Um Grünland ging's schon im alten Rom
HINTERGRUND / ALTERTUMSWISSENSCHAFTEN (2)
15/02/17 Nicht nur im Boden, sondern auch in alten Büchern entdecken Altertumswissenschaftler immer von der Universität Salzburg wieder Neues aus der Antike. „Eine Sensation war im Jahr 2012 die Auffindung des ältesten lateinischen Evangelienkommentars aus dem 4. Jahrhundert durch Lukas Dorfbauer“, sagt Dorothea Weber, Universitätsprofessorin für Latinistik und Leiterin des Fachbereichs Altertumswissenschaften.
2016 gelang es Clemens Weidmann, neue Augustinus-Predigten zu identifizieren und zu publizieren.
Dorothea Weber und Clemens Weidmann gehören einer Arbeitsgruppe der Salzburger Altphilologen (Bereich Latinistik) an, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Schriften der lateinischen christlichen Autoren der Spätantike in wissenschaftlich gesicherten Editionen zugänglich zu machen. Das geschieht im Rahmen einer der ältesten Forschungsinstitutionen Österreichs, des CSEL (Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum). Es hat 2012 an die Universität Salzburg angedockt und bereichert hier eine höchst lebendige Klassische Philologie, die die Bedeutung der alten Sprachen und deren Literaturen im wissenschaftlichen Gespräch mit Mittelalter-Disziplinen, Judaistik, Philosophie und Theater erforscht.
Gut nach außen hin sichtbar ist die Salzburger Altphilologie mit dem neuen Schwerpunkt Rhetorik. „In politischen Reden zum Beispiel ist der Aspekt der Herrschaft durch Sprache sehr interessant“, sagt Universitätsprofessor Thomas Schirren, Bereichsleiter Gräzistik. „Salzburg ist mit der Rhetorik in einer sehr guten Position“, bestätigt der frühere Wissenschaftsminister und Klassische Philologe Karlheinz Töchterle.
Eine deutliche Neuorientierung hat in den letzten Jahren auch der Bereich Alte Geschichte erfahren. Weg von der Ereignisgeschichte, hin zur antiken Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Mit welchen kriminellen Machenschaften haben etwa habgierige römische Immobilienspekulanten und Herrscher/innen wie Marc Anton oder Messalina Mitkonkurrenten ausgeschaltet? Man scheute nicht vor Mord und Totschlag zurück. Besonders begehrt waren die prächtigen Gärten Roms, ein Thema mit dem sich Universitätsprofessorin Monika Frass, die neue Bereichsleiterin für Alte Geschichte (Nachfolge von Herbert Graßl), intensiv beschäftigt.
„Schon im antiken Rom kämpften Kritiker gegen die Verbauung von Grünflächen!“ Monika Frass findet da Parallelen zur Gegenwart. „Das traditionelle Grünland, ursprünglich agrarisch genutzte Flächen, wurde von Ziergärten und Parks mit großartigen Villenanlagen immer mehr verdrängt. Reiche kauften alles auf und verbauten es, sogar antike sakrale Flächen, ehemalige Begräbnisstätten Armer, fielen dem Prestigestreben und Repräsentationsbedürfnis der Mächtigen zum Opfer.“ (Universität Salzburg)