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Hinter Fassade und Kulisse

REPORTAGE / BAUSTELLENBESUCH IM GROSSEN FESTSPIELHAUS

08/01/19 Gelbe Helme verschwinden langsam im Dunkel. Staubige Türen knallen. Eine Sinfonie von kalten Metallklängen und dröhnendem Bohrer-Sound durchzieht die Kälte. „Man wird eine gewisse neue Stimmung erkennen können. Mehr nicht“, kommentiert trocken der kaufmännische Direktor der Salzburger Festspiele, Lukas Crepaz, die Lage im gerüstdurchzogenen Foyer des Großen Festspielhauses.

Von Franz Jäger-Waldau

Statt eleganter, in feine Anzugstoffe gefasster Figuren, drängen sich wuchtige Gestalten durch jenen Gang, der zu den Orchesterräumen des Großen Festspielhauses führt: Sie tragen Bohrer und Schutzhelm statt Frack und Geigenkoffer. Sie spielen den Pressluftbohrer, sie spielen den Vorschlaghammer, sie lassen ihre Sägen singen. Das Große Festspielhaus ist seit dem 27. Dezember für das Publikum geschlossen. Es gilt, den Brandschutz zu erneuern und die Elektroinstallationen auszutauschen.

Hierzu musste die Decke des Eingangsfoyers, eine Fläche von achthundert Quadratmetern, gänzlich abgenommen werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf gut drei Millionen Euro, die von zwei Dritteln durch die öffentliche Hand und zu einem Drittel aus den Einnahmen der Festspiele selbst finanziert werden.

In seiner Verpuppung wirkt das Foyer beinahe unwirklich: Der empfindliche Marmorboden und die Säulen, lückenlos mit einer dicken Schicht aus Spanplatten überzogen, ruhen gänzlich unberührt von all der Bewegung, all dem Lärm.

Aus Lüftungsscharten schlängeln sich Kabel wie Eingeweide durch die Haut des abgestemmten Wandverputzes. Abgeblätterter Putz ist der Rahmen um das Loch in der Wand – durch das Lukas Crepaz in die Künstlergarderobe blickt: „Vor sechzig Jahren haben unsere Vorgänger hier unter Zeitdruck gearbeitet. Das Haus war ursprünglich ein gigantisches Projekt für eine so kleine Stadt.“

Heute stehen neue technische Möglichkeiten zur Verfügung, die es erlauben, effizientere und langlebigere Sanierungen durchzuführen. Dennoch ist das Ganze nur der Anfang, eine Generalprobe für die kommende Generalsanierung: Mit dem Wassereinbruch im Sommer 2018 habe sich nicht länger leugnen lassen, dass auch andere Teile des Gebäudes renovierungsbedürftig sind.

„War anfangs nur die Brandschutzsanierung angedacht, die sich zu einer Sanierung der sicherheitstechnischen Anlagen erweitert hat, so ist im Sommer 2018 klar geworden, dass nach 58 Jahren eine Generalsanierung unumgänglich ist“, so Lukas Crepaz. Die Brandschutzsanierung bleibt davon unberührt und wird wie geplant weitergeführt. Sie ist als wichtiger erster Teil der Generalsanierung zu sehen.

Als separates Projekt werden nun weitere Problemfelder untersucht - erhoben wird nicht weniger als der Gebäudezustand aller Festspielhäuser und seiner Bühnen. Außerdem wird der aktuelle und künftige Nutzungsbedarf neu festgelegt. Sobald die Ergebnisse der Erhebung im Spätherbst 2019 vorliegen, werden die Sanierungsszenarien mit den jeweiligen Kosten dem Kuratorium vorgelegt, um die weitere Vorgehensweise festlegen zu können.

Bilder: SFS/Anne Zeuner

 

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