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SALZBURG 20.16 / BILANZ
22/02/17 Eine „Salzburg 20.16-Bewegung“: So eine Formulierung gefällt Landeshauptmann Wilfried Haslauer gut, hat er doch schon immer auf das Zukunfts-Stiftende des Landesjubiläums im Vorjahr gesetzt. Nun geht es langsam ans Bilanzziehen. Haslauer ortet rundum in „neues Salzburg-Bewusstsein“.
Von Reinhard Kriechbaum
Die Werbefritzen waren wieder sehr aktiv und haben ein rasant geschnittenes, quirliges Erfolgs-Filmchen gedreht. Eine Episode, die so richtig das Herz erwärmt: Da sagt ein dunkelhäutiges Kind in perfektem Dialekt: „I bin von ganz weit her kemma, aus Afrika – und jetzt bin i do!“
Die Bilanz des Jubiläumsjahres Salzburg 20.16, vorgestellt in einem Pressegespräch heute Mittwoch (22.2.), ist so leicht nicht mit Zahlen zu unterfüttern. Das Konkrete: „Mehr als 200 Projekte“ und „etwa 680 Einzelveranstaltungen“ heißt es. Von den fünf Millionen Euro Budget hat der Bund vier Fünftel, also vier Millionen Euro springen lassen, der Landes-Anteil betrug knapp eine Million Euro, und die Stadt hat für die Landesausstellung „Bischof. Kaiser. Jedermann“ 750.000 Euro springen lassen (die gingen direkt ans Museum).
Vom Fünf-Millionen-Budget gingen 3,6 Millionen Euro in die Kofinanzierung und Abwicklung von Projekten, 650.000 Euro in die Werbung, gleich hoch war der Aufwand für Personal, Versicherungen und andere Abgaben. Bleiben 100.000 Euro, mit denen man nach Aussage von Salzburg 20.16-Geschäftsführer Friedrich Urban noch einige Projekte zu Ende führen und die GesmbH dann liquidieren werde. Urban über die Richtung im vergangenen Jahr: „Es war uns wichtig zu zeigen, dass Mut zur Veränderung da sein muss, wir haben uns als Ermöglicher verstanden.“
Über Aufzählungen hinaus bleibt man eher im Auratischen: Wilfried Haslauer sagte, er spreche weniger gern vom „Landesbewusstsein“ – „das hat so was von Lederhose“ –, lieber verwende er das Wort „Bewusstheit“. Das Augenmerk auf die Vielfalt und den Wohlstand im Land (sehr im gegensatz zur Situation 1816, als das Land an die Monarchie kam) habe vielen deutlich gemacht „dass nichts selbstverständlich ist“. Also sei Salzburg 20.16 eine „wichtige Standortbestimmung“ gewesen in ihrer Verbindung von „Historischem, Zeitgenössischem und auch Schrägem“.
Paul Estrela (von der Salzburg 20.16 GesmbH) hat ein paar ganz unterschiedliche Impulse näher vorgestellt. Das Zukunftslabor mit seinen 238 Projekten habe das „kreative gesellschaftliche Engagement“ gespiegelt und nicht weniger anregend seien die (gemeinsam mit der Kulturabteilung) zu entwickelnden „Salzburg-Utopien“ geworden. Es gab aber auch Initiativen wie jene einer umfänglichen Vernetzung der Gemeinden rund um den Haunsberg im Grenzbereich zu Oberösterreich, die man gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer angegangen sei.
Eine Postkartenserie mit bedenkenswerten Sprüchen haben sich Jugendlich aus dem Christian-Doppler-Gymnasium ausgedacht. Die kann man lesen, auf die Pinwand heften oder im herzen bewegen. Überhaupt das Herz: „Es geht um die gefühls- und Stimmungslage“, sagt Wilfried Haslauer, der auch die Rückgabe der Festung, der Neuen residenz, der Mariensäule, des Residenzbrunnens und der beiden Pferdeschwemmen in der Erfolgsbilanz auflistet.
„Es war eine große Herausforderung, ein Programm auf die Beine zu stellen, das den vielfältigsten Ansprüchen zu genügen versuchte, wie sie im Mission Statement der Landesregierung festgelegt wurden: Die Umsetzung von Projekten in allen Bezirken des Bundeslandes, die zeitliche Dimension von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die Berücksichtigung aller künstlerischen Genres und Altersgruppen.“ So Friedrich Urban. Alle Projekteinreichungen wurden zuerst von einem unabhängigen Programmbeirat unter dem Vorsitz von Wolfgang Radlegger diskutiert und beurteilt. Aufgrund der Empfehlungen des Programmbeirats fasste das Kuratorium Salzburg 20.16 die Beschlüsse über die Umsetzung bzw. Dotation der einzelnen Projekte.
Trotz der kulturellen Dominanz der Landeshauptstadt fanden etwa 40 Prozent der Veranstaltungen außerhalb der Stadt Salzburg statt, allen voran 26 Sonderausstellungen in allen fünf Bezirken.
Mit dem Festival „Minus 20 degree“ in Flachau im Jänner 2016 und der Bespielung des Kunstigels „White Noise“ in Wald im Pinzgau im Sommer 2016 wurden bewusst Impulse zur Stärkung zeitgenössischer Kunst auf dem Land gesetzt. Die Veranstaltungsreihen des Salzburger Bildungswerks „Salzburg bist du großer Töchter“ und die Aktivitäten der einzelnen regionalen Bildungswerkeinrichtungen gab es in allen Bezirken. Von den zehn Projekten „Best practice“ des Zukunftslabors fanden immerhin sieben in den Landregionen und nur drei in der Stadt Salzburg statt. Bei den „Zukunftsprojekten“ wurden sechs von zehn Projekten in den Bezirken abgewickelt.
Beim ganzjährigen integrativen Musikprojekt „Musik verbindet“ des Vereins Alpine Peace Crossing fanden 17 Trommelworkshops und zehn von zwölf Konzerten im Pinzgau statt, ein weiteres im Flachgau. Das Musikum Salzburg veranstaltete das landesweit angelegte Projekt „Salzburg klingt – grenzenlos“ mit neun Großveranstaltungen und Workshops in den Bezirken.
Der Film „Zauberhaftes Salzburg“ (Pausenfilm zum Neujahrskonzert 2016) von Georg Riha wurde mit vier internationalen Filmpreisen ausgezeichnet, darunter dem Gold award „First Star“ in der Kategorie TV auf der ITB, der weltweit größten Tourismusmesse in Berlin, und einer Bronzemedaille beim New York Festival World's Best TV & Films in seiner Kategorie.