Graffiti, zur Jugendkultur, bilde ihre Arbeit einen "Kontrast zur entpersönlichten Anmutung technischer Zeichnungen" und passe deshalb in die Berufsschule. So die Künstlerin, die an der Universität Mozarteum unterrichtet. Das ist  Kunst, die unmittelbar auf das Umfeld Bezug nimmt. Vielleicht fällt es ja den jungen Besuchern auf, wenn gerade dort, wo die Baupolizei einen Feuerlöscher anzubringen befohlen hat, die Künstlerin über eine „Funkenschaltung“ sinniert. (Ende der Serie)

Am kommenden Freitag (25.6.) lädt die Initiative Architektur zu einer „Kunst am Bau“-Exkursion, die auch die hier beschriebenen Werke vorstellt. Die Runbdfahrt (in Kleinbussen) beginnt um 14 Uhr bei der Chirurgie West. Kosten: 8.- Euro. Anmeldung: Tel. 0662/879867, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.
Über "Kunst am Bau" und die einzelnen Projekte: www.kunstambau.at
Bilder: dpk-krie (5); Kunst am Bau (1)
Zum Kommentar {ln:Fünf kleine Negerlein}
Zum ersten Teil der Serie Von Kunst beinah umzingelt
Zum zweiten Teil der Serie Auffällig unauffällig

 

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