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Fürchtet euch nicht in der smarten Sommerfrische

SALZBURGER HOCHSCHULWOCHEN

20/07/18 Die Salzburger Hochschulwochen, die vom 30. Juli bis 5. August stattfinden, warten mit einer Reihe hochkarätiger Vortragender auf, die in Vorlesungen und Workshops das Phänomen Angst beleuchten. Hans Joas erhält heuer den Theologischen Preis.

Etwa 800 Teilnehmer werden bei dieser Sommeruniversität, der ältesten im deutschsprachigen Raum, erwartet. Einer der Höhepunkte der „smarten Sommerfrische“ an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg ist der Festvortrag im Rahmen des Akademischen Festaktes: Der ZEIT-Journalist Bernd Ulrich spricht über „Politik gegen die Angst – Was gegen die Flucht ins Autoritäre hilft“ (5. August, 10.30 Uhr, Große Universitätsaula).

„Angst? Das ist eine unsichtbare Weltmacht, ein Grundgefühl der Gegenwart“, sagt der Obmann der Salzburger Hochschulwochen Prof. Martin Dürnberger. Je präsenter Ängste sind, desto mehr spiele dabei die Verheißung eine Rolle, sich davon befreien zu können, säkular wie religiös. „Die religiöse Grundformel 'Fürchtet euch nicht' soll Ängste aber nicht bloß zudecken, so Dürnberger – es geht dabei um die furchtlose Konfrontation damit.“ Das gelte auch für die Salzburger Hochschulwochen: Sie gehen auf Spurensuche nach Mut, Zuversicht und das Vertrauen in Neuaufbrüche.

Den Auftakt der Hochschulwoche bildet der renommierte Klimaökonom Prof. Ottmar Edenhofer, designierter Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), der in seinem Vortrag den Klimawandel als Horrorszenario ökonomisch durchleuchtet (30. und 31. Juli). Der Wiener Theologe Prof. Jan-Heiner Tück von der Universität Wien erörtert „Angstwelten der Gegenwart“. Tück wirft dabei die Frage auf, wie der Mensch mit den vielen Gesichtern der Angst umgehen soll, handle es sich um Versagens- oder Verlustängste oder um kollektive Angstwelten wie etwa dem Terror. Wie diese Ängste überwinden? (30. und 31. Juli).

Brandaktuell die Vormittagsvorlesung von Klaus Dörre, Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena über die „Angst im Kapitalismus“. Dörre geht der These nach, Angst sei die Triebfeder einer konformistischen Revolte geworden, die sich gegen oben, aber auch gegen fremd, anders und unten abgrenzt. Demgegenüber komme es darauf an, dass Hoffen wieder zu lernen – wie das möglich ist, ist die Frage seiner Überlegungen (1. und 2. August)

Die Journalistin Gudrun Harrer, leitende Redakteurin beim „Standard“ und frühere Sondergesandte der österreichischen Regierung im Irak, spricht über „den Nahen Osten im Umbruch“. Statt des erhofften Wandels setzten nach dem Arabischen Frühling 2011 von Gewalt begleitete Zerfallserscheinungen ein, die die gesamte nach dem Ersten Weltkrieg entstandene Staatenordnung in Frage gestellt haben. Der Islamische Staat sei zwar mittlerweile zumindest territorial besiegt, eine Befriedung der Region sei aber noch nicht in Sicht (3. und 4. August).

Die Astrophysikerin Lisa Kaltenegger vom Sagan Institute-Cornell University/USA referiert über die „Suche nach der zweiten Erde“. Kaltenegger geht der Frage nach, ob es weitere Planeten, wie die Erde im Universum gibt. Die Menschheit treibe nicht ohne Angstlust die Frage an, ob dort Lebensformen ähnlich oder ganz anders als unsere Spezies vorkommen. Spezialteleskope der NASA haben hunderte Planeten in unserer Galaxie entdeckt. Die Frage, wie wir Leben auf anderen Planeten aufspüren können, und ob wir uns davor fürchten müssen, steht im Mittelpunkt des Vortrags (3. und 4. August).

Bei den Nachmittagsvorlesungen spricht u.a. der Germanist Norbert Christian Wolf, Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Salzburg, über „Topographien des Schreckens. Literaturgeschichtliche Expeditionen in das weite Land der Angst“. Wolf geht in seinem Vortrag der Frage nach, mit welchen ästhetischen Strategien und nach welchen inhaltlichen Mustern Furcht in der Literatur inszeniert wird. Unterscheidet sich die deutsche Literatur hierin von den Strategien anderer Literaturen? Und wer sind die großen Geängstigten der Literaturgeschichte?

Der „Theologische Preis“ der Salzburger Hochschulwochen wird am 1. August dem Sozialphilosophen Hans Joas verliehen. Beim Sommerfest gibt es eine Talk-Runde mit Erzbischof Franz Lackner, Festspielpräsidentin Helga-Rabl-Stadler und dem Schauspieler Johannes Silberschneider (2. August, Bischofsgarten, 17.30 Uhr). Im Nacht-Café (4. August) debattieren die Verlegerin Mona Müry, die Sängerin Frances Pappas und der Philosoph und Theologe Heinrich Schmidinger (Rektor der Universität Salzburg) zum Thema „Keine Angst. Ein Gespräch im Fokus von Kunst und Theologie“.

Salzburger Hochschulwochen, 30. Juli bis 4. August – www.salzburger-hochschulwochen.at
Bilder: Salzburger Hochschulwochen

 

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