Gute Zensuren aus der freien Szene
KULTURPOLITIK / DACHVERBAND / JAHRES-ANALYSE (1)
20/12/17 „Mit Sorge blicken wir auf die Ankündigungen der neuen Bundesregierung“, sagt Karl Zechenter, Vorsitzender des Dachverbands Salzburger Kulturstätten. „Eine Reihe von Maßnahmen zeigen, dass es stärker in Richtung 'Leuchtturmpolitik' geht. Wir hoffen, dass die ebenfalls erwähnte Stärkung regionaler Kulturinitiativen umso kräftiger ausfällt.“
Manche Formulierungen im Regierungsprogramm lassen gerade in der freien Szene Engagierte die Stirn runzeln.´, wenn es etwa hinsichtlich der Förderungen heißt, sie müssen als „Sprungbrett in die wirtschaftliche Unabhängigkeit“ gesehen werden. Wer von den 76 Kulturveranstaltern in Stadt und Land Salzburg, die der Dachverband vertritt, könnte schon eine solche wirtschaftliche Unabhängigkeit erreichen? Die 76 Veranstalter haben im vergangenen Jahr insgesamt 6.719 Kulturveranstaltungen (davon 918 speziell für ein junges Publikum bis 13 Jahre) im Bundesland angeboten.
Aber darum geht es nicht im traditionellen Pressegespräch des Dachverbands kurz vor Weihnachten. Da blickt der Dachverband nämlich seit Jahrzehnten auf die Kulturbudgets von Stadt und Land. Eine wichtige Analyse, die heuer für beie Subventionsgeber insgesamt sehr zuversichtlich ausfällt.
Das Land hat schon lange nicht so gute Zensuren bekommen wie diesmal: „Wenig Veränderung im Budget auf stabilem Niveau“, fasst Karl Zechenter zusammen, betont aber: „Was sich verändert und verbessert hat, ist die Gesprächsbereitschaft und Kooperation der Beamtinnen und Beamten in der Kulturverwaltung.“ Und das sei eine große Verbesserung für Kulturvereine wie für Künstler.
Der Kulturentwicklungsplan sei „mit großem Engagement von der kulturinteressierten Salzburger Bevölkerung, der fachlichen Begleitung und der Verwaltung bis hin zum Landesrat erstellt“, so der Dachverband. „Wir würdigen ausdrücklich den offenen Prozess, den Landesrat Schellhorn gestartet hat, und hoffen auf eine tatkräftige Umsetzung des Plans“, sagt Karl Zechenter. „Wir freuen uns darauf, dass das Land Salzburg einen Infrastrukturplan zur Gestaltung neuer kultureller Einrichtungen im Land erstellen wird, mehr Gewicht auf die Kulturinitiativen in den Regionen abseits des Zentralraumes legen wird und einen intensiveres Augenmerk auf die Produktion zeitgenössischer Kunst und Kultur legen wird.“
Ein Wermutstropfen: „Wir sind enttäuscht, darüber, dass es noch keine klaren Zeithorizonte und Etappen gibt, mit dem sich das Land Salzburg auf bestimmte Projekte und Projektschritte festlegen möchte.“ Ein Dauerthema für den Dachverband wäre das eindeutiges Bekenntnis zu einem Fair Pay in der Kulturarbeit. Das vermisst man nach wie vor.
Zufrieden ist man in der freien Szene mit der demokratischen Wahl und der Zusammensetzung des neuen Landeskulturbeirats. Schließlich stellen im Dachverband organisierte Institutionen 11 von 13 wählbaren Kandidaten.
Das Kulturbudget des Landes in Zahlen: 48.578.600 Euro, das sind 1,8 Prozent des gesamten ordentlichen Haushalts. Der Beitrag für die Förderung für KünstlerInnen, Kulturvereine und Kulturstätten darin beträgt Euro 6.512.200, das sind 0,24 Prozent. Das Doppelbudget 2017/18 bringt im zweiten Jahr ein leichtes Minus, der Anteil der freien Szene ist mit 13,4 Prozent stabil. Dass die festspiele mit 19 Prozent das deutlichste Plus aufweisen, hat mit Brandschutzmaßnahmen zu tun. Dafür sind die Mittel zweckgebunden.
Im Vorjahr hat der Dachverband die Jubiläums-Aktivitäten zum Landesjubiläum argwöhnisch betrachtet, und auch beim bevorstehenden „Stille-Nacht“-Gedenkjahr sieht man genau hin. Die Vorbereitungen liefen „transparent und professionell“ ab. „Leider sind auch dieses Mal die Ausschreibungen spät bekannt gegeben worden«, sagt Karl Zechenter aber. Eine größere Ausschreibung über Euro 300.000 sei erst im Dezember öffentlich gemacht worden, und „die Ausschreibung für die freie Szene ist noch ausständig und mit einer Summe von etwas über einem Zehntel der ersten Ausschreibung kärglich angesetzt“, bekrittelt der Dachverbands-Vorsitzende.
Und: Ins Stille-Nacht-Jahr werfe der Kulturentwicklungsplan noch keine Schatten voraus: Der Anteil von Frauen in der unabhängigen Jury betrage 31,6 Prozent, im Kuratotium sind drei von acht Mitgliedern weiblich. (Dachverband/dpk-krie)