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Wer und was uns zum Herdenvieh macht

ARGEkultur / OPEN MIND FESTIVAL

07/11/17 „Common people – Kollektive für Individuen“. An diesem Thema für das am Donnerstag (9.11.) beginnende Open Mind Festival habe sie schon vor drei, vier Jahren zu arbeiten begonnen, sagt die Kuratorin Cornelia Anhaus. „Es ist so, dass einen die Realität einholt.“

Von Reinhard Kriechbaum

Die jüngsten Wahlkämpfe nicht nur in Deutschland und Österreich hätten bestätigt, dass offenbar jene Parteien den meisten Zuspruch erfahren, die es verstehen, durch ein „Wir“ und „die Anderen“ die Bevölkerung zu polarisieren, sagt Cornelia Anhaus. „Gruppenzugehörigkeit durch Ausgrenzung zu definieren, beschränkt sich leider nicht nur auf rechtspopulistische Bewegungen.“ Dabei hätten gerade die zivilgesellschaftlichen Zusammenschlüsse während der sogenannten „Flüchtlingskrise“ vorgezeigt, wie durch gemeinsames Agieren ein friedliches Miteinander gelingen kann. Den Spannungsfeldern „der gemeinschaftlichen Organisation von Individuen“ soll also das Programm des Festivals in der ARGEkultur gewidmet sein.

Eine ganz augenfällige Gruppenbildung – die eher rechts sich positionierende Landbevölkerung gegen die rot/grün wählenden Städter – bestimmt die diesjährige Koproduktion, „das Herzstück des „Open Mind Festivals“, wie Cornelia Anhaus sagt: Die Raabtaldirndl hat man eingeladen, ihre neue Produktion „Abreissen“ wird in Salzburg uraufgeführt. Am Eröffnungstag ist das aber nicht die einzige Aktivität. Die Gruppe „God's Entertainment“ stellt am Alten Markt ein Zelt auf, darin ein „Chauvinismus Scanner“. Eine theatrale Intervention, die der Nationalismusnähe jener nachspüren will, die sich eben auf diesen „Test“ einlassen. Vor der Uraufführung der Rabbtaldirndln in der ARGEkultur gibt es noch eine Gesangs-Animation mit dem „Chor d'accord“ und danach eine Party mit DJ Tschenen.

Um Heimat, Zugehörigkeit zu ihr und zu spezifisch sich definierenden Gruppen geht es also elf Tage lang. Ein Filmabend bringt zwei ziemlich geniale Streifen, „Paradies! Paradies!“ von Kurdwin Ayub und „Unten“ von Djordje Cencic und Hermann Peseckas. Beide haben bei der „Diagonale“ in Graz Preise bekommen. Noise-Grunge-Punk ist der Stil der Gruppe „Aivery“. Man kann beim Open Mind Festival syrisch kochen lernen, in Symposien über „Kollektive Kränkungen“ und „Alle Freiheit der Satire?“ nachdenken. Satire gibt es übnrigens sehr wohl auch in Muslimen-Kreisen, freilich nur in aufgeklärten, die man eher in die Kategorie Hipster einstufen würde. Die "Datteltäter" jedenfalls sind ein "muslimisches Satire-Kalifat", das sonst eher auf Youtube und ähnlichen Schienen unterwegs sind. Bei Open Mind treten sie gemeinsam auf. Das ist selten.

„Beißreflexe: Identität, Kollektiv, Emanzipation“ ist Thema einer „Montagsrunde“ mit der Geschlechtsforscherin und „Polit-Tunte“ Patsy l'Amour laLove, einer Kultfigur in einschlägigen Kreisen. „Pink tape – yellow tape -black tape – Repeat!“ ist Titel einer Performance (ein Ausflug ins Toihaus ist dazu angesagt) von Lisa Hinterreithner, Linda Samaraweerovà und Olivia Schellander.

Open Mind Festival, von 9. bis 19. November in der ARGEkultur – www.argekultur.at
Bilder: ARGEkultur / Dragan Simicevic (1); Tina Bauer (1); Bojan Novic (1)
Zum Hintergrundbericht über die Rabtal-Dirndln
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