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Zwischenräume, öffentliches Grün und Gemeinwohl

HINTERGRUND / GESTALTUNGSBEIRAT

14/02/17 „Es geht nicht nur um das Gebaute, sondern auch den Raum dazwischen“, räsoniert Susanne Burger. Die Landschaftsarchitektin war in den letzten Jahren Mitglied des Gestaltungsbeirates der Stadt Salzburg. Sie und der Stadtentwicklungsexperte Arno Brandlhuber haben nun ihre Tätigkeit in dem Gremium beendet. Ihnen folgten kürzlich Anna Detzlhofer (Wien) und der Architekt Ernst Beneder aus Waidhofen nach.

Der bisherige Vorsitzende Walter Angonese aus Kaltern (Südtirol) bleibt weiterhin in seiner Funktion. Die Schweizerin Marianne Burkhalter und Architekt Bernardo Bader – beide im Juli 2015 auf drei Jahre in den Gestaltungsbeirat bestellt – bleiben ebenfalls im Team.

Denke man über die Freiräume erst im Nachhinein nach, blieben viele Möglichkeiten ungenutzt und es werde zudem oft teurer als eine integrierte Planung, sagt Susanne Burger. Dass Freiraum und Architektur als Einheit gesehen werden sollen, weil sie im Zusammenspiel die gebaute Umwelt bilden und deren Lebensqualität bestimmen, betont auch Arno Brandlhuber. Aber: Beim Bauen ginge es immer um Partikularinteressen, das sei selbstverständlich und völlig legitim, meinte er. Aufgabe des Gestaltungsbeirates sei es hingegen, die gebaute Umwelt über die Einzelinteressen hinaus, im Sinne des Gemeinwohls zu betrachten. Für diese Aufgabe sehe er den Salzburger Beirat gut aufgestellt.

Steigender Wohnungsbedarf und damit einhergehende Verdichtung machen den Umgang mit öffentlichem Landschaftsraum immer wichtiger, ist auch Anna Detzlhofer überzeugt. Es gehe dabei nicht nur um das bloße Vorhandensein von grünen Zonen, sondern deren Aufenthaltsqualität und Nutzungsmöglichkeit im städtischen Alltag. Gemessen an internationalen Standards gebe es hier noch Verbesserungspotential, sagt die Landschaftsarchitektin.

Ernst Beneder hat unter anderem den Gestaltungsbeirat Innsbruck aufgebaut sowie die Jury zur Sanierung des Parlaments in Wien erfolgreich als Vermittler zwischen Politik, verschiedenen Interessensgruppen und Experten geleitet. Einer also, der sich aufs Moderieren versteht. Wenn sich Wirtschaft und Alltag mit der Zeit ändern, müsse auch das gebaute Umfeld mitwachsen, argumentiert Ernst Beneder. Dafür müsse man – bei begrenzter Fläche – den „Zwischenraum“ im Bestand suchen und für Neues nutzen. Mit einer lebendigen Baukultur und entsprechender Qualität könnten auch Stadtviertel jenseits der historischen Altstadt eine spezifische Salzburg-Identität erzeugen.

Univ.Prof. Walter Angonese bleibt für weitere anderthalb Jahre Vorsitzender des Beirats. „Eine Stadt ist grundsätzlich ein dynamisches Gebilde, deshalb braucht es Flexibilität“, sagt er. Die Vielfalt der fachspezifischen Expertisen und Sichtweisen im Gestaltungsbeirat halte er für extrem wichtig. Aus der ganzheitlichen Diskussion im Beirat müsse dann eine gemeinsame, nachvollziehbare, im öffentlichen Interesse stehende Haltung resultieren. So könne der Gestaltungsbeirat zur Entwicklung der Stadt beitragen und das Wachstum begleiten.
In einer Live-Sendung von Radio Salzburg hat Angonesekürzlich etwas gesagt, was der fürs Soziale zuständigen Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer sauer aufgestoßen ist: Walter Angonese hat die Wohnbauförderung kritisiert, die auf absolute Barrierefreiheit hinzielt. Architekten klagen ja immer wieder, dass das ein Grund für hohe Baukosten sei. Wohnungen müssten nicht zu hundert Prozent barrierefrei sein, meint Angonese. Anja Hagenauer dazu: „Da hätte ich mir von dem Herrn Chefarchitekten sehr viel mehr Sensibilität erwartet. Aktuell sind erst um die fünf Prozent aller Wohnungen barrierefrei. Und wir werden immer älter. Da wird das Thema für immer mehr Menschen immer brennender." Sie lädt den Architekturprofessor ein, "zum nächsten Behindertenbeirat zu kommen und sich vor diesem Gremium zu erklären". (InfoZ)

Bild: Stadt Salzburg / Johannes Killer

 

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