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Unnütze Esser, Ballastexistenzen

HINTERGRUND / AUSSTELLUNG / EUTHANASIE

24/02/17 „erfasst, verfolgt, vernichtet – Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“: Das ist der Titel einer Wanderausstellung. Sie macht bis 21. April im Unipark Nonntal, Salzburg Station. Ein Sonderteil widmet sich der Situation in Salzburg.

434 Menschen mit Behinderung hat es zwischen 1940 und 1945 in Salzburg getroffen. Rosa Leeb war eines der Salzburger Opfer. Schon in jungen Jahren erlitt sie epileptische Anfälle, wobei über ihre Krankengeschichte wenig bekannt ist. 1935 wurde die damals Vierzehnjährige wegen „erblicher Fallsucht“ dauerhaft in der Landesheilanstalt Salzburg aufgenommen. Fast jeden Sonntag besuchten sie ihre Eltern und ihre kleine Schwester Gertrude. Am 16. April 1941 wurde die junge Frau im Alter von nicht einmal 20 Jahren nach Hartheim transportiert und dort ermordet. Wenige Tage später erhielten ihre Angehörigen die Nachricht von ihrem Tod und ein kleines Päckchen mit ihrem Nachlass zugesandt. Absender war aber nicht Schloss Hartheim, sondern die über mehrere hundert Kilometer entfernte Anstalt Bernburg in Sachsen. Dieses Täuschungsmanöver sollte unangenehme Nachfragen der Angehörigen vermeiden.

Auf Initiative der LAUBE, die sich mit der beruflichen und sozialen Integration von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen beschäftigt, wurde die Ausstellung nach Salzburg geholt. An Rosa Leeb erinnert auch ein Pflasterstein vor dem Wohnhaus Haus Herrengasse 12.

Zur sogenannten „Gesundung des Volkskörpers/Herstellung der Rassenhygiene“ wurden in der Zeit des Nationalsozialismus mehr als 400.000 psychisch kranke und behinderte Menschen sterilisiert und mehr als 200.000 in Heil- und Pflegeanstalten ermordet - zehntausende davon in Österreich. Im Interesse der Höherentwicklung der eigenen „Rasse“ zielte die nationalsozialistische Politik darauf ab „alles Minderwertige auszumerzen“. „Unnütze Esser“ und so genannte „Ballastexistenzen“ – darunter verstand man u.a. psychisch kranke und behinderte Menschen – würden nur die wirtschaftlichen Leistungen des Landes schmälern.

Nach der oberösterreichischen Landesausstellung 2003 „Wert des Lebens“ in Schloss Hartheim bei Linz war die Sensibilität endlich geweckt und es folgten in mehreren Bundesländern Ausstellungen zur regionalen Geschichte der NS-Euthanasie. Ab Herbst 2006 bis 2008 präsentierte die LAUBE eine entsprechende Darstellung der Euthanasieaktion im Land Salzburg. Stationen waren Hallein, Goldegg, Tamsweg, Saalfelden und zum Abschluss das Salzburg Museum. Das Publikumsinteresse war mit insgesamt 25.000 Menschen im ganzen Bundesland sehr groß.

Daran knüpft nun die Wanderausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde an. Vieles ist auch heute noch öffentlich zu wenig bekannt und aufgearbeitet. Exemplarische Biografien ziehen sich durch die gesamte Ausstellung: In den Akten der Opfer werden die vielen verschiedenen Akteure fassbar, die an den Verbrechen beteiligt waren. Ihren Blicken auf Patienten werden deren eigene Äußerungen gegenübergestellt.
(LAUBE/dpk-krie/Stolpersteine)

Die Ausstellung ist bis 21. April 2017 im Unipark Nonntal, Salzburg zu sehen – www.laube.at; www.dgppn.de
Bilder: LAUBE GmbH (1); www.stolpersteine-salzburg.at (1)

 

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