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Drei Amerikaner und „Stille Nacht“

LANDESTHEATER / JUBILÄUMSPRODUKTION / 200 JAHRE STILLE NACHT

08/05/17 Wie erkennt man Profis aus Hollywood? An ihrer Größe im Umgang mit Salzburger Kleingeist. Zu beobachten heute Montag (8.5.) im Landestheater, das einen Stückauftrag an lauter Amerikaner vergeben hat. Schlimm. Noch schlimmer: Um „Stille Nacht“ wird es gehen. Das verhindert kein Bürgerbegehren mehr. Premiere ist am 25. November 2018 in der Felsenreitschule.

Von Heidemarie Klabacher

Größter Respekt im Umgang mit der Tradition und dem Erbe wurde besorgeten Eingeborenen zugesichert. Worüber musste man sich sorgen? Dass aus „Stille Nacht“ eine Event-Show wird. Heute Montag (8.5.) prästentierten im Landestheater der Intendant Carl Philip von Maldeghem und der Geschäftsführer „SalzburgerLand Tourismus“ Leo Bauernberger gemeinsam den Plan zu einer Landestheater-Produktion im Jubiläumsjahr „200 Jahre Stille Nacht“. Zaungäste und/oder Journalisten zeigten sich schwer besorgt, dass dem Lied nicht der gehörige Respekt gezollt werde. Denn komponieren und dichten werden eine Amerikanerin und ein Amerikaner: Vorgestellt wurden die Drehbuchautorin Hannah Friedmann, der Filmkomponist John Debney und dessen Agent Richard Kraft. Sie werden das Stille Nach-Musical schreiben. Der momentane Arbeitstitel lautet „Silent Night Story“. Im Zentrum soll die universale Friedenskraft des Liedes stehen.

„Great“ sagte Richard Kraft bei dem Pressegespräch zur frommen Idee, dass das Auditorium am Ende in gebühendem Respekt sich erheben erheben und gemeinsam das Lied singen möge.

Was für „Ice Age“, „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“, „Dschungelbuch“ oder „Passion of Christ“ gut genug war, wird jetzt anhand von „Stille Nacht“ auf die Nagelprobe gestellt. Er habe Carl Philip von Maldeghem für „verrückt“ gehalten, sagte der Agent und Produzent Richard Kraft, als dieser mit seinem Anliegen an den Filmmuskomponisten John Debney herausgerückt sei: ein Auftrag für die Bühne an einen reinen Filmmusikschreiber, über einen Ort an dem beide noch nie gewesen sind, ohne die Entstehungsgeschichte des Liedes oder das Leben der beiden Schöpfer erzählen.

Keine katholische Propaganda dürfe es werden, hieß es weiter, kein Entstehungsmythos und schon gar keine abstrakte experimentelle Kunst. „Da bleibt nicht mehr viel.“ Mit ein paar Mozart-Chokolate-Balls sei, so Richard Kraft, dann alles ins Rollen gekommen. Als Textdichterin wurde die amerikanische Drehbuchautorin Hannah Friedmann gewonnen. Sie werde voraussichtlich die Geschichte eines Amerikaners erzählen, der nach Salzburg kommt, um hier die Liebe zu finden. Werden soll es ein „Theaterstück mit Musik“, also das, was man in den USA versteht unter einem „Musical Play“.

Dieser Tage sind Debney, Friedmann und Kraft in Stadt und Land Salzburg – und in Oberösterreich – unterwegs, um alle Stille Nacht-relevanten Stätten zu besuchen und die Atmosphäre aufzunehmen. Man hüllt sich in Bescheidenheit: „Was wir als drei Amerikaner hier mitbringen können, ist das frische Auge von außerhalb.“ In die Stadt Salzburg, in der man sich seite Kurzem aufhalte, habe man sich sofort verliebt und in die originellen Einwohner. Jede Person die sie treffen, sei für sie ein potentieller Charakter für das Stück. Salzburger aufpassen!

Doch so schlimm, wie die Über-Eiferer am Rande der Pressekonferenz zu befürchten schienen, ist das alles gar nicht: Immerhin hat das Lied der Lieder seinen Siegeszug um die Welt von Salzburg ausgehend über Tirol und die USA angetreten. Die „Rainer Sänger“ aus dem Zillertal sind schon Mitte des 19. Jahrhunderts vier Jahre lang durch Amerika getourt. Und „Stille Nacht“ haben die wohl auch nicht nur am 24. Dezember gesungen. Genau achtzig Jahre vor der geplanten Premiere am 25. November 2018 – nämlich am 25. November 1938 – erklang das Lied übrigens im City Hotel in New York.

Für das Angebot in den Katalogen des „SalzburgerLand Tourismus“ wird die Produktion wohl ein Fixpunkt in diversen Paketen sein. Schon in einem aktuellen Vorausprospekt wird auf das „Musical“ mit dem momentanen Arbeitstitel „Silent Night Story“ hingewiesen. Dennoch handle es sich nicht um eine kommerzielle, sondern eine „ganz normale Landestheater-Produktion, finanziert mit zusätzlichen Mitteln“, betont Carl Philip von Maldeghem.

Im neuen noch zu dichtenden und zu komponierenden „Musical Play“ wird „Stille Nacht“ ein einziges Mal erklingen, ganz am Schluss. Und das wird - Sorge umd das Erbe hin oder her - musikalisch auf jeden Fall besser sein, als was das arme Lied in dreihundert Sprachen und Dialekten am 24. Dezember in den trauten Famlienkreisen weltweit zu erdulden hat.

Bilder: Landestheater / Anna-Maria Löffelberger

 

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