Im Spannungsfeld von Tradition und Neuem
DOKUMENTATION / KULTURENTWICKLUNGSPLAN (4)
15/03/18 „Eine laufende Reflexion von traditionellen Praktiken soll gewährleisten, dass eine zeitgemäße Weiterentwicklung erfolgt“, heißt es im Kulturentwicklungsplan des Landes Salzburg, und das bezieht sich nicht nur auf die Volkskultur. Heute das Kapitel „Kulturelle Traditionen“.
Das Land Salzburg ist sich seiner vielfältigen Kultur und den damit verbundenen, reichhaltigen Traditionen bewusst. Sie tragen nicht nur wesentlich zur Identitätsbildung bei, sondern heben Salzburg überregional und international als unverwechselbares Kulturland heraus, wie etwa die Salzburger Festspiele anschaulich belegen. Das Land Salzburg setzt sich daher zum Ziel, seine Traditionen sorgfältig zu pflegen und bewusst weiterzuentwickeln. Ältere und jüngere Traditionen finden und ergänzen sich dabei in den verschiedensten Bereichen, in einer lebendigen Volkskultur und traditionell gelebten Bräuchen genauso wie in der Beschäftigung mit zurückliegenden Epochen einer Musik-, Theater- oder Literaturtradition oder in der Auseinandersetzung mit Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst in den letzten Jahrzehnten.
Das Land Salzburg bekennt sich zur Erhaltung, zur Pflege und zum Schutz des materiellen und des immateriellen Kulturerbes als zentrale Bestandteile des gegenwärtigen kulturellen Selbstverständnisses und stellt damit u. a. die Weitergabe von überlieferten Wissen, gelebten Bräuchen und tradiertem Handwerk über die Generationen sicher. Eine laufende Reflexion von traditionellen Praktiken soll gewährleisten, dass eine zeitgemäße Weiterentwicklung erfolgt.
Eine tragende Rolle nehmen hier die zahlreichen Vereine, Einrichtungen und Gruppen der Salzburger Volkskultur ein, die auf vielfältige Art und Weise zur Auseinandersetzung mit regionalen Besonderheiten im Bundesland Salzburg einladen. Das Spektrum umfasst dabei Regionalmuseen, Blasmusikkapellen, Chöre, Mundartdichterinnen und -dichter, Volkslied- und Volksmusikgruppen, Volkstanzgruppen, Hochzeitsladerinnen und -lader, Heimat- und Trachtenvereine, Schützen- und Gardeformationen, Samson- und Prangstangenträgergruppen, Schwerttanz-, Reiter- und Schnalzergruppen, Anglöckler, Tresterer-, Krampus- und Perchtengruppen, Rangglervereine und sonstige volkskulturelle Vereine und Gruppen. Verstärkt sollen Ansätze unterstützt werden, die zur Zukunftsfähigkeit des kulturellen Erbes und der Salzburger Volkskultur beitragen, etwa technologisch innovative Lösungen zur Erfassung des regionalen Kulturgutes, moderne Vermittlungsangebote für volkskulturelle Aktivitäten, neuartige Ideen zur Nachwuchsförderung in der Volkskultur oder öffnende Projekte in Richtung eines inter- und transkulturellen sowie internationalen Austauschs.
Eine intensive Beschäftigung mit kulturellen Traditionen findet auch in den zahlreichen Musik-, Theater- und Literaturstätten, Festivals und Festspielen im gesamten Bundesland laufend statt, wobei Produktionen oftmals vom Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Moderne gekennzeichnet sind. Das Land Salzburg steht dabei einer durchaus auch kritischen Auseinandersetzung positiv gegenüber und unterstützt insbesondere Aktivitäten, die sich in diesem Zusammenhang um einen zeitgemäßen Ausgleich bemühen.
Dem Ziel einer Aufrechterhaltung eines vielfältigen Kunst- und Kulturangebots folgend, fördert das Land Salzburg weiterhin sowohl die großen Einrichtungen wie Salzburger Festspiele, Osterfestspiele Salzburg, Salzburger Landestheater, Stiftung Mozarteum Salzburg, Mozarteumorchester Salzburg oder Musikum als auch die unzähligen mittleren und kleineren Einrichtungen und Festivals in Stadt und Land im Bereich der darstellenden Kunst, der Musik und der Literatur (eine umfassende Darstellung findet sich in der Grundlagenarbeit zum Kulturentwicklungsplan KEP Land Salzburg).
Einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des materiellen und immateriellen Kulturerbes und zur zeitgemäßen Auseinandersetzung mit diesem liefern außerdem in diesem Bereich tätige Museen und wissenschaftliche Einrichtungen, Bibliotheken bzw. Archive, die vom Land Salzburg auch zukünftig in diesem Zusammenhang unterstützt werden sollen. Eine Sonderstellung nehmen dabei die Museen, Schlösser und Burgen ein – sowohl die großen Häuser wie das Salzburg Museum, das DomQuartier Salzburg, das Museum der Moderne Salzburg, das Haus der Natur, das Salzburger Freilichtmuseum, die Festung Hohensalzburg, die Burg Hohenwerfen und die Burg Mauterndorf als auch die zahlreichen anderen Museen, Schlösser und Burgen in der Landeshauptstadt und in den Regionen. Mit den Kernaufgaben Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln tragen sie auf vielfältige Weise zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, der Entwicklung der Gesellschaft und aktuellen Themen im künstlerischen und kulturellen Kontext bei.
Das Land Salzburg bekennt sich zum weiteren Ausbau der Museen im Bundesland, insbesondere im Anschluss an die in den letzten Jahren erfolgten Aktivitäten im Rahmen des Museumsleitplans Salzburg und der Schwerpunktbildung im ländlichen Raum betreffend die Regionalmuseen.
Einen stärkeren Austausch will das Land Salzburg in den nächsten Jahren zwischen Tradition und Moderne initiieren, indem die Vernetzung und Kooperation zwischen Einrichtungen, Initiativen und Gruppen der Volkskulturen, der zeitgenössischen Kunst und den großen Kulturhäusern, Veranstaltungen und Festspielen unterstützt wird. Gefragt sind dabei Zugänge, die eine hohe künstlerische Qualität aufweisen, unkonventionelle Wege beschreiten und bislang eher getrennte Produktions- aber auch Publikumsinteressen zusammenbringen. Vor allem im ländlichen Raum braucht es dabei besondere Anstrengungen, um bestehende Formate weiterzuentwickeln und neue Formate zu finden, die eine Auseinandersetzung mit aktuellen Themen im Kunst- und Kulturbereich zulassen.
Im Kapitel „Kulturelle Traditionen“ sollen folgende prioritäre Maßnahmen umgesetzt werden:
– Ausbau der Ressourcen für regionale Volkskultur- und Popularkulturforschung und -dokumentation.
– Weiterführung der Digitalisierung des immateriellen und materiellen Kulturerbes in Museen, Archiven und Sammlungen.
– Entwicklung von speziellen Vernetzungs- und Kooperationsformaten zwischen Einrichtungen, Initiativen und Gruppen der Volkskulturen, der zeitgenössischen Kunst und den großen Kulturhäusern, Veranstaltungen und Festspielen.
– Etablierung von Formaten, die sich mit kulturellen, gesellschaftlichen, historischen und/oder wirtschaftlichen Themen auseinandersetzen, unter besonderer Berücksichtigung zeitgenössischer Kunstproduktion (beispielhaft Jubiläen oder Themenjahre).